Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von Leolu am 21.04.2008, 0:22 Uhr

Kind ins Internat

Hallo!
Eigentlich ist meine Frage in die Richtung, ob es jemand noch so gehandhabt hat?
Aber ich erzähl mal, versuche mich kurz zu halten.
Mein Sohn ist 8 Jahre alt, Ende letzten Jahres wurde bei ihm der Verdacht auf Asperger Syndrom gestellt, inzwischen wurde diagnostiziert, schwere Form von Asperger. In der Regelschule hat er große Probleme gehabt, sowohl im Unterricht als auch mit den Mitschülern, da er einfach ganz anders ist. Auf der einen Seiten kann er kaum ein Wort schreiben, auf der anderen redet er alles und jeden in Grund und Boden und artikuliert sich furchtbar altklug. Das kommt natürlich nicht gut an. Auch die Lehrer wußten sich nicht wirklich Rat, wie sie ihm was vermitteln sollten innerhalb einer normal großen Klasse. Auch zu Hause bei den Hausaufgaben war alles mehr Kampf und Krampf.
Nun ging er einige Zeit in eine diagnostische Tagesklinik, zur Zeit geht auch noch dahin, allerdings nur noch zum Unterricht, 4 Std. täglich.
Es stellte sich die Frage nach der weiteren Beschulung.
Uns wurde ein Internat empfohlen. Die Entscheidung oder überhaupt das wirkliche Nachdenken darüber haben wir lange vor uns hinausgeschoben, weil es irgendwie so ist, daß man ein Kind weggibt. Inzwischen haben wir es uns mehrfach angeguckt. Es wirkt sehr vielversprechend, 6 Kinder in einem Haus, immer Betreunng da, Unterricht in kleinen Gruppen. Viele Gemeinschaftssachen werden unternommen, aber die Kinder auch auf die Welt draußen vorbereitet, im Umgang mit anderen. Es wird viel angeboten wie Handwerken, Sport, Musik etc.. Jedes Kind hat ein Einzelzimmer. Die Betreuer die ich kennengelernt habe, alle sehr nett und teilen meine Auffassung von dem, was für das Kind wichtig wäre.
Nun haben wir uns dazu entschlossen, aber irgendwie vergeht der bittere Beigeschmack nicht.
Anfang der Sommerferien soll er dahin und gleich mit auf die Freizeit fahren für zwei Wochen. Es geht plötzlich so furchtbar schnell.
Mit Entscheidung für dieses internat war allerdings auch das Umfeld hier. Die Nachbarskinder hänseln ihn, bespucken ihn, schlagen und treten, werfen sogar mit Steinen oder Eiern.
Auch in der Familie (immerhin noch drei kleinere Geschwister) läuft nicht alles rund, weil er "anders" ist. Sprich er brauch z.B. kaum Schlaf und läßt die anderen nicht schlafen, er wird oft plötzlich ganz laut und agressiv, und er hat seine eigene Logik wonach er sich richtet, wo er keine Anweisungen akzeptiert sondern erstmal diskutiert, wenn es sein muß Stunden.
Ich hab den kleinen "Klugscheißer" ja furchtbar lieb, dennoch geht er manchmal einem gewaltig auf die Nerven bzw. an die Nerven, weil man gegen eine Wand redet oder andersherum er einen mit Fragen und Diskussion so dermaßen zutextet. Wenn er im Haus ist kommt nur selten Ruhe auf, das färbt leider immer in irgendeinerweise auf die Geschwister ab. Dennoch bin ich nicht wirklich glücklich mit der Entscheidung.
Er freut sich hingegen, da er merkt, daß er anders ist und sich da Kinder erhofft, die so sind wie er (und solche habe ich da auch kennengelernt). Und ich denke auch schulisch gibt es leider keine bessere Alternative, damit es endlich vorwäts geht. Er würde nun eigentlich im Sommer in die dritte Klasse kommen, seine Rechtschreibung und in Mathe ist er immernoch kaum weiter wenn überhaupt als Ende der 1. Klasse:-(. Auch Erziehungsmäßig, ihm die Regeln und Linien aufzuzeigen, fällt zu Hause schwer, weil einfach mit 3 anderen, kleineren Kindern, die Zeit fehlt bzw. auch immer wieder was dazwischen kommt und er die Inkonsequenz, die dadurch entsteht immer direkt ausnutzt.
Daher die Frage, ob es noch wen gibt, der sein Kind sozusagen in fremde Hände gegeben hat, irgendwie fühl ich mich dabei doch wie eine Rabenmutter:-(.
LG
Nina

