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Geschrieben von Babyborn18 am 18.10.2019, 6:52 Uhr

Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Guten Morgen Leute,

Unser Sohn (16 Monate) war schon immer sehr temperamentvoll, was auch absolut okay ist. Und auch Trotzanfälle gehören dazu, ich weiß.
Ich mache mir aber doch Sorgen, dass diese bei meinem Sohn zu ausgeprägt sind und irgendwas nicht in Ordnung ist.
Es ist nicht immer, aber phasenweise, so wie wieder seit 3 Tagen, folgendermaßen:
Wenn er was nicht darf, kann oder Schmerzen hat wirft er sich ohne Rücksicht auf Verluste nach hinten und/oder haut sich den Kopf absichtlich und auch sehr doll gegen sein Bett/Wände/Boden.

Wir versuchen alles, was möglich ist, ihn davon abzuhalten.
Aber heute Nacht z. B. musste ich raus dringend auf die Toilette (habe bei ihm geschlafen, da Zahnschmerzen) und direkt hat er wie am Spieß geschrien und mit voller Wucht seinen Kopf mehrmals gegen sein Bett gehauen...
Auch ein "Nein" oder "ja gleich" kann er fast nie akzeptieren und wird sofort wütend.
Ich mache mir nicht nur Gedanken, da er sich ja physisch immer verletzt, sondern dass vlt psychisch auch etwas nicht stimmt.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

Als er klein war, hat er viel geschrien und ließ sich oft mit Geräuschen und Musik beruhigen. Auch generell sind wir eher ein "lauter" Haushalt (aber nicht im Sinne von "anschreien", sondern ich bin einfach ein hektischer, lauter Typ. Klatschte und jubel z. B., wenn was gut klappt). Auch läuft hier viel Radio, wenn auch leise.
Auch zum einschlafen gibt's seine Musik...
Ich habe Angst, dass ihm das irgendwie geschädigt hat und er von Anfang an mit zu viel "Lautstärke" bombardiert wurde. Könnte es da einen Zusammenhang geben?

Vlt sind hier ja Mamis, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Wünsch euch allen ein schönes Wochenende :)

 
14 Antworten:

Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Katharina Marek am 19.10.2019, 0:13 Uhr

Hallo,

es gibt einfach Kinder, die impulsiver und temperamentvoller veranlagt sind als andere und dementsprechend auch heftigere Reaktionen beim Trotzen zeigen. Das geht eben auch soweit, dass die Kinder sich dabei selber verletzen. Sie befinden sich in dabei in einem psychischen Ausnahmezustand.

Du schreibst, dass er nicht immer so heftig reagiert, sondern nur phasenweise. Wie schaut denn sein Trotzen sonst aus? Hast du schon irgendeinen Zusammenhang beobachten können? Ich meine sowas wie: anderer Tagesablauf, weniger Schlaf, Veränderungen im Umfeld, Stress zu Hause, etc.

Und: Wie versucht ihr denn ihn davon abzuhalten? Wenn der Trotzanfall schon in vollem Gange ist kann man eh nur noch schauen, dass er sich nicht weh tut. Ich würde daher in erster Linie auf die Vermeidung setzen. Das heißt einfach versuchen die Anzahl an Situationen in denen er mit einem Trotzanfall reagieren wird so gut wie es geht zu reduzieren. Immer geht das natürlich nicht und das heißt auch nicht, dass ihr ständig nachgeben sollt.

Hast du schon mal ausprobiert ob er sich anders verhält wenn es ein paar Tage ruhiger ist zu Hause? Falls nein, würde ich das einfach mal über einige Tage hinweg ausprobieren und beobachten ob dir was auffällt.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass er es mag wenn er körperlich begrenzt ist? Heißt, mag er es in einer kleinen Höhle zu sitzen? Setzt er sich gern in ein Eck, weil man da zumindestens auf zwei Seiten begrenzt ist? Wird er gerne fest von einer Decke eingehüllt? Manchen Kindern hilft das sehr, andere hingegen mögen das überhaupt nicht.

