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Geschrieben von fiammetta am 14.05.2010, 12:34 Uhr

*toller* Vatertag- Angriff von rechts

Hi,

erst einmal: Respekt an Deine Mutter! Wie geht es ihr jetzt, physisch und psychisch?

Meine Mutter hat vor ein paar Monaten in der Straßenbahn miterlebt wie ein Jung-Nazi eine junge Frau, offenbar mit Migrationshintergrund, provozierte. Andere Mitfahrende beschützten die Frau dann, woraufhin er einer dieser Frauen dann ins Gesicht schlug, so dass sie nicht nur blutete, sondern auch die Ambulanz verständigt werden mußte. Der Kerl entkam anschließend - die Polizei machte sich nicht erst die Mühe ihn zu verfolgen. Die Begründung lautete: "Den kriegen wir schon." Ob das zutrifft, steht in den Sternen. Eine Zeitungsmeldung war die Geschichte jedenfalls nicht wert...

Meine Mutter dachte eine Zeitlang darüber nach, woher sie den fanatischen Blick dieses Typen kann. Irgendwann fiel ihr dann dann ein, dass die SS-Leute, die sie ja noch in ihrer Kindheit erlebt hatten, auch so schauten.

Der Witz ist, dass jeder von uns Menschen kennt, die einen völlig normalen Eindruck machen, die oft relativ gut situiert sind, also keinerlei Zunkunftsängste hegen müssen, nicht einmal für ihre Nachkommen. Im Laufe der Zeit quillt dann aber derartig viel brauner Dreck aus ihrem Mund, dass es schier sagenhaft ist. Projektionsflächen sind Ausländer aller Herkunft, "Neger" und - man höre und staune - Juden. Der Witz ist nur, dass sie jemals weder "Neger" noch Juden jemals persönlich kennengelernt haben... Hinrichtungen sollten sowieso wieder eingeführt werden usw. Mir ist es schon einige Male passiert, dass ich Kunden verloren habe, weil ich mich weigerte, deren braunes Gekotze so stehen zu lassen. Historischen Fakten und moralischen Prinzipien sind sie nur leider grundsätzlich nicht zugänglich. Lustigerweise empfinden sie sich selbst nicht als Nazivorhut, sondern halten sich oft sogar noch für besonders reflektierend...

Beliebt sind hier in der Gegend auch die gebetsmühlenartig wiederkehrenden Geschichten von den polnischen Zwangsarbeitern, denen ja nichts besseres passieren konnte als endlich auf einem der hiesigen Höfe zu landen, wo sie schließlich regelrecht gemästet und wie ein Kind des Hofherren behandelt worden seien. Nur dumm, dass der Zwangsarbeiter an sich das nicht mitbekommen hat...

Ein guter Teil dieser Parolen ist der Tatsache geschuldet, dass sich bis heute kaum einer ehrlich mit der eigenen Familiengeschichte und seinen innerfamiliär geschürten Ängsten auseinandersetzt, dann kämen viele dieser Aktionen nicht erst zustande.

Ich empfehle übrigens zwei Bücher:
Gustave LeBon - Psychologie der Massen
Harald Welzer u.a. - Opa war kein Nazi, Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis
sowie
http://melin.sv-www.de/p.php?T=http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/33508

LG

Fiammetta

 
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