Für alleinerziehende Eltern

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von spiky73  am 09.12.2010, 8:14 Uhr

Tiefes Loch!! :( (langer Text, Sorry)

hallo sandra,

das, was du jetzt erlebst, ist das ganz normales leben. ich würde noch nicht mal so weit gehen und sagen: "du hast aber eine handfeste depression!" - wie bereits jemand sagte, die diagnose kann hier leider niemand stellen.
es kann sein, muss aber nicht. könnte ja genausogut noch unter die rubrik "schwangerschaftsdepression" fallen (gut, ist im grunde das gleiche, hat nur nen anderen namen).
es kann aber auch nur sein, dass du immer noch schwierigkeiten mit der umstellung hast. schließlich wurde dein komplettes leben auf den kopf gestellt, du hast jetzt eine völlig andere situation, musst dich erst mal zurechtfinden. und das in einem alter, wo man gemeinhin eben party macht und kinder (inzwischen) noch mindestens gute 10 jahre weit in der zukunft sind... vor 40 jahren noch war das anders, da hatte man so mit 20 schulabschluss und ausbildung in der tasche, dann wurde geheiratet und familie gegründet - heute ist man schon "exot", wenn man mit 20 mutter/vater ist... die meisten aus meinem abiturjahrgang haben erst in dem alter, in dem man heutzutage sein studium abgeschlossen und sich beruflich etabliert hat, geheiratet: so ab 30. einige haben anschließend kinder bekommen, aber ich würde sagen, ein überraschend großer teil hat überhaupt keinen nachwuchs.
naja, und ich hatte mit dem thema fortpflanzung da gedanklich schon fast abgeschlossen (meine große ist kurz vor meinem 27. geburtstag zur welt gekommen) - allerdings hat sich dann 2007 nochmals nachwuchs angekündigt, ich lag da also quasi wieder im schnitt. allerdings eben mit kind #2.

allerdings ist es tatsächlich so, dass sich dann, wenn die ersten kinder kommen, die spreu vom weizen trennt, was die freunde angeht.
die kinderlosen können sich mit familienleben nicht wirklich identifizieren - aber umgekehrt ist es doch ähnlich, zumindest für frauen: mit dem moment, wo frau mutter wird, entwickelt sich das vorher noch völlig verkümmerte verantwortungsgefühl zu einer voll ausgeprägten eigenschaft. ob frau nun will oder nicht.
männer haben es da etwas einfacher, die können auch einfach aus einer beziehung rausspazieren, wenn ihnen die alte zu blöd wird - und lassen dann auch das kind erst mal hinter sich. (viele männer nehmen den eigenen nachwuchs auch erst wahr, wenn er etwas größer und weniger arbeitsaufwendig ist, mann also etwas mit ihm anfangen kann. und dann halt oft eher söhne als töchter... vorher haben die sowas wie einen kinder-ausblend-filter, kinder in windeln, die noch breiflaschen benötigen, sind für männer irgendwie unsichtbar)...

und was dich selbst betrifft: lerne, dieses streben nach perfektion auszublenden. das ist leichter gesagt, als getan - auch ich scheitere da immer noch regelmäßig dran. und ich bin fast doppelt so alt wie du.
der haushalt muss nicht glänzen (auch mein größtes problem, weil ICH es gerne sauber und nett hätte, die kids aber ständig und erfolgreich gegen mich arbeiten). mama muss auch nicht ständig mit dem kind spielen und das lieben und dabei auch noch makellos aussehen. und jederzeit einen selbstgebackenen kuchen auf den tisch zaubern können.
ich kann dieses "spielen" auch nicht - ich wäre lieber die bastelmama, aber daran haben dann meine kids kein interesse, die drücken lieber die farbtuben auf dem teppichboden aus oder verzieren dann meine schränke mit wasserfestem marker... irgendwann gibt frau dann auch noch die versuche auf, irgendwas mit dem kind zu machen, weil es doch immer zu einem unbefriedigenden ergebnis führt...

aber was in der situation hilft, ist reden, reden, reden. und das lese ich auch aus deinen zeilen raus: du hast gesprächsbedarf, aber niemanden, mit dem du reden kannst. du möchtest (was eine typisch menschliche und verständliche eigenschaft ist) ein feedback, persönliche anerkennung, wertschätzung, damit du weisst, was du persönlich leistest... und auch dafür hast du niemanden.
im grunde genommen sind das schon zwei gute und völlig ausreichende gründe für eine gesprächstherapie. vielleicht auch weniger für therapie, als für handfeste unterstützung...