Und ein letzter Punkt: Wie reagiert ihr wenn ihr wütend seid? Denn auch wenn euer Sohn erst 16 Monate alt ist wird es wohl ein wichtiges Thema bei euch werden ihm beizubringen wie er mit seiner Impulsivität und seinem Temperament umgehen kann. Und das geht in erster Linie dadurch, indem man es ihm vorlebt. Auch wenn er das jetzt noch nicht umsetzen kann weil er noch so jung ist, nimmt er es trotzdem wahr wie ihr mit euren Gefühlen umgeht.

Ich wünsche dir eine Gute Nacht

Katharina

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Babyborn18 am 19.10.2019, 9:40 Uhr

Hallo Katharina,

lieben Dank für deine ausführliche Antwort.

Ich gehe mal chronologisch vor :)

Ja insgesamt würde ich sagen, ist er wirklich einfach sehr impulsiv und temperamentvoll. Ich müsste wohl auch eingestehen, dass er das vlt einfach von mir hat. Ich bin auch sehr ungeduldig, wenn etwas nicht sofort klappt und impulsiv etc. ;)

Also sein Trotzen sieht insgesamt so aus, dass er schnell motzt und das dann in schreien und auf den Boden legen ausartet und er mit Sachen um sich schmeißt. Er ist dann eigentlich auch schwierig zu beruhigen. Ich denke aber, das ist bei vielen Kindern in dem Alter so, oder?
Und ja, tatsächlich haben wir das Gefühl, dass es einen Zusammenhang mit dem Zahnen gibt. Ich bin der Meinung, immer wenn er furchtbar zahnt, sind seine Wutanfälle besonders ausgeprägt. Auch Schlafmangel ist häufig ein Thema bei uns. Wie so viele Eltern "kämpfen" wir darum, dass er sich die Ruhe nimmt, die er braucht. Aber meist ist alles andere Spannender ;)

Ja, wir versuchen so viel es geht zu vermeiden. Wir verstecken alle Sachen, die er nicht haben darf, wir bieten ihm Hilfe an, wenn wir merken, etwas klappt nicht, wie er will und wir beruhigen ihn nachts und tragen ihn etc.
Komplette Vermeidung ist leider nicht möglich. Beispiel: gestern läuft er raus vom Spielplatz und will auf die Straße. Ich versuche ihm immer wieder ruhig zu erklären, dass es gefährlich ist. Er will sich direkt umwerfen. Irgendwann nehme ich ihn hoch und er schreit. Ich weiß dann auch nicht so recht, wie man am besten reagieren soll.

Wenn er schon wütend ist, kommt es drauf an, was er für eine Phase hat. Ist es sehr ausgeprägt, versuchen wir ihn davon abzuhalten, sich selbst weh zu tun (was ihm übrigens noch wütender macht), ist es nicht ganz so ausgeprägt, ignorieren wir ihn auch schon mal.

Ich versuche gerade hier alles ruhiger zu halten. Kein Radio mehr, nach der Kita erst mal kein Spielplatz, sondern in Ruhe zu Hause. Das muss ich erst mal beobachten.

Nein, körperliche Begrenzung mag er gar nicht. Er bleibt auch nicht lange an einem Ort. Vor allem seit er Laufen kann. Er ist sehr aktiv, viel am wuseln und entdecken, Höhlen mochte er bisher nicht.
Nur uns mag er öfter ganz eng und nah bei sich haben. Schläft gerne auf uns ein, kommt immer auf unseren Schoß um sich Bücher anzugucken.

Ja und wie reagieren wir. Ich muss tatsächlich gestehen, das ist sehr unterschiedlich. Prinzipiell versuchen wir immer ruhig und geduldig zu sein, viel mit ihm zu reden, versuchen ihm zu erklären, wieso etwas so ist, wie es ist und dass er eine Situation nicht ändern kann, je lauter er schreit. Aber... Natürlich kommen wir in sehr anstrengenden Phasen auch mal an unsere Grenzen. Es kam also auch leider schon mal vor, dass ich ihm gegenüber lauter geworden bin, vor allem, wenn er mit Sachen wirft und mir damit weh tut, was mir danach auch sehr leid tat.

