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Geschrieben von Betula am 03.10.2015, 11:57 Uhr

der Tag der deutschen Einheit

Wie habt ihr damals den Fall der Mauer erlebt?

Ich war damals 12 und ich muss leider zugeben, dass ich da im Tal der Ahnungslosen wandelte. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, obwohl wir Verwandte in Plauen hatten. Da kam ab und an Besuch aus dem Osten und ich weiß, dass mein Opa immer sehr viel und" heiß" diskutierte. Der , ich glaube es war ein Großcousin, stand voll hinter dem System der DDR und es gab häufig Streitgespräche, was aber an mir als Kind vollkommen vorrüber ging.In der Schule wurde das Thema gestreift.

Dann fiel die Mauer. Ich befand mich auf einem Schüleraustausch in Frankreich. Die Schüler dort haben eine tolle Aufführung für uns veranstaltet, ein Theaterstück" La mur est tombe".Das hat mich sehr beschäftigt. Vor Allem dass die französischen Kinder offensichtlich mehr Ahnung von der Materie hatten als wir. Das ist traurig!

Das hat mich damals sehr beindruckt!

Ja, und dann bekam ich schon mit, dass es große Ressentiments gegen die Menschen aus dem Osten gab. Es hieß, die kämen einzig nur wegen des Geldes. Den Satz " Man sollte die Mauer wieder aufbauen, nur höher" hörte ich häufig.

in der Berichterstattung war auch oft zu hören, dass die Menschen dort z.B. keine Babanen kannten, keine Westautos haben durften. aber eigentlich ging es ja nicht um Konsum. Es kam manchmal aber so rüber, durch die Berichterstattung.Ich meine, die Mauer fiel ja nicht, damit die menschen bananen hatten, sondern weil die Menschen Freiheit wollten.

Ich kann ja nur beschreiben wie ich als junger Teeni mit Null Ahnung es empfand. das ist selbstverständlich extrem subjektiv.

Heute finde ich, gibt es kaum noch Unterschiede. Man redet nicht mehr von " Ossi" und " Wessi"Wir sind jetzt ein großes Land.Obwohl es natürlich leider immer noch Unterschiede gibt, bsp. in der Bezahlung, was ich nicht verstehe.

Liebe Grüße

 
9 Antworten:

Re: der Tag der deutschen Einheit

Antwort von kati1976 am 03.10.2015, 12:35 Uhr

Ich war 13 Jahre.

Wir waren im Oktober auf Jugendweihefahrt in Berlin und da hat man gemerkt das was los ist. So war unser Eindruck damals.

Im Westfernsehen wurde auch viel berichtet. In der Schule durften wir dazu keine fragen stellen.

Dann kam der 9.11. Und ich habe es mit meinen Eltern im Fernsehen gesehen.

Am nächsten tag in der Schule war es natürlich das Thema. Ich weiß noch das wir an diesem Tag Staatsbürgerkunde hatten und unser Lehrer uns erzählt hat das ändert sich alles wieder und es wird immer die DDR geben.

Ja bei uns war es so das es Bananen und Apfelsinen auf Zuteilung gab. Ich habe in einem mini Dorf gewohnt.

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Re: der Tag der deutschen Einheit

Antwort von Feuerpferdchen am 03.10.2015, 13:52 Uhr

Ich war 24 und mich hat das nicht besonders interessiert, ich hatte ziemlich unpolitische Interessen zu der Zeit, ich war nämlich neu mit meinem damaligen Freund zusammen
Und überhaupt fand ich die DDR doof, weil meine Eltern, die selber nicht viel Geld hatten, ständig Pakete rübergeschickt haben, meine Großtante war nämlich oft drüben in Frankenhain, ihre Verwandtschaft besuchen und die gab meinen Eltern eine Adresse von Leuten die keine Westverwandtschaft hatten und Westware brauchten. Ok, mein Vater hat dann ständig Pakete verschickt, obwohl wir echt arm waren, meine Mutter hat nicht gearbeitet, mein Vater war mit 30 schon Frührentner. Und er hat immer im Aldi eingekauft und verschickt, das übliche damals, Kaffee, Strumpfhosen, Orangen u.ä.. Und dann kamen Bitten (ich habe es als Forderung gesehen): keinen Aldikaffee und keine Aldistrumpfhosen mehr sondern Jacobs usw.
Das hat mich als Teenie richtig schockiert. Ich selber hatte nie Markenklamotten und ich habe es verstanden und habe mit 14 schon neben der Schule gearbeitet, um mir Hobby und Anziehsachen zu kaufen. Und dann kamen diese Forderungen. Damit waren die für mich nur noch ein undankbarer Haufen (ich war halt Teenie). Mein Vater hat übrigens 10 Jahre weiter diese Pakete geschickt und als dann die Grenzen offen waren, haben meine Eltern nie wieder was von den Leuten gehört.

