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Geschrieben von Kaka_b am 20.04.2013, 23:32 Uhr

Ellenlange Rat-Such-Mail

Ich brauche mal eure Ideen, ob man noch irgendwie einer Kollegin helfen könnte. Sie ist in einer Filiale unserer Firma in Asien angestellt, ist selbst Asiatin - die Bedingungen sind also völlig anders als in Deutschland. Was hier schon ein Bully wäre, scheint dort noch die Norm - soviel vorweg genommen.

Sie ist immer mal wieder völlig am Ende, und textet mir morgens um 3 ellenlange Botschaften, dass sie es nicht mehr schafft, nicht mehr aushält, dass ihre Chefs zuviel Druck ausüben, dass alle ihr immer nur sagen dass sie nichts kann, dass sie alles falsch macht, gleichzeitig aber mit Arbeit zugetürmt wird. Sie bekommt ständig neue Aufgaben und Verantwortlichkeiten zusätzlich zu dem Riesenberg, der so schon auf sie wartet. Sie arbeitet von morgens um 7 ihrer Zeit bis 9 oder 10 Uhr abends, sodass sich ihr Arbeitstag teils mit unserem überschneidet. Dann geht sie nach Hause und arbeitet noch ein, zwei, manchmal drei Stunden von zuhause weiter. Einige Nächte hat sie noch auf unsere Emails geantwortet, da muss es 1 oder 2 Uhr nachts gewesen sein. Auch an Wochenenden schickt sie Arbeitsmails oder bereitet irgendwelche Analysen vor. Sie ist völlig überarbeitet.

Es lief einiges schief in den letzten Monaten, und sie bekomme es wohl von allen in die Schuhe geschoben. Ständig habe sie ihre Chefs im Nacken, die sie anschreien und schimpfen, dass sie besser werden muss.

Ich habe sie persönlich kennen gelernt, schätze sie nicht besonders, ich denke von dem was ich mitbekomme, dass es durchaus Dinge gibt, die sie effizienter machen könnte - andererseits hat sie den Kopf so voll dass sie vermutlich schon deshalb manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.

Nun häufen sich gerade die Signale, dass es ihr gerade wieder zu viel wird. Sie ist ein wenig Drama-Queen, aber wir sehen ja wie sie zugeschüttet wird und bekommen teilweise mit, wie in Emails mit ihr umgegangen wird, es ist einfach unfair. Sie traut sich kaum Urlaub zu nehmen, und wenn dann nur mal einen Tag. Vor zwei Wochen hat sie sich von ihrem Freund getrennt und nun klingen die SMS richtig verzweifelt. Sie weint auch manchmal am Telefon, nicht nur bei mir, auch bei zwei anderen Kollegen hier, denen sie sich anvertraut.

Wenn sie kündigen sollte, haben die erstmal keinen Nachfolger, der sich auskennt. Es gibt nicht mal schriftliche Arbeitsanweisungen ihres Jobs (werden gerade auf unseren Rat hin geschrieben), Pech für den Chef.
Wenn sie sich nun aber von der Brücke wirft, würde ich mich verantwortlich fühlen, weil ich nichts tue. Ich antworte auf ihre SMS, versuche sie aufzubauen, ihr Perspektiven oder Alternativen aufzuzeigen etc. Ich versuche, immer mal wieder positive Signale an ihre Chefs zu senden, dass wir grundsätzlich mit ihrer Arbeit zufrieden sind.
Mein Chef hat ihren Chef bereits aufgefordert, drüber nachzudenken, ob die Position nicht lieber von zwei Personen besetzt werden sollte. Aber sie fleht mich jedes Mal an, ja nichts zu sagen, ihre Chefs ja nicht drauf anzusprechen, sonst "werde alles noch schlimmer".
Ich habe keine Ahnung, wie die Personalabteilung dort tickt (=auf wessen Seite die sich schlagen würden), oder ob es so etwas wie einen Betriebsrat gibt.

Noch Ideen?

Katia

 
2 Antworten:

Re: Ellenlange Rat-Such-Mail

Antwort von Chatilia am 21.04.2013, 11:10 Uhr

ohne empathie wäre die menschheit schon ausgestorben. ich finde es deshalb nett und 'normal' von dir, dass du dir so viele gedanken um die kollegin machst. wenn es allerdings überhand nimmt und man sich zu viel gedanken macht, dann wird es ungesund.

es gibt menschen, für die ist es wie eine sucht, bei anderen die eigene verzweiflung abzuladen. jeder muss aber selber den schritt zu einer veränderung machen.

in deinem posting fällt mir vor allem etwas auf: so
gar deine chefs haben vorgeschlagen, ihr zu helfen, indem sie die anderen chefs 'stupsen', dass die arbeit auf zwei leute verteilt wird. was macht deine kollegin? ist schockiert... um gottes willen! sag ja nichts!!! - das sagt sehr viel aus über ihr unfähigkeit, hilfe anzunehmen.

klar, man muss auch noch den anderen kulturkreis berücksichtigen.
trotzdem, deine kollegin hat zwar mein ganzes mitgefühl, wie es jeder mensch hätte, der unter solch schlimmen arbeitsverhältnissen leiden muss, aber wenn du ihr konkret hilfe und tipps gibst und sie nimmt es nicht an, dann kannst du nichts machen.

deshalb würde ich mir ihren kummer nicht zu meinem eigenen machen wollen, weil es ganz einfach nicht gesund ist.

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Re: Ellenlange Rat-Such-Mail

Antwort von Kaka_b am 21.04.2013, 23:55 Uhr

Ja, du hast Recht, Danke für die Antwort.
Ich bin bei ihr immer hin und her gerissen.
Ich habe auch den Eindruck, sie hat einfach Angst vorm Unbekannten und wagt nicht den Sprung ins kalte Wasser.

Ich kann sie von hier aber auch nicht schubsen (wobei es zudem kontraproduktiv wäre, denn es ist ja durchaus auch in unserem Sinne, das es da drüben funktioniert - wir arbeiten ja über die Kontinente recht eng zusammen, und wenn sie geht, würde erstmal auch bei uns einiges weg brechen).

Ach herrje, Mensch :-(

LG Katia

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