Was hältst du davon, dass er mit Musik Einschläft? (meist Melodie vom Babyphone oder Entspannungsmelodien). Ist das okay oder sollten wir das lassen, weils doch zu viel ist?

Schönes Wochenende :)

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von DK-Ursel am 19.10.2019, 9:40 Uhr

Hej!

Sicher hat er viel Temperament von Dir geerbt und drückt das erstmal auf seine Art und noch nicht so angemessen aus wie du (gelernt hast).
Trotzdem finde ich, nach Deiner Beschreibung dröhnt mir auch der Kopf - und ich muß nicht mehr soviel verarbeiten wie er.
Bedenke mal, daß in den ersten 2-3 Lebensjahren ein Kind soviel aufnimmt und lernt wie nie mehr in seinem ganzen Leben - das Gehirn ist auf Dauerempfang und soll die Eindrücke ja auch vearbeiten und vor allem miteinander verknüpfen.
Wie soll das aber passieren, wenn pausenlos neue Eindrücke auf Dein Kind einstürzen ??
Allen die Vorstellung, pausenlos von Radiomusik und Radiosprechern u.ä. umgeben zu seni, macht mich schon müde im Kopf, in dem, das meiste schon geordnet ist.
Dazu abends, wo alles "gesammelt" wird und sich "setzt", auch wieder Musik (auch wenn es "seine" ist - das ist einfach zuviel.
Gib ihm echte Ruhepausen, laß ihn Stille genießen - tut Dir vielleicht auch gut - schaff die Hintergrundgeräusche ab,die Du vermeiden kannst.
Augen kann man zur Not zumachen, aber die Ohren können wir nie abschalten, Du merkst selbst ,daß er im Schlaf auf die Geräuche achtet und mitbekam, daß Du aufgestanden bist.

Ich behaupte kühn, Dein Kind ist überdreht, weil es niemals Zeit zum Verarbeiten bekommt. Es soll dauernd nur aufnehmen und in sich hineinsaugen, aber die Zeit und Ruhe, Muße, zum Verarbeiten hat es nie!
Und das macht Streß, der sich bei ihm auch so äußert.
Eine polterige Mutter ist nicht schlimm - aber all das Drumherum (das ja auch erstmal wenig nutzvoll für seine Entwicklung = Erkundung der Welt und Sprache, Laufen, ... ist, sondern ihn im Gegenteil von so manchem abhält, hingegen sehr wohl.
Ich würde auch nicht damit rechnen,daß Du nach 2-3 Tagen mit mehrruhe Erfolge sehen kannst - Umgewöhnung ist IMMER eine längere Zeitspanne, also sei geduldig und hilf Deinem Kind, zur Ruhe zu kommen und die vielen neuenEindrücke, die unsere Welt ihm bietet, auch richtig einsortieren zu können! Dafür bistDu verantwortlich, er kann es nicht und wehrt sich auf seine Art. Eigentlich ein kluges Kind.

"In der Ruhe liegt die Kraft!"


Alles Gute - Ursel, DK

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Babyborn18 am 19.10.2019, 9:48 Uhr

