Das ist für Alle nicht mehr schön

Das Enzensberger-Zitat richtet sich ja vor allem an Individual-Reisende, die sich als höhere Kaste begreifen, weil sie "off the beaten track" unterwegs sind. Dabei erschließen sie oft ungewollt neue Destinationen, nur um sich hinterher über die danach Kommenden zu beschweren. Sehr lustig ist hierzu übrigens das Buch "Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt" von 2012. Da geht es u. a. um Hierarchien zwischen Reisenden. Es kann sich jeder einordnen und mal prüfen, welches Klischee er bedient - es hat aber auch einfach hohen Unterhaltungswert, gerade wenn man einige der erwähnten Orte live erlebt habt. Fazit: "Alle wollen da landen, wo keine Touristen sind. Aber weil Traveller eben auch Touristen sind, hocken doch wieder alle auf einem Haufen."

Ich selbst fahre auch nicht in die Kreuzfahrtschifforte, es macht mir einfach keinen Spaß. Aber die Vorstellung, dass ich irgendwo hin muss, wo sonst noch keiner war, habe ich abgelegt. Ebenso die Erwartung an "Abenteuer". Wenn ich eine Reise über einen (heimischen) Anbieter buche, ist es kein Abenteuer mehr.

Und während der elitäre Anspruch wie beschrieben Mist ist, würde ich im Jahr 2024 trotzdem niemanden aus der Verantwortung lassen, sein Reiseverhalten zu überprüfen. Stichwort: Ein Flug nach Gran Canaria produziert so viel CO2 wie ein durchschnittlicher indischer Staatsbürger in einem Jahr. Innereuropäisch gibt es oft Alternativen zu Flugreisen, aber darüber redet hier niemand. Dafür soll es möglichst billig sein, möglichst wenig Aufwand im Vorfeld verursachen und in der FeWo sind bitteschön Suppenteller Pflicht, die benutze ich daheim schließlich auch.