Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von Strudelteigteilchen am 22.02.2016, 10:39 Uhr

Hier mal ein Erfolgsbericht

Bei KindGroß wurde die Legasthenie viel zu spät festgestellt. Erst Mitte der 3. Klasse wurde der Verdacht in den Raum geworfen. Bis dann die Diagnose stand, war schon das Übertrittszeugnis ohne Nachteilsausgleich geschrieben - Hauptschulempfehlung, klar. Aber selbst die Lehrerin sagte, daß das Kind nicht auf die Hauptschule gehört. War halt mieses Timing....

Das Kind wird demnächst 21 und hat letztes Jahr Abitur gemacht - ohne Nachteilsausgleich. Die Legasthenie ist so weit austherapiert, daß nur noch eine Leseschwäche meßbar ist.

Bei den ersten Testungen hatte sie eine horrende T-Wert-Differenz. Ich weiß die genauen Zahlen nicht mehr, aber die testende KJP ist selber erschrocken. Ihr "Problem" ist, daß der IQ selber sehr hoch ist - sie konnte mehr als zwei Jahre lang die Legasthenie wunderbar überspielen. Dazu diese absolut bescheuerte Reichen-Methode *seufz*....

Weil sich alle einig waren, daß sie an der Hauptschule unterfordert sein wird, habe ich sie an einer privaten Realschule untergebracht, die ein spezielles Programm für legasthene Kinder anbietet. Sie hat also im Unterricht selber Unterstützung bekommen. Die Klasse wurde in Deutsch zwei Mal die Woche geteilt - nannte sich Diff-Deutsch - und die legasthenen Kinder separat unterrichtet. Die Deutschlehrerin hatte Erfahrungen mit speziellen Methoden (singen, um die Laute besser zu hören - sowas in der Art - war klasse!). Die Fremdsprachenlehrer waren geschult, die legasthenen Kinder anders an die fremde Schreibweise heranzuführen. Parallel bekam das Kind eine Gruppentherapie, die das JA bezahlt hat (Achtung, die Regelungen dazu sind stark abhängig vom Bundesland!). Die Gruppentherapie fand an einem Institut statt, das sehr eng mit der Schule zusammenarbeitet. Daher war zum einen gewährleistet, daß die jeweiligen Lehrer und Therapeuten ihre Programme aufeinander abstimmen, außerdem konnte die Therapie in den Stundenplan der Ganztagsschule eingephast werden - war bequem für das Kind und mich.

In der 9. Klasse haben wir dann den Nachteilsausgleich wieder gestrichen, damit das Kind sich mit einem "unbelasteten" Zeugnis bewerben kann, falls es für die FOS nicht reicht. Das hat sie vielleicht eine halbe Note in Deutsch und eine Note in Englisch und Französisch gekostet, aber es war dennoch gut genug für die FOS. Dort hat sie dann das Abi drangehängt - ebenfalls ohne Ausgleich, weil eben nur noch eine Leseschwäche meßbar war. Die Therapien waren also erfolgreich.

Ich gebe zu, daß die Voraussetzungen für mein Kind wirklich klasse waren - private Spezialschule, schlaues und ehrgeiziges Kind, sehr gute Therapeuten. Aber ich glaube, daß es auch mit weniger Aufwand klappen kann - es ist halt für das Kind noch eine Ecke härter. Meine Schwester hat 1986 ganz ohne Diagnose und daher auch ohne Nachteilsausgleich und Therapie ein ausgezeichnetes Abi gemacht und anschließend Jura studiert. Meine Nichte hatte deutlich weniger Therapie als mein Kind und war nicht an der Spezialschule - auch sie hat Abi, aber bei ihr steht der Nachteilsausgleich drin. Eine weitere legasthene Nichte ist jetzt in der Q11 und wird ziemlich sicher nächstes Jahr ihr Abi schaffen, aber sie muß hart arbeiten für einen nicht so berauschenden Schnitt. Nicht schlimm - letztendlich kräht da kein Hahn mehr nach - aber ich bin froh, daß ich meinem Kind das Leben durch maximale Förderung erleichtert habe.

Mein Rat: Ärmel hochkrempeln, andere Betroffene suchen, sich lange Listen mit Ansprechpartnern und "Wissenden" machen - und dann kämpfen, kämpfen, kämpfen. Es gibt viel Unterstützung, man muß nur den richtigen Leuten was vorjammern. Das war für mich zeitweise ein Vollzeitjob - aber ich habe ihn gerne gemacht und der Erfolg gibt mir Recht.

 
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