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hoffentlich...

Antwort von stjerne am 03.10.2015, 14:29 Uhr

...findet sich noch jemand, den das damals interessiert hat - mich nämlich auch nicht und das finde ich heute mehr als beschämend.
Ich war 17 und alt genug, alles mit Interesse zu verfolgen. Aber 1989 war für mich persönlich das allerschlimmste Jahr meines Lebens - ich glaube das wurde bisher erst einmal (2009) getoppt. Und ich war vollkommen mit meinen eigenen Problemen beschäftigt.
Ich erinnere mich aber an die naive Idee eines Neuanfangs, ein ganz anderer Staat, der mit alten Fehlern aufräumt und alles besser macht.

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Re: der Tag der deutschen Einheit

Antwort von wolke76 am 03.10.2015, 14:48 Uhr

Den 3. Oktober 1990 haben wir gefeiert, nachts war ein Feuerwerk (2. auf 3. Okt.) und wir fanden es toll, wenn auch mit gemischten Gefühlen.

Den Mauerfall am 9. Nov. im Jahr davor erlebte ich erst als bloße Nachricht, dass man "rüber" dürfe. Am nächsten Morgen erfuhr man dann, was geschehen war... Die Gefühle? Ungläubigkeit, Freude, Angst, Sprachlosigkeit...

Die Tage danach waren geprägt von leeren Schulklassen, Schlangen vorm VPKA wegen des Visums (brauchte man anfangs noch), Wrigleys Spearmint und Westschokolade... Nach und nach fasste man, was da wirklich geschieht.

Ganz groß war das für meine Oma, die immer schon sagte "Eines Tages wird die Mauer weg sein. Ich werde es nicht mehr erleben aber vielleicht/hoffentlich ihr!". Wenige Wochen nach dem Mauerfall ist sie verstorben...

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Re: der Tag der deutschen Einheit

Antwort von Jana287 am 03.10.2015, 15:41 Uhr

Ich war damals 11 und habe nicht verstanden, was passiert.

Meine Eltern haben es auch nicht wirklich thematisiert, beide haben immer gearbeitet... auch nach der Wende. So hatten wir immer alles was wir brauchten, auch wenns nie Nutella oder Bananen gab und ich praktisch ausschliesslich gebrauchte Kleidung besass. Trotzdem hatte ich eine recht schoene Kindheit in einem Minidorf im Osten.

Weggezogen bin ich nach Abi und Lehre, wegen der Liebe in die Hauptstadt. Ich hab mir einen Wessi geschnappt! Unterschiede Ost West nehme ich kaum mehr wahr. Jedoch solche Sprüche wie unten, in denen Ossis das Begruessungsgeld bzw die Grosszügigkeit des Westens vorgeworfen wird, machen mich sprachlos. Wenn ich heute in mein Heimatdorf komme, empfinde ich die Menschen oft als kleinkariert und kurzsichtig, in der Hauptstadt fühle ich mich eher zu Hause.

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Re: der Tag der deutschen Einheit

Antwort von Leena am 03.10.2015, 16:37 Uhr

Ich war damals Teenager im Westen..

Ich hab's am 9. November sehr genossen, dass ich an dem Abend endlich mal so lange ich wollte mit meinem Freund telefonieren durfte, ohne dass meine Mutter ständig schrie, fass dich kurz, bist du immer noch nicht fertig?!?, leg doch endlich mal auf!, weil meine Eltern an diesem Abend gebannt vor dem Fernseher gesessen haben.

Meine Mutter stammt aus der Gegend hinter Frankfurt/Oder, mein Vater stammte aus dem Ostteil von Berlin und war "Republikflüchtling" gewesen, vor dem Mauerbau.

Von daher war mir das Thema durchaus geläufig, wir hatten dann auch oft die Familie meines Vaters "drüber" besucht, und ich kannte z.B. die Angst vor den Grenzsoldaten, die oft wilkürlich beschlagnahmten, wegnahmen, unserem Auto die Heckbank rausrissen, um sicherzustellen, dass sich darunter niemand versteckt hatte... ich war auch schon auf einer Mai-Kundgebung gewesen, und kannte es, in der "Personenzulassung" zu warten, bis man seine Papier für den Aufenthalt dort bekam... trotzdem (oder deswegen?) war ich als Kind immer davon ausgegangen, wenn alle Politiker die Wiedervereinigung Deutschlands fordern, das sind bloß Lippenbekenntnisse, das passiert eh nie... und dann eben doch, plötzlich. Auch als dann im Sommer 1990 der 3. Oktober als Termin für die Wiedervereinigung kam, war mir das total unrealistisch...