Hey, danke auch für deine ausführliche Antwort Antwort :)
Ja, das stimmt schon, dass die Kleinen das alles ganz anders aufsaugen als wir Erwachsenen.
Ich hab mir darüber bisher noch nicht so viele Gedanken gemacht, weil mich das ja nicht stört. Im Gegenteil, ich habs gerne, wenn im Hintergrund leise Musik dudelt :)
Aber in Letzter Zeit kam mir irgendwie der Gedanke, dass es vlt einen Zusammenhang gibt.
Deswegen versuche ich jetzt es ruhig angehen zu lassen. Radio läuft seit ein paar Tagen nicht mehr und nach der Kita lassen wir es auch erst mal ruhig angehen.
Nur mit seiner Einschlafmusik bin ich mir nicht sicher. Wir haben das Gefühl, die mag er gerne und lässt sich dadurch beruhigen.
Aber ich will ja auch nicht, dass es zu viel Hintergrund Kulisse ist.
Wir versuchen einfach mal, die Musik wegzulassen. Vlt gibt's ja gar keinen Unterschied.
In jedem Fall aber, lassen wir jetzt mal die Masse an Aktion und Geräuschen weg.

Danke dir und ein schönes WE!

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von DK-Ursel am 19.10.2019, 14:27 Uhr

Hej nochmal!

ichhabe vorhin nur ausgehend von Deinem AP geantwortet, nun habe ich diese Antwort gelesen und füge hinzu:
Ich würde mit einem so kleinen Kind auch noch gar nicht soviel reden.
Ihr seid dieErwachsenen, Ihr macht. Und machen heißt handeln. Viele langeErklungen, warum, weshalb etc. sind wieder viel zuviel, das KANN er noch gar einordnen.
WIR wissen,daß auf die Straße laufen ohn z uschauen gefährlich ist - weil wir wissen, daß und wie wir nach einem Auto schauen, wie schnell es ist (einschätzen) und wann wir warten müssen.
ER kann das noch gar nicht, dafür hat er Euch.'
und wenn er nicht auf ein klares NEIN, das nicht in einem Wortschwall von Erklärungen untergeht, reagiert, ist es richtig, ihn auch aus der Gefahrenzone rauszutragen - egal wie er schreit.
Da würde ich nichts mehr erklären, er hat ein notwendiges NEIN nicht akzeptiert - und darauf mußt Du Dich verlassen können. Und er sich darauf, daß NEIn einfach nur NEIn heißt - nicht und nicht, da ßesi nenem Wortschwall untergeht und gar nciht wahrgenommen werden kann als klares nEIN.

Begrenze die Verbote, aber halt dabei auch die Erklärungen klein - er kann es nicht verstehen und sich auch noch nicht merken!
Was er verstehen und sich merken kann:
Er versteht eine deutliche Ansage - NEIN heißt nein, nicht vielleicht, nicht ab und zu, nicht heute doch - NEIN!
Und wenn das nicht beachtet wird, dann folgt Mutter mit der Konsequenz _ raustragen, Essen verschwindet (würde er damit heurmwerfen), Spielzeug verschwindet (dito) ...
Das lernt er vor allem, wenn sich das wiederholt - also nicht aufweichen und morgen wieder viel erklären.


Du schreibst selbst, Ihr seid oft unsicher, wie Ihr reagieren sollt.
Das merkt er - und wird selbsr noch unsicherer.
Kinder brauchen wirklich Grenzen, je kleinerdie Kinder sind, umso enger sind sie auch ncoh gefaßt, weilsie den Überblick, die erfahrung noch nicht haben, alles richtig einzuschätzen.
- auch wenn er die Räume mag. Ersoltle Sicheheit haben können,wie er sich darin bewegen darf und wie eben nicht.

ich meine ja auch nicht ,Ihr sollt ihn einsperren, aber er muß wissen, wo es eine Grenze gibt - d.h. auch: Alles verstecken, was er nicht haben soll - ja, und wie lernt man dann ,daß man auch mal was sein lassen muß??? Obwohl es da ist???

Auch zuviel erklären kann ihn überreizen, und ich denke, das ist Euer Kernproblem.
ihr überflutet ihn mit informationen und Reizen, die er (noch nicht) nicht braucht und die ihm nichts nutzen, im Gegenteil:
Dadurch kommen klare Ansagen bei ihm nicht an - das irrtiert Euch und ihn, er merkt das auch, ist irritabel, und Ihr kommt wieder mit Erklärungen, Worten etc. - statt mit deutlichen (evtl. irgendwann dann eben auch vorhersehbaren) Handlungen. Auch das gibt einem Kind Sicherheit.
Kontant antworten - das brauchen kleine Kinder - Demokratie lernt man peu à peu mit viel kleineren Dingen.

