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Geschrieben von bine+2kids am 28.02.2012, 12:42 Uhr

Obdachlose, wer kennt sich aus?

Ich war mit meiner Tochter (11) in der Stadt, da hat ein alter Mann gebettelt.
Meine Tochter wollte dann von mir wissen, warum der betteln muss, er würde doch sicher Harz4 bekommen und würde doch sicher Geld für eine Wohnung bekommen. Eigentlich scheint mir das auch so, aber gibt es ein Grund, dass Leute in Deutschland keinen Anspruch auf Harz4 haben und obdachlos sein müssen? Bitte keine Polemik, ich möchte das nur verstehen um es meiner Tocher erklären zu können. Vielleicht arbeitet ja auch jemand an entsprechender Stelle.
Gruss Sabine

 
9 Antworten:

Re: Obdachlose, wer kennt sich aus?

Antwort von taram am 28.02.2012, 12:52 Uhr

Erstmal können auch Obdachlose H4 beantragen, sie bekommen es dann nur für einige Tage ausgezahlt. Viele Obdachlose sind schon so lange auf der Straße, dass sie gar nicht mehr in eine Wohnung zurück wollen. Die Straße ist eben zu ihrem Zuhause geworden. Andererseits schaffen es die meisten eben doch nicht, H4 zu beantragen, weil sie sich einfach dem System entziehen, weil viele Hürden ohne Hilfe nicht zu schaffen sind. Die meisten sind Alokholabhängig oder Drogensüchtig - da schafft sie es nicht, ihre Termine einzuhalten. Grundsätzlich ist jedoch alles möglich - der Geist ist willig aber das Fleisch zu schwach. Im Ausweis steht dann übrigens o.f.W. - ohne festen Wohnsitz. So ähnlich würde ich versuchen ihr das zu erklären. Viele gehen ja noch nicht mal im Winter in die O-Heime, es wird das letzte was man hat geklaut und für die Obdachlosen ist es natürlich auch schwer sich unterzuordnen oder sich anzupassen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier

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Re: Obdachlose, wer kennt sich aus?

Antwort von shinead am 28.02.2012, 13:13 Uhr

Obdachlose bekommen täglich Geld an diversen Stellen ausgezahlt. Wichtig dabei ist, dass im Perso "ohne festen Wohnsitz" eingetragen ist.

Insgesamt kommt ein Obdachloser dann ungefähr auf den Hartz IV Satz, ist aber rein technisch gesehen ein anderer Topf.

Wer eine Wohnung beantragt, der bekommt diese sicherlich früher oder später. Die Ämter geben sich da schon Mühe. Allerdings ist es nicht einfach für Obdachlose einen Vermieter zu finden. Mit viel Kraft und Durchhaltevermögen ist es aber möglich.

Es gibt aber auch Menschen, die diese Kraft nicht mehr. Viele sind krank (Alkohol, weil sich nüchtern die Situation nicht ertragen lässt und/oder Depressionen). Eine Wohnung liegt da in weiter ferne.

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Re: also das heisst....

Antwort von bine+2kids am 28.02.2012, 13:15 Uhr

...wenn sie sich an die Auflagen halten würden und die Anträge stellen würden, dann bekämen sie auch Harz4 und eine Wohnung? Es gibt doch sicher Streetworker, die auch den Obdachlosen helfen würden.
Böse gesagt, ist das eine selbstgewählte Obdachlosigkeit?
Danke schonmal Sabine

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Re: also das heisst....

Antwort von Luni2701 am 28.02.2012, 13:20 Uhr

also ich hatte einen solchen fall in der familie. Die Obdachlosen bekommen Geld, ca. der Hartz 4 Satz. Sie bekommen es über verschiedene Stellen, wenn sie es sich denn holen gehen. Beste anlaufstelle ist bei sowas das Obdachlosenheim. Die helfen da schon enorm weiter, wenn man die hilfe denn haben möchte. Unser Fall hat das Geld vom Sozialamt bekommen.

Und ja es ist verdammt schwer einen Vermieter zu finden, der einem Obdachlosen eine Wohnung vermietet, aber es gibt schon an vielen ecken Häuser wo halt viele wohnen die aus einem schwierigeren Rahmen kommen.

