Wer hat beim ersten Kind bei BEL entbunden?

Re: Gedanken dazu... (länger)

Antwort von Astrid, 39. SSW am 07.08.2005, 11:41 Uhr

Hallo Ramona,

selbst hatte ich zwar keine BEL-Geburt, wollte aber trotzem was dazu kamellen, wenn ich darf ;-) Ein Freund von mir ist Gynäkologe und Oberarzt in einer geburtshilflichen Klinik. Er sagt zu diesem Thema, dass Beckenendlagengeburten tatsächlich ein etwas höheres Risiko haben. Die Geburt dauert länger und ist mühsamer, so dass sich in seltenen Fällen auch Komplikationen beim Kind (Sauerstoffmangel) nicht ausschließen lassen. Auch kann es bei großem Kopf des Kindes ein Problem geben, wenn der ganze Körper schon draußen ist, der Kopf aber nicht recht durchs Becken der Mutter passt.

Er selbst rät jedoch den Frauen trotzdem nicht automatisch zum Kaiserschnitt, sondern hat schon viele spontane BEL-Geburten betreut. Er sagt, es hänge letztlich vom Sicherheitsbedürfnis der Frau UND der Ärzte ab, ob ein KS gemacht wird oder nicht. Da BEL-Geburten mit etwas höheren Risiken behaftet sind, wagen sich die meisten Kliniken da aber nicht gern ran - aus Angst vor Gerichtsprozessen hinterher. Die meisten Ärzte fahren heute eine Sicherheits-Medizin. Dies sollte man ihnen aber nicht zum Vorwurf machen, denn daran sind die Patienten auch mit Schuld: Sobald etwas schiefgeht, und es kann IMMER etwas schiefgehen, rennen sie sofort vor Gericht - auch wenn offensichtlich kein Kunstfehler vorlag.

Letztlich kommt es auf die gewählte Klinik an: Wer eine spontane BEL-Geburt zumindest versuchen möchte, sollte eine Klinik wählen, wo dies unterstützt wird. Ob dies für eine Klinik wirklich zutrifft, erfährt man weniger beim betreffenden Krankenhaus selbst (die sind hier nicht immer ehrlich), sondern eher beim eigenen Gyn oder auch bei BEL-Müttern, die dort entbunden haben.

Hadere nicht zu sehr mit dem Kaiserschnitt. In der Geburtshilfe gibt es manchmal nicht "richtig oder falsch", sondern "sowohl - als auch". Ich selbst hatte einen ungeplanten Kaiserschnitt wegen angeblich zu engen Beckens, meine Tochter war recht schwer und die Geburt schritt den Ärzten nicht rasch genug voran. Andere Ärzte sagten mir hinterher, dass man es hätte ruhig noch länger probieren können. Auch hier war es eben für die Ärzte eine Risiko-Abwägung: Die Geburt zog sich schon ziemlich lang hin, was die Wahrscheinlichkeit von kindlichen Komplikationen (Sauerstoffversorgung) erhöht. Irgendwann wurde dann die Entscheidung KS getroffen - mit der ich selbst sicher über ein Jahr arg gehadert habe.
Andererseits habe ich eine Freundin, deren ursprünglich gesundes Kind durch einen Sauerstoffmangel bei der Geburt heute leicht geistig behindert ist. Im Nachhinein ist es also schwer zu sagen, dies und jenes hätte lieber anders laufen sollen.

Liebe Grüße,

Astrid

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