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Geschrieben von fiammetta am 12.02.2009, 22:46 Uhr

Meine SM hatte Angst ...

Hi,

bei meiner SM war die jahrzehntelange Version über die Erzeugung ihrer Tochter, dass sie mit einem amerikanischen Soldaten nach dem Krieg verbandelt gewesen sei, der sie eigentlich nach Amerika hätte mitnehmen wollen - aber sie konnte doch ihre Familie hier nicht allein lassen. Nachdem ich ja Geschichte studiert hatte, waren mir eine Reihe von Ungereimtheiten aufgefallen, für die es dann jedes Mal neue Erklärungen hab. Vor ein paar Wochen hat sie meinem Mann dann endlich die wahre Geschichte erzählt, nämlich, dass sie, ein bis dahin eigenständiges Mädchen, mit 19 von einem tschechischen Bewohner "ihres" Dorfes gegen Kriegsende vergewaltigt worden war. Sie hatte nur deshalb nicht abgetrieben, weil eine Freundin, die dasselbe erlitten hatte, daran gestorben war und sie selbst außerdem Mitleid mit dem ungeborenen Kind hatte, das nichts für seine Existenz konnte. Ihre Tochter darf davon allerdings nie erfahren ...

Ich denke, das ist nachvollziehbar. Sie hat ihrer Tochter jedoch immer alles nachgesehen und ihr ganzes weiteres Leben daran ausgerichtet, dass sie glaubte, es niemandem erzählen zu können - was meiner Ansicht nach ein Kapitalfehler war. Ihr Leben ist durch dieses Schweigen und ihre Lebenslüge, um die sich letztlich alles drehte, relativ unglücklich verlaufen und leider hat sie damit auch ihre Kinder in ihr eigenes Schicksal mithineingezogen und im Endeffekt sogar ihre Enkelkinder. Echtes Mitgefühl oder die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und endsprechend zu handeln, sind ihr durch dieses Gefühl des Alleinseins weitgehend abhanden gekommen.

Ich weiß nicht, was ich an ihrer Stelle gemacht hätte. Eine Tante von mir, ein selten gutmütiges Wesen und in ihrer Jugend von derartiger Schönheit, dass sogar die Autos anhielten (ist wahr), war kurz nach Kriegsende auch schwanger geworden (aber wahrscheinlich nicht durch eine Vergewaltigung) und hatte dann eine Abtreibung auf dem Küchentisch, weil sie selbst alleine schon fast verhungert sind. Meine Mutter weint heute noch, wenn sie von dem Blutbad berichtet und ihren grauenhaften Schreien. Anschließend war ihr Unterleib regelrecht zerfetzt, sie überlebte dank ärztlicher Hilfe im KK (wo man sie wie Dreck behandelte) und konnte dieses Horrorerlebnis lebenslang nur durch Suff ertragen. Auch dies hatte Auswirkungen auf mein Leben.

Zwei Fälle, die jeweils von einem Leben in der eigenen Hölle und ihren Folgen für die Angehörigen berichten.

LG

Fiammetta

 
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