beratungsangebote sind vielfältig. jemand hat die wichtigsten anlaufstellen schon genannt: caritas, diakonie, pro familia etc. es gibt auch städtische einrichtungen.
du kannst dich auch an dein zuständiges jugendamt wenden. niemand wird dir dort den kopf abreissen oder einen vorwurf machen oder gar das kind wegnehmen. ich hatte kurze zeit mal eine familienhelferin. zur erklärung: das ist sowas wie die supernanny, bloß, dass da kein kameramann mit der kamera hinter dir herrennt, wenn du dich auf dem klo gerade abputzt, oder ein ambitionierter regisseur dir sätze in den mund legt, die du selbst SO nie sagen würdest... eine familienhelferin (oder -helfer) ist dazu da, dir erziehungstipps zu geben, hilfestellung beim strukturieren des alltags und beim umgang mit dem kind. es ist aber auch vor allem jemand, der da ist und dir zuhört, mit dem du reden kannst. dafür darfst du dann aber auch entscheiden, ob das eine person ist, mit der du kannst und mit der du zusammen arbeiten möchtest... genau wie bei der wahl des richtigen therapeuten, es muss einfach zwischenmenschlich passen...

was durchaus auch hilfreich sein kann: eine mutter-kind-kur. ich habe im frühjahr eine gemacht und fand es jetzt nicht sooooo hilfreich. vor allem, weil die einrichtung sehr klein war und eine der familien extrem laut. man ist von dem (lärm-)stresspegel einfach nicht runtergekommen, ich habe nicht die erholung und entspannung gefunden, die ich mir erhofft hatte.
aber viele hier haben aus solchen kuren wirklich viel kraft geschöpft und lange davon gezehrt. überlege dir also, ob das nicht vielleicht eine sache ist, die dir auch guttun könnte...

und noch etwas wichtiges: DU bist verantwortlich dafür, dass es dir selbst gut geht. man kann nie sein eigenes leben zu 100% bestimmen und planen. aber man kann alles dafür tun, dinge in die richtigen bahnen zu lenken. indem man hilfsangebote wie die oben erwähnten in anspruch nimmt. indem man sich mit leuten umgibt, die einem guttun. du darfst den kontakt zu freunden, die in der jetzigen situation nicht passen, erst mal auf eis legen. dich auf leute konzentrieren, die dich verstehen. es ist normal, dass sich bei den freunden die spreu vom weizen trennt, wenn die ersten in der clique kinder bekommen. das ist eine ganz normale entwicklung, aber viele leute bekommen das nicht hin, ohne das persönlich zu nehmen, dann werden in schönster sandkasten-manier freundschaften hochdramatisch beendet. obwohl es nach einiger zeit vielleicht wieder passen würde, wenn nämlich die anderen auch familien gründen und sesshaft werden...
aber es spricht auch nichts dagegen, neue kontakte zu knüpfen.

und ehrenämter sind gegen langeweile und einsamkeit auch immer gut.
viele städte und gemeinden suchen für morgens schülerlotsen (gut, für mütter mit kleinen kindern vielleicht nicht soooo geeignet, aber dein junior ist doch im kindergarten, da müsste es zeitlich doch hinhauen?!). oder die "grünen damen" im krankenhaus. manchmal heisst das etwas anders, aber das sind freiwillige, die zu den kranken gehen, kleine besorgungen erledigen, mit den kranken reden und ihnen zuhören... den kontakt kann man knüpfen, indem man direkt im krankenhaus nachfragt... menschlich eine sehr befriedigende sache...

und nicht zuletzt: hier im forum schön brav einbringen. das forum lebt vom mitmachen, und auch wenn man nicht direkt ein gegenüber hat, man bekommt ein feedback, hilfe und tipps. das kann auch über die einsamen stunden hinweghelfen... aber an deine tür klopft eben niemand... die initiative muss von dir selbst ausgehen...

so, jetzt bin ich ganz leer getippt, ich muss jetzt auch mal schauen, was meine kleine macht, vermutlich lege ich mich auch noch ein stündchen aufs ohr, bevor wir dann in den tag starten...

liebe grüße,
martina

 
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