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von Leena  am 10.06.2020, 18:47 Uhr

Seehofer und die AfD

Die AfD war ja vor dem BVerfG erfolgreich mit ihrem Antrag, dass Seehofer mit der Veröffentlichung seines dpa-Interviews, in dem er die AfD u.a. als "staatszersetzend" bezeichnet hat, auf der Homepage des Innenministeriums die Partei in ihrem Recht auf Chancengleichheit aus Art. 21 I S. 1 GG verletzt hat (und die Bundesrepublik der AfD die notwendigen Verfahrenskosten zu erstatten hat).

Ich habe mir heute mal das aktuelle Urteil des BVerfG von gestern in Sachen Seehofer und AfD durchgelesen - und irgendwie finde ich es traurig, dass Seehofer es der AfD so einfach gemacht hat - die jetzt (definitiv zu Recht) sich als Sieger in dieser Auseinandersetzung feiern kann.

Es hätte doch Seehofer (oder wenigstens seinen zuständigen Juristen) klar sein müssen (auch in Bezug auf die Rechtsprechung genau zu der Thematik in den letzten Jahren), dass er sein dpa-Interview, in dem er die AfD als "staatszersetzend" bezeichnet, um Gottes Willen nicht auf die Homepage seines Ministeriums hätte stellen dürfen, und dass er als Minister (erst recht als Innenminister) im Amt verdammt noch mal zu Neutralität verpflichtet ist. Klar, als Parteipolitik darf er entsprechendes sagen, aber doch nicht als Minister?!?

Und jetzt kann die AfD sich feiern - und dabei geht es gepflegt unter, dass die Parteivertreter im Antragsverfahren vorgetragen habe, dass "angesichts des Gefälligkeits- und Stichwortgebarens, in dem das Interview geführt worden sei, der Verdacht bestehe, dass die dpa als journalistischer Dienstleister für das Interview bezahlt worden sei", dass die Fragen "gefällig und völlig unkritisch gewesen" seien.

Und die Partei kann ihrerseits scheinbar hemmungslos, ach nein, lt. BVerfG "in unangemessener und maßloser Weise" in ihrer Antragsschrift behauptet, die Äußerungen Seehofers erinnerten an die „Hetzreden der nationalsozialistischen Reichsregierung gegen jüdische Mitbürger seit 1933“ und seien von der Intention getragen, die Anhänger der Antragstellerin als „Feinde des Gemeinwesens“ hinzustellen, „gegen die Unrechts- und Willkürmaßnahmen als jederzeit erlaubt und von Staats wegen willkommen gelten müssten“.

Also diskreditiert die Antragstellerin im Vorbeigehen mal eben so die Presse (dpa), klar, "Systemmedien" (oder wie heißt das Schlagwort?) lassen grüßen... gefällig, völlig unkritisch, im Zweifelsfall auch noch dafür bezahlt als "journalistischer Dienstleister"... *örgs* Und die Vergleiche mit den "Hetzreden der NS-Regierung gegen Juden seit 1933" sind sowas von daneben, aber schön "Opferrolle", klar...

Eigentlich hat die AfD ja soweit für sich alles richtig gemacht (und ihren Antrag in der mündlichen Verhandlung auch noch ein klein wenig angepasst), so dass sie sich jetzt als strahlender Sieger verkaufen kann.

Ich glaube, wir brauchen dringend eine neue Kultur im Umgang mit der AfD, denn Seehofer hat (fürchte ich) der Partei eine klassische Steilvorlage geliefert. Und das finde ich verdammt schade und außerdem auch noch kontraproduktiv.

Wobei ich (ganz privat) finde, dass die Partei in ihrer Antragsschrift bzw. ihrer Erwiderung in dem Verfahren eindeutig bewiesen hat, dass selbst Seehofer in der Sache hier recht hatte - die "gekaufte Systempresse" und die Vergleiche mit der NS-Regierung sowie die AfD-Anhänger quasi als "Juden der Gegenwart" in der Opferrolle - das finde ich mehr als unappetitlich. Aber scheinbar sah das BVerfG das bei der Abfassung seines Urteils auch so, sonst hätte es die Formulierungen in der Antragsschrift und der Erwiderung nicht in dieser Weise zitiert und gewertet.


https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2020/06/es20200609_2bve000119.html

 
14 Antworten:

Re: Seehofer und die AfD

Antwort von DK-Ursel am 10.06.2020, 23:49 Uhr

Hej Leena!