 
6 Antworten:

Re: Kind ins Internat

Antwort von chatilia am 21.04.2008, 3:06 Uhr

ich kann dir leider nicht helfen, wollte aber trotzdem meine gedanken zu diesem thema mitteilen.

wenn ich eine ganz schwierige entscheidung treffen muss, wie in deinem fall, dann hilft mir die überlegung, dass die entscheidung nicht für ewig ist und notfalls rückgängig gemacht werden kann.

falls dir von fachlicher seite zu diesem schritt geraten wird und dein bauchgefühl sagt, dass es ein versuch wert wäre, dann könnte es doch eine möglichkeit sein. wie gesagt befürworte ich IMMER, dass kind und mami zusammensein darf, aber es gibt leider situationen, wo dies wunschdenken ist. wenn es um körperliche angelegenheiten geht, dann ist offensichtlich, dass die kinder selten zu hause betreut werden kann. in eurem fall ist es vielleicht nicht grad so ersichtlich, aber ich fürchte, dass dir kein mensch dieser welt die entscheidung wird abnehmen können.

ich wünsche euch das beste und vor allem deinem kind ein möglichst angenehmes 'grosswerden'.

chatilia
die es immer furchtbar traurig macht, wenn es für die kinder nicht rund läuft

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Re: Kind ins Internat

Antwort von Christine&Sam&Mia am 21.04.2008, 4:06 Uhr

hi nina,

ich habe einen 6jaehrigen autistischen sohn und ja, das leben mit ihm und fuer ihn ist anstrengend!!!

ich lebe im ausland und mein sohn geht in eine klasse fuer autistische kinder, die an eine mainstream grundschule angegliedert ist.

heim, internate oder sonst was gibts hier nicht, glaub mir, sonst haette ich es schon erwogen :-)

ich kann dir natuerlich die entscheidung nicht abnehmen, aber wir muetter bzw eltern muessen entscheidungen treffen, die gut fuer unsere kinder sind, auch wenn sie uns selbst wehtun.von daher finde ich diese internatsidee klasse.
und wenn es nicht klappt, kannst du es jederzeit lassen.

mein sohn geht bsw jeden 2. samstag von 9-3 in ein program fuer autistische kinder, sie machen ausfluege etc.
anfangs hatten wir auch ein schlechtes gewissen, weil mein mann die kids unter der woche eh kaum sieht. wir haben noch ne 4jaehrige.
am ersten samstag ohne sam waren wir drei so entspannt und mein sohn kam total happy nach hause...was will man mehr :-)

nur mut!
du bist alles aber keine rabenmutter.

liebe gruesse,
christine

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Re: Kind ins Internat

Antwort von sisiro am 21.04.2008, 6:50 Uhr

Liebe Nina,

das Du keine Rabenmutter bist, zeigt schon Deine große Besorgnis und Dein Zweifeln. Natürlich ist es nicht einfach, sein Kind wegzugeben. Vielleicht wird es aber auch ein neuer Start für ihn. Wenn es im Dorf so schlimm für ihn läuft, er keine Freunde hat und nur geächtet wird, kann es doch schlimmer gar nicht werden.

Ich selbst habe 5 Kinder, der letzte ist zu 50% körperbehindert (geistig scheint er fit zu sein, aber das bleibt noch abzuwarten). Ich weiß also, wie schwierig der Alltag mit so vielen Kindern ist, wenn auch noch ein beeinträchtigtes Kind dabei ist.

Die Entscheidung muss ja nicht für immer sein. Setze Dir einen Zeitrahmen (vielleicht 6 Monate) und überdenke dann die Entscheidung noch einmal. Wäge ab, wie es Dir geht und wie es Deinem Sohn dort geht. Was er für Fortschritte macht, wie er sich im Wesen verändert hat usw.

