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Geschrieben von yola am 29.10.2011, 10:27 Uhr

Muss mir was von der Seele schreiben...

Hallo an alle,

also wenn ich ganz ehrlich bin, könnte ich dieses Post auch mit der Überschrift "Von Depressiven umzingelt" (in Anklang an das Kinderbuch "Von Idioten umzingelt") betiteln - ich weiss es klingt flapsig, aber Galgenhumor hat mir schon oft geholfen, den Kopf über Wasser zu halten.

Jetzt hat das Kind also endlich einen Namen. Gestern hat sich mein Ex gemeldet um das dritte Mal in Folge ein WE abzusagen und damit implizit auch die Papa-Ferienwoche die diese Woche eigentlich hätte stattfinden sollen... so gesehen nichts wirklich Überraschendes. Ich bin ja wirklich sehr dankbar dafür, dass ich in dieser Hinsicht (KV kommt oder kommt nicht) - ohne dass ich wüsste, wo sie herkommt - sehr viel Gelassenheit entwickelt habe.

Obwohl ich ein bisschen Auszeit wirklich gut hätte gebrauchen können - ich habe die letzten zwei Monaten wie eine Blöde geschuftet weil endlich Aufträge reinkamen und alles angenommen, obwohl ich weiss, dass es mir zuviel wird - aber irgendwo muss die Miete ja herkommen und so wird das Minus in diesem Jahr nicht vollkommen desaströs... aber das nur am Rande. Bin halt im Moment sehr erschöpft weil es viel und sehr anstrengende Arbeit ist und die Arbeitstage auch elend lang sind.

Aber das ist ja nichts Neues, neu war nur dass mein Ex gestern beim Gespräch zum ersten Mal das Kind beim Namen genannt hat und ziemlich eindeutig von Depressionen gesprochen hat. Wir reden ja sonst nie über persönliche Angelegenheiten und ich war etwas überrascht, dass er mit der Sprache rausrückte. War dann auch nur ein kurzes Gespräch von vielleicht 5 Minuten - ich habe ihn noch gefragt, ob er sich Hilfe gesucht hat - hat er wohl und dann war das Gespräch auch beendet.

Und trotzdem wirkt es irgendwie nach.

Im Laufe der letzten Monate ist mir nämlich klar geworden (auch durch die sehr sparsamen Kommentare von älteren Familienangehörigen - ist ja ein Tabu-Thema) dass meine Mutter wohl jahrelang schwere Depressionen gehabt haben muss als ich klein war. Deckt sich auch mit dem, wie ich meine Mutter während meiner Kindheit in Erinnerung habe: ihr Körper war zwar da aber "sie" war nicht präsent. Also eine Mutter im handelsüblichen Sinne habe ich nie erlebt.

Und die letzten drei Wochen musste ich sie - was jetzt schon lange nicht mehr geschehen ist - etwas stärker in die Kinderbetreuung einbinden weil ich Aufträge habe wo ich derzeit oft erst um 20 oder 21 Uhr nach Hause komme (aber vorher nie weiss, wie lang es tatsächlich dauern wird).

Und letzten Donnerstag sass sie da, nachdem sie drei Stunden mit den Jungs verbracht hatte - was ja auch nicht soooo schrecklich lang ist - und die Jungs waren ziemlich aufgedreht aber nicht überdreht (da gibt's ja den Unterschied) und ist einfach "ausgeflippt". Sie hat jetzt nicht geschrien oder so - aber war total neben der Spur und hat sich benommen wie ein drittes Kind.

Wahrscheinlich lag es daran dass ich, als ich heimkam, wirklich kaputt und ausgehungert war und nicht sofort das Ruder übernommen habe sondern mich noch 10 Minuten hingesetzt habe und etwas gegessen habe - das war wohl zuviel verlangt in der Situation...

Aber das war schon das erste Warnsignal. Und gestern - à propos of nothing - macht sie dann auch so eine komische Bemerkung zu einem der Jungs dass sie sich auch am liebsten hinsetzen würde und heulen...