ich bin jetzt zu müde, um mich mit dem Urteil und Drumherum zu beschäftigen,aber daß er nuterliegt war klar.
Sowas darf man sich nicht leistend,enndie AfD setzt verstärkt auf die Fehler der anderen Parteien, sucht sie geradezu (wie jemand beim Mobben), um sich dann als die Rechtfertigen und Gerechten darszustellen /die natürlich auch immer haarscharf oder noch doller in den Spinat trampeln, nur um dann "das haben wir ja ganz anders gemeint" zu rufen, wenn es brenzlig wird).
Als Politikerwäre ichsupervorsichtig, was ich wie und wann über die AfD äußere, um ihr eben diese Gelegenheiten nicht zu bieten. Da sollte man seinen Hausjuristenwirklich immer inder Tasche dabei haben,d enn verständlich ist natürlich, daß man gerne Tacheles redet und dies auch nach außen transportieren will - zumal wir Bürger ja auch eine eindeutige Stellungsnahme ienfordern.
Ja, Politiker sein ist eben nicht einfach.

gruß Ursel, DK

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von Hase67 am 11.06.2020, 8:35 Uhr

Ja, es ist genau dieser juristische Blick, den man im Umgang mit der AfD nie aus den Augen verlieren darf. Weil sie selbst sehr gewandt darin ist, haarscharf an der Grenze des gerade noch juristisch Zulässigen zu balancieren und ihren Fokus sehr stark darauf gerichtet hat.

Natürlich ist es ärgerlich, dass sich die AfD über diesen juristischen Sieg ins Fäustchen lacht und unappetitlich, wenn sie sich deshalb als "Opfer von Staatszensur wie einst die Juden" inszeniert. Die Frage, die sich mir gerade in letzter Zeit wieder stellt, ist aber, wie relevant solche "Siege" der AfD insgesamt gesehen sind. Denn die Umfragen zeigen ja deutlich, dass ihnen die Relevanz insgesamt verloren geht.

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von DK-Ursel am 11.06.2020, 9:10 Uhr

Nun ja, die eine Sache ist, daß aufgrnud von Corona auch andere,vorher im Aufwind befindliche Parteien, einiges verloren haben - eine ganz natürliche Folge der Foklussieurng auf ein Thema, das eben nur die, die an der Macht waren, wirklich händeln konnten. Da Rihe zu bewahren und nicht noch mit Endlosdiskussionen alle zu entnerven, brin gt leider wenig Positives ins Bewußtsein der Wähler (wohingegen das vorher Gesagte eben noch mehr Unverständnis geerntet hatte) - aus den Augen,aus dem Sinn.

Das andere ist, daß die AfD leider selbst bei ihrem Verschwinden schon sehr viel Schaden angerichtet hätte,das Bewußtsein, daß manche Dinge (wieder)salonfähig sind, hat sich manifestiert .Sowas ist immer sehr schwer rückgängig zu machen.
An die Einsicht ihrer Wähler glaube ich leider kaum - und clever wiesiesind stürzensie sich gleich wie Pygmalione auf das nächste Thema, wen ndieFlüchtlinge wirklich nichtmehr zählen sollten. Wie beim Euro, ihremAusgangspunktthema, ja erlebt...

(Wobei die sozialen Folgen der Coronakrise ganz sicher genug Stoff für Ausländerhetze liefern können, auch wieder leider.)

Gruß Ursel, DK

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von Hase67 am 11.06.2020, 9:23 Uhr

Ich will nicht kleinreden, dass die AfD massiven Schaden anrichtet und bereits angerichtet hat, weil sie vorhandene autoritäre, spalterische, rassistische und diskriminierende Tendenzen in der Bevölkerung aufgreift und salonfähig macht. Und damit teilweise auch nur einen dumpf vorhandenen Unmut und Denkfaulheit kanalisiert und auf Feindbilder projiziert. Insofern haben sie sich das Etikett "staatszersetzend" oder eigentlich sogar "demokratiezersetzend" redlich verdient (und bevor hier einer schreit: Ich habe das Recht, das zu schreiben, denn hier herrscht Meinungsfreiheit).

