Handschrift

Es ist unser ewig leidiges Thema. In der Grundschule lernte mein motorisch unbegabter Linkshänder erst Druckschrift (mit Mühe), bekam dann in Klasse 2 einen Schreiblehrgang für diese verblödete VA hingeworfen, was er sich dann mehr oder weniger autodidaktisch beibringen sollte, ebenso sollte man erst alles so schreiben wie man wollte, dann war in Klasse 2 auch das vorbei und plötzlich gab es Fehler...ein Drama (und für mich eine Didaktik aus dem Zeitalter, als Menschen noch mit Keulen), was er auch in Klasse 7 noch mit sich hierum schleppt.
Er schreibt inzwischen wieder Druckschrift, lieber mit Rollern als mit Federn (was in der GS auch verboten war, da ging es nur ums Prinzip, nie um das Individuum, alle Lehrmaterialien waren für Rechtshänder geeignet, ich habe die Lernhäuschen dann selber auf die anderen Heftseiten gemalt...).

Fakt ist, wenn er Zeit hat und sich Mühe gibt, ist es lesbar, aber es kommt hier die 4. Arbeit ins Haus, wo IMMER drunter steht: "was ich nicht lesen kann, kann ich nicht bewerten". Und es IST nicht lesbar.
Ich habe den Schreibworkshop "Jedes Kind braucht eine starke Handschrift", aber ich habe es nicht geschafft, einen 10-jährigen dafür zu motivieren (dabei ist es echt wenig am Tag), geschweige denn nun einen 12-jährigen.
Jetzt haben es ihm ALLE konsequent unter die Arbeiten geschrieben, und ich glaube fast, mich ärgert es mehr als ihn :-(
Ganz ehrlich: Ich möchte da auch nicht seine Lehrerin sein, schon gar nicht in Deutsch. Das ganze noch kombiniert mit jeder Menge Rechtschreibfehlern (nicht in Englisch! Nur in Deutsch - von wegen wir dürfen alles so schreiben wie wir es hören...).

Ich verzweifele. Hat jemand ähnliche Erfahrungen oder irgendwelche guten Erfahrungen mit irgend welchen Schreiblehrgängen? 2 Wochen Herbstferien stehen vor der Tür, ich habe Urlaub. Ich habe vor, mit ihm intensiv nochmal an das Thema heran zu gehen, ob er will oder nicht...
Es kostet halt auch wahnsinnig viel Mühe und Konzentration, sich auf das Schreiben zu konzentrieren...alleine wenn es lesbar wäre, wäre in Deutsch, Sowi und auch im Geschichtstest schon eine Note besser, weil er so viel richtig wusste, was einfach nicht mehr lesbar war (nicht mal für ihn selber) und lesbar schreiben kostet ihn aber einfach Zeit und Kraft, da ginge sicherlich noch mehr, wenn er sich darauf nicht auch so konzentrieren müsste :-(
Sicher ist er ein Opfer all dieser dämlichen Methoden, aber es nutzt ja nichts. Es nutzt auch nichts, dass jeder da dauernd auf ihm rumhackt (seine Mathelehrerin liebt es, sarkastische Bemerkungen drunter zu schreiben wie: "Wieder mal Opfer Deiner Schrift!"), aber es ist schon ok, dass die Lehrer jetzt alle mal drauf hinweisen, dass er daran arbeiten muss. Anders scheint das bei ihm ja nicht anzukommen. Ich will ihm ja gerne helfen - aber wie?