Viel Geduld, klare Linie und den Mut, auch unpopzlär beim Kind zu sein - das geht vorbei und gehört zu Eurer Aufgabe als Erwachsene, Eltern.

Gruß Ursel, DK

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Babyborn18 am 19.10.2019, 20:31 Uhr

Hallo nochmal,

lieben Dank wieder für deine ausführliche Antwort. Ja, vor allem ich (mein Partner nicht so) bin oft unsicher. Ich will nichts "falsch" machen und angemessen reagieren. Ich will nicht zu streng sein, will aber auch nicht, dass er mir auf der Nase herum tanzt.
Du hast recht, ich werde versuchen beim NEIN konsequenter zu sein bzw. ihm keine langen Erklärungen dazu geben.
Mein Problem ist auch manchmal, dass ich innerlich schnell nervös und gestresst werde (das ist einfach leider mein Typ und war schon immer so) und das merkt er bestimmt auch.
Ich bemühe mich aber weiterhin ihm Geduld und Konsequenz entgegen zu bringen.
Am Ende will ich halt einfach nur alles richtig machen für den kleinen Mann, der auch mit seinen Wutanfällen der tollste Junge der Welt für mich ist :)

Lieben Dank für eure Tips und einen schönen Abend!

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Bagari am 19.10.2019, 23:56 Uhr

Hallo,
meine Tochter (jetzt 2) hat als Baby auch sehr viel geschrien, Tag und Nacht, nichts half. Sie war nur mit sehr lauten Geräuschen zu beruhigen (es gibt darüber Bücher von Kinderärzten, das ist kein seltenes Phänomen, das kommt sehr oft vor). Viele Babys sind durch den Mutterleib laute Geräusche gewohnt und können viel besser schlafen bzw schreien viel weniger, wenn der Staubsauger an ist oder der Föhn oder die Waschmaschine. In unserem Fall war es die Dunstabzugshaube! Meine Tochter hat die ersten Monate in ihrer Schale vom Kinderwagen mit Matratze drin in der Küche (!) bei der eingeschalteten Dunstabzugshaube geschlafen!! Anders ging es nicht!
Mit 3-4 Monaten sind wir dann auf ein rauschendes Radio umgestiegen, das "weiße Rauschen", das machen viele Eltern, hat wunderbar geklappt. Das Radio haben wir immer leiser gemacht bis sie irgendwann gar keine Geräusche mehr brauchte zum Einschlafen.
Das ist total normal. Auch einen lauten Haushalt zu haben ist normal.
Viele Menschen haben mehrere Kinder und Haustiere, da ist es nie leise. Babys nehmen davon keinen Schaden.
Diese Wutanfälle haben nichts damit zu tun, dass dein Kind als Baby laute Geräusche gebraucht hat. Jedes Kind ist anders und Trotzphasen machen alle durch, bei manchen sind sie sehr ausgeprägt und bei manchen setzen sie auch schon früh ein. Meine Tochter hat sich ebenfalls in Wutanfällen den Kopf am Bett angehauen, sie hat sich auch absichtlich nach hinten geschmissen wenn sie ihren Willen nicht bekommen hat, all das was du beschreibst haben wir in dem Alter auch erlebt, auch schon eher (ging früh los bei ihr).
Jetzt ist sie 2 und unglaublich lieb und lässt sehr gut mit sich verhandeln bzw sich überzeugen. Durch diese Phasen in denen ein Nein nicht akzeptiert wird obwohl sie bereits gelernt haben was es bedeutet muss man einfach durch.
Schimpfen hilft nicht. Ausflippen auch nicht. Überhaupt hilft das ganze "drauf eingehen und diskutieren" usw in dem Alter überhaupt nicht. Wichtig ist nur dass man klar bei der Linie bleibt, also nicht weich klopfen lassen nur weil das Kind sonst mitten im Supermarkt kreischend auf den Boden fällt oder nachts die Nachbarschaft zusammmen brüllt. Ein Nein muss ein Nein bleiben! Kinder wollen in dieser (für sie selbst übrigens auch sehr anstrengenden) Phase nicht beschimpft oder ermahnt werden und wenn die Eltern nachgeben hilft das auch nicht, am besten ist: einfach nur begleiten.
Einfach nur dabei sein und das Kind wütend sein lassen, man muss ihnen auch erlauben wütend zu werden und Grenzen auszutesten und dass sie sich dabei selbst mal weh tun ist normal. Ich kenne viele Kinder die in solchen Phasen beißen, hauen, dramatsich auf den Boden fallen, so sehr weinen dass sie Atemprobleme bekommen oder anfangen zu kotzen (hatten wir auch schon). Das gehört alles dazu und hat nichts mit psychischen Problemen zu tun!
Jedes Kind mus für sich erstmal lernen mit eigenen Gefühlen umzugehen und Niederlagen hinzunehmen und den eigenen Willen entdecken...das braucht Zeit und viel Geduld.
Das was du schilderst ist absolut nicht ungewöhnlich und hat mit den Geräuschen in der Babyzeit gar nichts zu tun :)).

