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Geschrieben von Hexhex am 04.12.2005, 11:35 Uhr

Ein gesundes Kleinkind hat keine Ess-Störung (Achtung, länger)

Hallo Monika,

"Essstörungen" bei Kindern sind meist hausgemacht. Die Ursachen dafür liegen nicht beim Kind, sondern bei den Eltern. Schon dass man den Begriff "Essstörung" verwendet, der ja nur für Bulimie und Magersucht von Pubertierenden und Erwachsenen benutzt wird, zeigt das fehlende Vertrauen ins gesunde Kind - das für Eltern doch so entscheidend wichtig ist! Entschuldige, wenn ich das alles so hart sage, aber ich darf das, weil wir selbst das alles auch erst lernen mussten. Unsere Tochter aß auch phasenweise fast nichts, und ich weiß, wie schwer es ist, da gelassen zu bleiben.

Es gibt ein paar einfache Mittel, wie Ihr das Problem in den Griff kriegen könnt, ohne Eurer Kleinen den Stempel der Krankheit aufzudrücken (denn das hat sie nicht verdient!). In einer Ausgabe der Zeitschrift ELTERN war mal ein prima Artikel zum Thema "Mein Kind isst nix". Die Tipps der Experten fand ich sehr gut, sie haben auch uns sehr geholfen. Sicher helfen sie Euch auch. Hier sind sie:

- Es ist normal, dass Vorschulkinder phasenweise fast gar nichts zu essen scheinen. In diesen Phasen reicht ihnen z.B. pro Tag ein Ei, ein halbes Brot, ein halbes Glas Orangensaft, ein Esslöffel von jeder Hauptmahlzeit. Das Kind findet von selbst nach einigen Monaten zu einem normalen Appetit zurück, wenn man es jetzt nicht zwingt, mehr zu essen als es mag.

- Wenn Eure Kleine nur Reis, Nudeln und Weißbrot mag, setzt doch hier an: Kauft ungeschälten Reis, Vollkornnudeln und vernünftiges Brot (alles im Reformhaus). Wenn keine ungesunde Pampe im Haus ist, wird sie auch nicht gegessen! Ihr müsst also nicht nur das Essverhalten Eurer Kleinen, sondern vor allem Euer eigenes unter die Lupe nehmen und verändern! Meine Tochter mag z.B. Vollkornnudeln mit Tomatensauce supergern - und das ist ein sehr gesundes Gericht, das es sogar zeitweise täglich geben darf, wenn es sein muss. Gleiches gilt für ungeschälten Naturreis und vollwertiges Brot: Sie sind als Grundnahrungsmittel perfekt und ohne Einschränkung geeignet.

- Der wichtigste Rat: Man darf aus dem Essen keinerlei Thema machen - was sehr schwer ist, aber unbedingt sein muss! Konkret heißt das: Das Kind bekommt einen Teller mit einer kleinen Auswahl gesunder Lebensmittel hingestellt. Es darf davon essen, was es möchte und auch alles liegen lassen, wenn es möchte. Wenn die gemeinsame Mahlzeit beendet ist, wird der Teller konsequent abgeräumt, ob voll oder leer. Wenn das Kind gut gegessen hat, wird es nicht gelobt (Essen ist etwas Selbstverständliches, dafür braucht man nicht gelobt zu werden!). Hat das Kind schlecht oder nichts gegessen, wird es nicht getadelt (auch nicht indirekt durch enttäuschte Blicke oder gereizte Stimmung). So wird dem Essen komplett die Aufmerksamkeit entzogen.
Das Kind hört dann nach einer Weile auf, dass Essen als Machtmittel im Kampf um die elterliche Aufmerksamkeit einzusetzen und kann zu einem normalen Essverhalten zurückfinden.

- Es gibt keinerlei Zwischenmahlzeiten: Kein Brötchen, kein Brot zum Knabbern, nix Süßes, AUßER: Obst, wenn das Kind will. Hier muss man absolut hart bleiben!

- Dies alles hilft nur, wenn man konsequent ist. Esst alle gemeinsam, zumindeste einmal am Tag. Unterhaltet Euch beim Essen entspannt über alles mögliche, nur nicht über das Essen. Beachtet das Essverhalten Eurer Tochter nicht, sondern fragt sie nach dem Kiga und anderen Dingen. Lasst Eure Kleine dabei viel zu Wort kommen - dann ist sie nicht darauf angewiesen, mit Essensverweigerung Eure Aufmerksamkeit zu erzwingen!

- Vertraut, dass Euer gesundes Kind nicht vor vollen Tellern verhungern wird, auch wenn sie ein paar Tage streikt. Schließlich muss sie sich erst daran gewöhnen, dass jetzt Schluss ist mit dem Essenskampf und dass sich nun keiner mehr für ihr Essverhalten interessiert. Nur so hat sie die Chance, mit der Zeit das Essen wieder als etwas Normales und auch Sinnliches zu erfahren, das Spaß machen kann - weil es ganz konfliktfrei ist nur noch dem Stillen des Hungers dient.

- Verbannt einige Monate lang sämtliche Süßigkeiten und toten Nahrungsmittel (Weißbrot, Weißmehlnudeln) aus der Wohnung!

Du wirst sehen, dass sich mit diesen Maßnahmen das Essverhalten Eurer Kleinen (mit etwas Geduld!) normalisieren wird. Kiga-Erzieherinnen sind von ihrer Ausbildung her nicht geeignet, hier Ratschläge zu geben, davon würde ich mich nicht beeinflussen lassen. Wenn Ihr die Expertentipps umsetzt, werde Ihr auch Erfolg haben.

Es ist wichtig, dass IHR es schafft, für Euch selbst psychisch die Spannung aus dem Essen zu nehmen. Sonst drohen Eurer Kleinen nämlich ziemlich zuverlässig echte Essstörungen, wenn sie in die Pubertät kommt. Weil sie nie gelernt hat, das Essen etwas ganz Normales ist, um das man keinen Kampf ausfechten muss. Die Lösung des Problems liegt in EURER Hand, nicht beim Kind!

Liebe Grüße, Ihr schafft das!!!

Hexe

 
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