1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von marit am 06.04.2004, 9:40 Uhr

Mach mir große Sorgen...

Als Angriff war das wirklich nicht gemeint. Mir ist schon klar, daß man nach einem Schulwechsel genug Streß am Hals hat.

Ich galt damals in dem 5000-Seelen Kaff übrigens auch als "Zugezogene", bzw. irgendwie anders. Das war nämlich so ein Bergmannsdorf, wo alle schon seit Generationen lebten und als dann die Gruben schlossen, waren plötzlich 40% des Dorfes arbeitslos. Meine beiden Gr0ßmütter hatten Männer von "außerhalb" geheiratet. Daß meine Großmutter ihren Mann mit Mitte 30 verlassen hat, war irgendwie nicht schlimm, aber daß er überhaupt "von außerhalb" war grenzte uns aus. Dazu kam, daß mein Vater als einer von ganz wenigen Jungs dort aufs Gymnasium ging und schließlich Rechtsanwalt wurde, da war dann der Schnitt vollkommen. Ich und meine Geschwister wurden nach der Schule abgefangen und verprügelt, nicht etwa weil unser Vater spielsüchtig war, oder öften mal getrunken hat (was leider auch so war), sondern weil DIE den Eindruck hatten, WIR würden uns als "was besseres" fühlen. Meine Eltern schickten uns auf eine katholische Privatschule, damit wir vor den "Hänseleien" (von mehr wußten sie nicht) unsere Ruhe haben, aber damit wurde es dann eigentlich nur noch schlimmer, weil damit dieses Vorurteil bestätigt wurde- wir hatte so zwischen 6 und 13 fast Angst, vor die Tür zu gehen, weil wir direkt zwischen einem Sportstadion und dem Schulhof der Hauptschule wohnten (den beiden Treffpunkten aller Dorfkinder).

Seitdem bin ich davon überzeugt, daß es für ein Kind sehr sehr schlimm ist, nichtintegriert in einem kleinen Dorf zu leben, weil da schnell ALLE gegen einen sein können. In der Stadt gibts natürlich auch Cliquen, "Eingeborene" bilden sich weißgottwas drauf ein, daß sie keine Zugezogenen sind, dann gibts ethnische Minderheiten (in machen Stadtteilen auch Mehrheiten) und es gibt eben große Gruppen von Landflüchtlingen wie uns. Die Kämpfe sind zwar auch da, aber kein Kind steht ohne Freunde und ganz allein da, man kann immer Freunde in ähnlicher Situation finden.

Trotz der guten Luft und der kostenlosen Wohnmöglichkeiten, die ich in meinem Heimatort hätte: Nichts würde mich dorthin zurückbringen, wo eines Tages eine Clique von älteren Jungs mich festhielt um in meinen Schulranzen zu pinkeln.

Meine Mutter bekam von diesen Feindseligkeiten übrigens nie etwas mit, weil ich irgendwie dachte, daß meine sie daran schuld sind und ich nicht wollte, daß sie sich schuldig fühlen. Auch hatte ich große Angst, daß meine Mutter die Jungs irgendwann anspricht und dann, wenn ich wieder allein bin mir noch schlimmeres passiert.

Deshalb wollte ich bloß anmerken, daß es mit dem Schulwechsel vermutlich nicht getan ist.

 
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