Re:

Meine Tochter (4,5) macht auch noch oft Theater (vom Betteln bis zum Brüllen), wenn ich sie im Kindergarten abgebe. Ich habe aber selbst beobachtet, dass sie nach ein paar Sekunden schon wieder aufhört und fröhlich plappernd herumläuft, spielt und streitet. Das wurde mir auch von den Erzieherinnen und anderen Eltern bestätigt. Ich weiß auch, dass sie ihre Erzieherinnen liebt, also habe ich kein Problem, sie weinend zurückzulassen.

Das Seltsame ist, dass ich genauso war. Ich habe jeden Morgen Theater gemacht, bis ich sechs war (bin erst mit sieben eingeschult worden). Kaum war meine Mutter außer Sichtweite, war wieder alles in Ordnung. Vielleicht ist das einfach unser Ritual, keine Ahnung.

Uns wurde schon gesagt, das sei ein Machtspiel. Das denke ich aber eigentlich nicht, weil ich noch nie deswegen weich geworden bin. Meine Mutter übrigens auch nicht. Die Lebensumstände von mir und meiner Tochter sind auch komplett unterschiedlich. Meine Mutter war Hausfrau, und ich hatte einen kleinen Bruder. Ich arbeite im Schichtdienst, seit meine Tochter neun Monate alt war (Betreuung durch Papa und Oma), und sie ist Einzelkind. Woran liegt das denn nun, dass wir uns da so ähnlich sind?

Meine Tochter macht auch oft Theater, wenn abends ihre Oma heimgeht, oder wenn mein Mann oder ich zur Arbeit fahren. Das hält dann normalerweise auch nur wenige Sekunden an. Danach ist sie wieder das glücklichste Kind der Welt.

Ich war mal auf dem Vortrag eines Kinderpsychologen. Der sagte, dass alle Formen der Ablösung normaler sind, als die, wenn ein Kind ohne Weiteres zu wildfremden Menschen auf den Schoß klettert und die Eltern nicht mehr beachtet. Er sah auch das Weinen beim Abschied nicht als Problem, falls das Kind eine Bindung zu der Erzieherin aufgebaut hat. Ein "normales" Kind lässt sich von der (bekannten) Erzieherin trösten und ist dann wieder gut drauf.

Sorgen würde ich mir machen, wenn das Kind den ganzen Tag alleine in einer Ecke sitzt und leidet. Das hört sich aber weder bei deiner Tochter noch bei meiner so an.