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Geschrieben von Hase67 am 03.12.2019, 9:24 Uhr

genau das sehe ich anders

Im Nachhinein lässt sich immer trefflich spekulieren, weshalb die FDP und die SPD diese Entscheidungen gefällt haben. Meine ganz persönliche Einschätzung ist, dass die FDP von außen blickend ziemlich genau gewusst hat, dass sie zwischen der Betonköpfigkeit der CDU/CSU und den ökologischen und sozialen Zielen der Grünen zerrieben worden wäre. Da war für sie kein Blumentopf zu gewinnen.

Die SPD hat sich aus meiner Sicht einfach breitschlagen lassen. Und unterschätzt, wie gefährlich weitere vier Jahre GroKo für die Wählerunterstützung sind. Meines Erachtens setzt sich das SPD-Wahlpublikum aus zwei Gruppen zusammen: Denen, die sozialdemokratische und durchaus auch sozialistische Ziele wichtig finden (insofern ist es jetzt vielleicht auch konsequent, dass da zwei gewählt wurden, die diesem Aspekt wieder mehr Profil verleihen wollen und auch an die moralischen Standards der SPD erinnern), und den Traditionswählern, den Arbeitern, weil die SPD historisch ihre Sache vertreten hat.

Nun kann die SPD aber relativ wenig dafür, dass die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung global und national immer weniger traditionelle Arbeiter braucht. Die Ängste, die dadurch entstehen und die Tatsache, dass der Stolz der Arbeiter, mit ihren manuellen Fertigkeiten einen wichtigen Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft zu leisten, mit immer stärkerer Digitalisierung und Maschinisierung den Bach hinuntergeht, hat natürlich keine Partei originär verschuldet, aber sie ist ein Fakt. Und da wird der Kampf um die "Fleischtöpfe" mit harten Bandagen geführt. Und dannn sind natürlich auch potenziell billigere Arbeitskräfte aus anderen Ländern eine Bedrohung.

Es ist nur leider so, dass sich diese Entwicklung nicht wird zurückdrehen lassen können, und dass längerfristiig die Erwerbstätigkeit als Dreh- und Angelpunkt des Lebens und zur Sicherung des Grundeinkommens immer mehr an Bedeutung verlieren wird, zumindest für Menschen, deren Tätigkeiten durch Maschinen ersetzbar sind. Das ist ein Bedrohungsszenario, auf das meines Erachtens keine der aktuellen Regierungsparteien eine wirkliche Antwort hat, weil sowohl die CDU/CSU als auch die SPD mit ihrem Denken massiv im 20. Jahrhundert verankert geblieben sind. Letztendlich ginge es statt hohlen Phrasen und Symbolpolitik, um dem Wähler nach dem Mund zu reden, eigentlich eher darum, Klartext zu reden und den Menschen die Angst vor neuen Gesellschaftsmodellen (mit einem bedingungslosen Grundeinkommen und anderen Formen des Wachstums) und da an brauchbaren Konzepten zu arbeiten, die die Menschen auch überzeugen. Davon merke ich aber im Moment sehr wenig. Wenn das aber nicht passiert, wird sich der gesellschaftliche Graben zwischen Arm und Reich und intellektuellem Establishment und "Arbeiterklasse" immer weiter vertiefen.

 
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