Derjenige bei uns hat nach einem Jahr suchen mit Hilfe des Amts (Hartz 4 Stelle) eine wohnung bekommen und sich nun Gott sei dank endlich berappelt udn die ausbildung fast abgeschlossen. Also auf der Strasse wohnen MUSS eigentlich keiner.

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Re: also das heisst....

Antwort von shinead am 28.02.2012, 14:09 Uhr

Es gibt nicht genügend Wohnungen.

Es gibt nicht genügend Streetworker. Man müsste die meisten wirklich bei der Hand nehmen. Das kann ein Streetworker gar nicht leisten.

Nicht selbstgewählt. Meist sind die Gründe für ein Leben auf der Straße tragisch. Raus zu kommen ist ein echt harter Weg und dauert meist auch lang.

Mein Mann war einmal obdachlos. (Lange Geschichte, die ARGE war schuld, Entschädigung bekommen) Er hat nicht auf der Straße gelebt, sondern ist bei mal bei jenem, mal bei diesem Freund untergekrochen. Es hat ihn ein Jahr gekostet bis er wieder eine Wohnung hatte.

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Re: Danke

Antwort von bine+2kids am 28.02.2012, 14:19 Uhr

Also kann ich meiner Kleinen erklären, dass die nicht nur vom betteln leben sondern auch Geld bekommen. Ich denke das beruhigt sie schon. Süss fand ich als sie meinte : gut dass der einen Hund hat, sonst wäre er ganz alleine. Aber für eine Wohnungssuche ist das auch nicht ganz einfach.
Gruss Sabine

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Re: Danke

Antwort von Ebba am 28.02.2012, 14:47 Uhr

Mindestens so wichtig wie Geld ist Respekt. Vielleicht schaust du dir einmal zusammen mit deiner Tochter den Clip zur Caritaskampagne (2010?) an. Er ist sehr anrührend und regt zum Nachdenken an:

http://www.youtube.com/watch?v=JQRRnAhmB58

Ein, nicht nur für Obdachlose (die durchschnittliche Lebenserwartung obdachloser Menschen liegt bei etwa 46,5 Jahren - etwa 30 Jahre unter der medizinisch gut versorgter Bürger) sondern auch für andere von Armut bedrohte bzw. in Armut lebende Mitmenschen, schwieriges Thema ist auch die Gesundheitsvorsorge bzw. Krankenbehandlung. So o. Damit beschäftig sich die diesjährige Caritas-Kampagne. Auch hierzu gibt es einen, wie ich finde sehr gelungenen, Werbefilm.

http://m.youtube.com/index?desktop_uri=%2F%3Fgl%3DDE%26hl%3Dde&hl=de&gl=DE#/watch?v=MxEWm7Ml4Fk

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45 min Reportage

Antwort von wolke79 am 28.02.2012, 15:15 Uhr

Lief gestern gerade auf NDR:

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/videos/minuten429.html

Und hier noch ein Beitrag über Günter Walraff, der für eine Reportage über Obdachlose eine Zeitlang auf der Straße gelebt hat:
http://www.zeit.de/online/2009/10/wallraff-zu-obdachlosigkeit

So einfach ist also nicht. Wenn du in München oder Hamburg obdachlos wirst, ist es sicherlich viel schwieriger eine Wohnung zu bekommen als in kleineren Städten. Und selbst gewählt ist die Obdachlosigkeit wohl in den seltensten Fällen, fast immer steckt eine tragische Geschichte dahinter. Die meisten sind dann noch Alkoholiker, weil das Leben nicht anders zu ertragen ist und schon ist man in dem Teufelskreis drin: keine Arbeit, keine Wohnung - keine Wohnung, keine Arbeit.

LG,
Katharina

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Re: 45 min Reportage

Antwort von taram am 28.02.2012, 18:26 Uhr

Der größte Teil der Obdachlosen leben ohne H4 - die leben vom Betteln und den verschiedenen Anlaufstellen. Es gibt viele die haben einen festen täglichen Rythmus, wo sie wann hinfahren.

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