Wenn es oft in Situationen eskaliert in denen Nein gesagt wird, dann würde ich es stattdessen mit einem Gegenangebot versuchen. "Nein du kannst jetzt keinen Keks essen, es gibt gleich Mittag, aber du kannst nachher noch Kekse haben" oder "Nein du kannst nicht ohne Jacke raus gehen, das ist zu kalt, aber du kannst dir aussuchen welche zu anziehen möchtest". Versuch einfach so oft wie möglich ein Nein zu vermeiden und stattdessen eine Alternative zu geben die für dich akzeptabel ist.
Bei meiner Tochter hat das irgendwann so gut funktioniert dass man heute überhaupt nicht mehr nein sagen muss. ich sag nur noch " 3 mal hüpfen, daann ist schluss" statt einfach "jetzt ist schluss" zu sagen oder "erst zähne putzen, dann gucken wir noch ein Buch an" und schon rennt sie fröhlich ins badezimmer und putzt erstmal Zähne, denn sie weiß ja dass sie danach das bekommt was sie wollte.

Die Phase dauert lang, geht aber irgendwann vorbei und kommt dann später wieder wenn sie älter werden und dann wieder richtig rebellieren;-).
Jedenfalls musst du dir keine Sorgen machen das da etwas nicht "normal" ist, es geht noch viel schlimmer.
Und das nachts klammern hatten wir auch monate lang in dem Alter, in dem Alter lernen die Kinder dass mama und papa sich verabschieden ("gute nacht") und dann wirklich weg sind und auch nicht mehr wieder kommen. Viele Kinder haben da eine "Ich will nicht allein schlafen" phase, hab ich schon oft gehört, dass eltern dann plötzlich wieder mit ihrer matratze im Kinderzimmer lagen weil sie sonst nachts 20 mal hin mussten (war bei uns auch so).
Meine Tochter hat sogar verlangt dass ich mich mit ZU IHR in IHR kleines Bett lege, ihr hat das noch nichtmal gereicht dass ich mit im Zimmer lag, das hab ich aber natürlich nicht gemacht, da gabs auch viel geschrei. heute schläft sie wieder ohne probleme ganz allein.