Für mich hört es sich so an, als hättet ihr nichts mehr zu verlieren. Dein Sohn ist nicht glücklich jetzt und Du bist es auch nicht (durch die Endlosdiskussionen, den hohen Zeitaufwand, das Stagnieren in seiner Entwicklung usw.).

TRAU DICH!

Lieben Gruß
Sisiro

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Re: Kind ins Internat

Antwort von Stryla am 21.04.2008, 9:57 Uhr

Du sagst dein Kind freut sich. Das ist doch schon mal ein Anfang. Wichtig ist, dass er jedes WE nach Hause darf und Du ihm sagst, wenn er Dich braucht, soll er Dich anrufen. Ich würde dann sofort auch losfahren zu ihm und ihn beruhigen. Wenn er sich gut einlebt, dann denke ich , dass es optimal ist, wenn er dort bleibt, weil er eine realistische Chance erhält sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Allerdings würde ich, wenn er WE`s da ist viel Zeit für ihn einräumen, die anderen Kinder haben Dich unter der Woche, am WE geht Dein Grosser vor. Natürlich im gesunden Mass, nicht erdrücken und auch nicht so extrem, da sosnt die anderen kinder keinen Bock haben, dass er kommt. Einfach taktvoll vorgehen. Ich denke auf diese Weise könnte es klappen.Ich weiss dass es Dir weh tut, könnte ich auch nicht gut, aber so leben wie er jetzt tut ist ja auch nicht gesund. Ich denke Du hast gar keine Wahl,aber ich glaube es ist wichtig, dass er die WE`s da ist um den Bezug zu den Eltern nicht zu verlieren. und natürlich sooft wie ihr wollt telefonieren. Vielleicht über Skype mit Webcam.

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Re: Kind ins Internat

Antwort von KKM am 21.04.2008, 19:41 Uhr

Eine Kollegin hat ihre Kindheit im Internat verbracht. Nach ihrer Aussage war das die schönste Zeit in ihrem Leben!!!!
Sie ist unendlich gerne hingegangen.

Nun, da sie selbst Kinder hat, kann sie nachvollziehen, welche Gedanken sich ihre Mutter wohl um sie gemacht hat und wieviele Gedankenbisse sie sich wohl gemacht hat... Wie oft sie sich als Rabenmutter gefühlt hat....

An ihre Mutter hat sie als Kind selten gedacht, sie hatte einfach eine schöne Zeit...

Und würde sich auch überwinden, ihre eigenen Kinder ins Internat zu geben!!!

Ich hätte diese Rabenmama - Gefühle ebenfalls, aber evtl. sind sie wirklich deplatziert!

Und wenn sich Dein Sohn einfach nicht einleben kann, dann könnt Ihr ihn doch immer nach Hause holen und das Thema Internat beenden!!!

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Re: Kind ins Internat

Antwort von Jean am 22.04.2008, 14:30 Uhr

Hallo Nina,

laß Dich mal knuddeln.
Ich kann Dich irgendwie verstehen.

Ich war selbst auf Grund meiner Behinderung in einem Intennt, da der Fahrweg zur Schule sehr weit war und so etwas wie Fahrdienste waren damals noch nicht in.

Im Dorf hatte ich auch nie Kontakt mit den anderen Kindern. Was aber nicht wirklich ein Problem für mich war.

Du bist überhaupt keine Rabenmutter.
Du versuchst nur das Richtige für Dein Kind zu tun.

Die ersten Wochen werden für Euch alle sicher schwierig, aber er wird sich bestimmt gut eingewöhnen.

Er kann dort Selbstständigkeit und viel für SEIN leben lernen.
Später kannst Du ihm auch nicht alles abnehmen.
Wenn er sich auf diese Schule freut, ist das doch die beste Grundlage.
Also nur Mut.

Das vergessen gessen Erltern von behinderten Kindern manchmal.
Das sie ihr Kind irgendwann loslassen sollten.

LG
Jean

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