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Geschrieben von Hase67 am 27.06.2014, 11:12 Uhr

Primark

Ich habe zum Thema mal einen sehr interessanten Beitrag von Trigema-Chef Wolfgang Grupp gelesen - ja, ich weiß, der Mann ist ständig in Talkshows präsent und nicht gerade ein Sympath mit seiner selbstgerechten Art, seinen Maßanzügen und Manschettenknöpfen. Er hat aber etwas gesagt, das ich auch als Kleinunternehmerin durchaus unterschreiben kann: Für die Qualität der Produkte und die Produktionsbedingungen kann nicht der Endverbraucher zur Verantwortung gezogen werden, und er fände es grotesk, dass sich Leute die Mühe machen müssten, aufwendig zu recherchieren, wer fair und verantwortungsbewusst produziert.

Er hat also an die Verantwortung der Unternehmer appelliert, und da ist es ganz klar ein Problem, dass es kaum noch Betriebe gibt, in denen es einen (durchaus autoritätren und alles kontrollierenden) Chef gibt, der seinen Mitarbeitern auch so etwas wie eine Vaterfigur ist, bei dem alle Fäden zusammenlaufen und der ganz klar der "Big Boss" ist, der aber eben auch Sicherheit, langfristige Zusammenarbeit und ein familiäres Klima in der Firma sicherstellt. Sina Trinkwalder (ja, auch über diese Frau kann man streiten) versucht so etwas ja gerade mit diesen Edeka-Taschen wieder zu etablieren und nimmt dabei in Kauf, erst mal keine so großen Gewinnmargen zu erwirtschaften. Ich glaube tatsächlich, dass es darum geht: Dass Produktion wieder an menschliche Verantwortung geknüpft wird. Das bedeutet aber andererseits auch das Ende von international operierenden Riesen-Firmen - und von schnellem Konsum zugunsten von besserer, haltbarerer und teurerer Qualität.

In den Ländern, in denen unsere Klamotten teilweise hergestellt werden, nützt kein Ethikstandard des Unternehmens und keine Kontrolle von außen etwas: Ist der Kontrolleur wieder weg, geht es munter weiter mit Korruption, Machtspielchen und In-die-eigene-Tasche-Wirtschaften der Verantwortlichen vor Ort. Die in Bangladesh eingestürzte Fabrik, bei der so viele zu Tode kamen oder verstümmelt wurden, ist ein klassisches Beispiel dafür, wie so was läuft: Da gibt es dann Gelder für den Bau einer Fertigungshalle, und plötzlich kommt einer auf die Idee, dass man das doch alles viel billiger bauen könnte, wenn man ein bisschen Baumaterial einspart und von dem Geld, das übrigbleibt, einfach dem Statiker, der das abnimmt (wenn überhaupt) ein bisschen was abgibt. So schlimm es ist, was mit den Leuten dort passiert ist: Die Verantwortung dafür KANN hier keiner übernehmen. Die einzige Schlussfolgerung, die man daraus ziehen kann ist, langfristig auf eine ganz andere Herstellungs- und Vertriebsstrategie zu setzen. Und das ist bei internationalen Giganten wie IKEA, H&M oder Adidas schlichtweg wirtschaftlich und organisatorisch nicht drin.

LG

Nicole

 
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