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Re: der Tag der deutschen Einheit

Antwort von memory am 03.10.2015, 16:40 Uhr

Hier auch 11 und es war kaum Thema! Meine Eltern hatten beide Arbeit und waren zufrieden und politisch eher desinteressiert , wir hatten weder Westverwandte und auf Zuteilung Bananen (und meine Mutter war stinksauer weil ich keine essen wollte)!

Meine guten Erinnerung an die Wende war meine erste Fanta und das fehlen der dämlichen Apelle zur Zeugnissausgabe- danach ging es eigentl. erst mal steil bergab, uns hat es nicht so getroffen aber viele im Freundeskreis (Arbeitslosigkeit, Scheidungen, finanzieller Ruin )
Auch das meine Mutter mal sagte , wäre die Wende früher gekommen , wäre meine Schwester (damals 2.Mon.)nicht da fand ich bedenklich!

Im Alltag finde ich Unterschiede eher nebensächlich , einzig was mich nervt ist das Gemäkel und Dauergemecker mancher "Ossis" - ich kann dieses ständige Gejammer in der eigenen kleinen Komfortzone nicht ausstehen -das sind aber oft die, die noch nie ein Fuß "drüben" hatten!
Allerdings auch das man ja schon als bekloppt hingestellt wird , wenn man keine "gaaaaanz gaaanz bösen " Erinnerungen an die DDR hat.
Das kann manchmal nicht mal mein Großer glauben, denn er bekommt ja schultechnisch auch erzählt wie schlimm das damals alles war.

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Re: der Tag der deutschen Einheit

Antwort von Silvia3 am 03.10.2015, 16:52 Uhr

Ich war 24 und Studentin. Meine Eltern waren ehemalige DDR-Flüchlinge und ich hatte viele Verwandte in der DDR. Das Thema hat mich daher brennend interessiert und ich habe mich über den Fall der Mauer gefreut.

Etwas enttäuscht war ich später und bin es immer noch, wenn die ehemalige DDR, die in meinen Augen eine Diktatur, ein Unrechtsregime, war, von ehemaligen DDR-Bürgern als ganz normaler Staat hingestellt wird. Da werden Reisebeschränkungen, Intershop-Läden für Priviligierte, Vetternwirtschaft, Schüsse an der Mauer, Bespitzelung, nicht vorhandenes Wahlrecht usw. völlig ausgeblendet.

Silvia

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Re: der Tag der deutschen Einheit

Antwort von Butterflocke am 03.10.2015, 19:39 Uhr

Ich war 15 und befand mich in einem "Auffanglager" (ich glaube, so nannte sich das damals) in Weiden. Wir waren bereits zuvor geflüchtet.

Wir bekamen am Telefon die Nachricht des Mauerfalls (Handy gab es damals nicht).
Unsere Verwandtschaft meinte damals, wir könnten ja nun wieder zurück kommen. Aber meine Mutter entschied, dass sie nun diesen Schritt gegangen ist und auch dabei bleiben wird.
Ich war froh und dankbar, weil ich es einfach nicht glauben konnte und der FETSTEN Überzeugung war, dass eine Rückkehr wieder "Gefangenschaft" bedeutet hätte.
Die Bilder des Mauerfalls haben wir damals in dieser Kaserne gar nicht sehen können. Sie hätten uns sicher geholfen, es überhaupt zu begreifen.

Ich hatte auch einige Zeit danach noch Probleme, zurück zu reisen (zu Besuch z.B.).
Ich dachte, man würde uns noch nachträglich schnappen und für diese Flucht bestrafen.

Wie auch immer, ich kam dann "hier im Westen" in die Schule, verstand KEIN Wort (Niederbayern) und wir waren erstmal bettelarm. Meine Mutter nahm nicht einmal das Begrüßungsgeld an, jobbte zunächst, holte dann ihr Studium nach - mit damals 41 Jahren.

Ich bin heute noch froh, dass wir es gewagt haben. Berlin ist noch immer meine Heimat, vom Gefühl her. Aber hier geht´s mir auch gut. Ich mag sie, die Bayern.

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