Nun bei meiner Mutter weiss man halt nie wo man dran ist, weil sie sich immer benimmt wie ein bockiger Teenager wenn sie zu etwas keine Lust hat.
Man glaubt, jetzt kippt sie einem gleich aus den Latschen und hat schon ein schlechtes Gewissen wegen der paar Stunden wo man sie um Hilfe bittet - und dann kommt zufälligerweise eine ihrer Freundinnen um die Ecke und meine Mutter ist wie ausgewechselt und sprüht vor Tatendrang und Einsatzbereitschaft... deswegen ist es da immer schwer zu wissen, ob es ihr wirklich schlecht geht, oder ob sie bloss wieder mal eine ihrer "Motzphasen" hat.

Na ja, und bei meinen absolut unregelmässigen und ständig wechselnden Arbeitszeiten und der Flexibilität die der Job verlangt, und so wie die Jungs gepolt sind, da bleibt halt nicht viel Wahl.

Na ja, ich musste es mir jetzt einfach von der Seele schreiben, es beschäftigt mich, weiss auch nicht genau warum.

Das mit meinem Ex hatte ich ja schon vermutet, aber irgendwie ist es doch ein blödes Gefühl zu wissen, dass die eh schon wenigen Erwachsenen um mich rum, die ja vielleicht auch mal unterstützend mitwirken könnten/sollten weil ich auch heftig rudern muss um unser Schiff auf Kurs zu halten, solche Wackelkandidaten sind.

Manchmal wünschte ich mir, ich hätte einfach mal einen Menschen bei dem auch ich mich mal anlehnen darf und einfach mal die Verantwortung teilen kann, nicht alles alleine tragen muss...

Na ja, ich krieg das schon hin, aber aufschreiben und es in den Äther schicken hilft.

Liebe Grüsse

Yola

 
2 Antworten:

Re: Muss mir was von der Seele schreiben...

Antwort von Zwergenalarm am 29.10.2011, 11:23 Uhr

Liebe Yola!

Ich kann dich auch hier, wie so oft, echt gut verstehen. Meine persönliche Situation (ebenfalls selbst und ständig) verlangt auch manchmal Bocksprünge, und es wäre einfach hin und wieder schön, wenn man selber einmal einfach auslassen könnte. Aber das geht ja nicht, weil, wie du so schön formulierst, das Schiff auf Kurs bleiben muss.

Aber im Gegenzug bist du der Kapitän, und du brauchst dich nicht davor fürchten, dass dein Leben aus dem Ruder kippt, nur weil dich ein anderer hängen lässt (von unbeeinflussbaren Dingen mal abgesehen). In diesem Fall rettet dich vermutlich dein Plan B bis J.

Und deine Jungs werden wahrscheinlich sowas von boden- und selbstständig, weil sie´s von der Mama ja vorgelebt kriegen, dass du dir eines Tages ohne schlechtes Gewissen auf die Schulter klopfen kannst.

Mir helfen in solchen Situationen immer lange Autofahrten allein mit voll aufgedrehtem Radio, oder auch ein wunderbar ungesundes Essen, Hauptsache nicht selbst gekocht, mit meinen Mädels.

Falls du dich also mal mit dem chaotischen Käptn vom Nachbarschiff austauschen willst.....meine mailbox ist offen. Mir tut´s auch gut zu sehen, dass es immer andere gibt.

Mast und Schottbruch

Zwergenalarm

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Re: Muss mir was von der Seele schreiben...

Antwort von Pondus2003 am 29.10.2011, 12:11 Uhr

Hallo Yola, irgendwie hat mich Dein Posting angesprochen, obwohl ich nichts von Dir weiß. Starke Frau, selbstständig, aktiv, Jungsmutter (ich habe 3 Söhne) und von Depressiven umzingelt, das erinnert mich an mich selbst (meine Mutter betrifft das allerdings nicht, meinen Vater auch nicht). Aber meinen Mann. Mir hat das Buch "Warum Männer mauern" sehr geholfen zu verstehen, wie mein Mann tickt und wie ich damit umgegangen bin bzw. wie ich ticke. Kennst Du zufällig das Buch?

Lg Pondus

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