Dass die AfD jetzt so lange nichts zu melden hatte, lag daran, dass ihr Grundprinzip nicht das konstruktive Handeln, sondern das destruktive Zersetzen ist. Was du beschreibst (dass nur die Entscheider in so einer Krise wirklich etwas zu melden haben und sich deshalb der Fokus von den Randfiguren, also der Opposition, abwendet) hat man auch bei den Grünen und der FDP beobachtet, aber die sind immerhin - jede auf ihre Weise - bei ihren Themen geblieben und haben auch zu den Debatten beigetragen. Die AfD, so hatte ich das Gefühl, war jetzt erst mal in Schockstarre (auch, weil parallel ja der Kalbitz-Ausschluss und interne Querelen liefen) und hat schlichtweg den Anschluss verpasst, von wegen "Pygmalion". Die hängen sich jetzt an den Hygienedemo-Zug dran und an die Gegenbewegung zu Black Lives Matter.

Abwarten, wie es mit der Akzeptanz der Wähler langfristig aussieht.

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von Butterplätzchen am 11.06.2020, 9:38 Uhr

Ich hoffe dass dies ein letztes Aufbäumen vor der Versenkung in die Bedeutungslosigkeit ist.
der immer gleiche Sermon, den sie von sich geben! die immer gleichne Schlagworte, Themen, Feindbilder.
immer die gleiche Leier von der "gemobbten" Partei.
Muss doch dem stärksten Anhänger irgendwann komplett auf den Senkel gehen.

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von SassiStern am 11.06.2020, 11:25 Uhr

Totgeglaubte leben länger. Die Coronakrise ist bald vorbei, dann geht es wieder aufwärts.

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von kati1976 am 11.06.2020, 12:58 Uhr

War ja klar das die zu blöde sind um während einer Krise was zu machen.


Große Fr.... und nichts dahinter.

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von Berlin! am 11.06.2020, 13:37 Uhr

Das war wirklich klar.
Echte Krisen löst man nicht mit Faschisten und Populisten, schon gar nicht mit einer Kombi aus beidem.

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von Butterplätzchen am 11.06.2020, 13:45 Uhr

"Die Coronakrise ist bald vorbei, dann geht es wieder aufwärts."
Heißt im Klartext dass die Partei unfähig ist sich in einer Krise zu profilieren.
So viel Kritik an dieser Partei hätte ich Dir gar nicht zugetraut.

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von kati1976 am 11.06.2020, 13:50 Uhr

Ich habe von denen auch nichts anderes erwartet.

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von taram am 11.06.2020, 14:05 Uhr

Die werden sich früher oder später selbst zerstören...da bin ich ganz sicher

AFD leugnet Corona, aber man kann Masken bei der AFD käuflich erwerben

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von DK-Ursel am 11.06.2020, 15:02 Uhr

Ja eben,der Rückfall auf niedrigere Zahlen ist in allen Oppositionsparteien zu beobachten - und die können jetz,w o es u msoziale Fragen, Öffnmung und Verteilung von Hilfsgeldern geht, wieder marikeieren, AUCH mit ihren altenThemen.
DAS können die AfDler sicherauch, dennwen nein Hartz-4-ler nichts oder wenig bekommt und eni Flüchtling auch unterstützt wird, dann haben sie doch ihren Punkt für die, die eh neidisch auf die noch schwächeren Mitbürger sind.

Ich fände es schön,wenn Du mit Denen Zweifeln Recht behieltest - und sie mit wehenden Fahnen im Nirwana verschwänden, nur habe ich 1. Sorge,daß das nicht passiert unbd 2. auch die befürxchtung, daß ihr Geist sich längst manifestiert bei vielen hat --- nicht nu i mUInland sorgen ja Populisten dafür,daß manches denkbar, ja sogar aussprechbar ist,wasvorher wirklich nur eine Schande für alle war.

Ich habe die Sache Seehofer übrigens so verstanden, daß´er das als Privatmann sagen darf (und somit wir kleineren Lichter sowieso), aber nicht als Partei auf der offiziellen Seite der CSU.

Gruß Ursel, DK

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von Leena am 11.06.2020, 15:13 Uhr

Doch, als Parteipolitiker darf er es sagen, auch auf der offiziellen Seite der CSU.
Er darf es aber nicht in seiner Eigenschaft als Bundesminister des Innern auf die Homepage des Innenministeriums stellen - als Bundesminister ist er zur Neutralität verpflichtet.

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Re: Seehofer und die AfD

Antwort von Einstein2.0 am 11.06.2020, 16:26 Uhr

Die Länder, die von Rechtspopulisten geführt werden, haben den größten Schaden an ihrer Bevölkerung verursacht. Auch wirtschaftlich.
Auf solche Argumente gehen die Anhänger aber nicht ein, weil sie nichts dagegenzusetzen haben.
Die Coronakrise ist übrigens auch nicht bald vorbei, nebenher erwähnt....

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