Das wird irgendwann besser!
Denk immer dran dass die Kinder dadurch ihre Persönlichkeit formen. =)

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Bagari am 20.10.2019, 0:03 Uhr

Was das Temperament angeht kann man auch mal nachhaken wie denn der Vater so drauf war in dem Alter. KInder sind da nämlich oft nicht weit von ihren Eltern entfernt und meine Schwiegermutter hat mir erzählt dass mein Mann ganz genau so war in dem Alter und auch vor Wut manchmal gekotzt hat oder sich absichtlich weh getan hat.
Er ist heute eine Seele von Mensch und Erzieher =))) Keine psychischen Probleme bekannt ;-)

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von DK-Ursel am 20.10.2019, 10:34 Uhr

Hej bagari!

Du gibst Dir viel Mühe, das ist wirklich anerkennenswert, nur fallen mir 2 Dinge auf:
1. Das Kind der AP HAT Krach um sich, und schreit trotzdem - Deins wurde durch die geräuscheruhiger.
2. Du erwähnst Maschinen,d iesehr regelmäßige Geräusche machen --- ich erinnere mich, vor dem ersten Besuch der Verwandtschaft aus Dtld.sehr nervös gewesen zu sein und das übertrug sich auf die sonst sehr ruhige Tochter, damals noch deutlich kleiner als das Kidn hier.
Als mein Mann seine Druckermaschine, die wir damals noch im Haus hatten, anmachte, ging es besser, das war auch ein monotones gleichmäßiges GGeräuscht.
Sicher wirkt genau sowas eben auch wenn Kinder erst beim Autofahren oder im Kinderwagen einschlafen.

Ich würde trotzdem versuchen, den Lärm weitgehend zu vermeiden, Dauerberieslung tut auch Erwacshenen nicht gut.
Das Gehirn, das derart viel verarbeiten muß und von früh bis spät auf Empfang steht und von den Eltern quasi auch aufEnmpfang gestellt wird, schafft das nicht gut.
Lärm kan stressen, Lärm kann krankmachen, darüber gibt es immerhinauch genug Lektüre, und da das kind bislang reichlich Lärm hatte, und dennoch bis zurSelbstverletzung schreit, schreit es m.E. eher nach Ruhe - Arbeitsruhe.

Daß dabei nicht unbesingt nur aufZehenspitzen gegangenwerden muß, keine Maschine m ehr laufen etc., ist klar.
Alltag ist Alltag,den braucht es ja auch, um sich zu entwickeln und dieWelt kennenzulernen.
Wirsprechen hier von konstater Radioberieselung etc. - und tutauchErwacshenen nicht gut.

ich empfehle ein bißchen humoristisch Reinhard Meys "Ich hasse Musik":
Auszug:
" Ich Hasse Musik, die aus den Ritzen zirpt,
Musik, die mir den Spaß an der Musik verdirbt,
zu leise, um sie richtig zu hör'n,
aber grad laut genug, um mich richtig zu störn.
Ich liebe Musik, die atmet und lebt,
ich liebe Musik, so daß die Erde bebt,
ich liebe die Stille, die mich aufhorchen läßt,
ich liebe alle Geräusche, nur eins hass' ich wie die Pest:
Das ist aus kleinen, runden Löchern in der Wand
die Plätschermusik vom Endlosband."

So wortgewandt kann der Kleine das noch nicht sagen, aber er tut es auf seine Weise.
Nochmal an die AP:
Mütter/Eltern dürfen auch mal unsicher sein oder Verkehrets tun. Strenge ist nicht nur Macht ausüben, sie ist vor allem Autorität und Führung, die ein Kind braucht. Daß die einem Kind nicht immer paßt, vor allem eben auch, weil es sie nicht einsieht (und dies nicht, weil man versäumt hat, etwas zu erklären, sondern schlichtweg, weil es zu klein ist und dieGefahr eines Autos, einer heißen Flamme etc. nocht gar nichterkennt), istauch natürlich;: Elterndürfenauch mal unpopulär asein, und das Kind wütend auf dieEltern,die gerade irgendeinen Quatsch verbieten.

Eins der schönsten Beispiele, wie Grenzen wirken, hat mal eine unsererLehrerinnen gebracht:
Kinder im Waldstück, dürfen raus zum Spielen - keine Grenzen bekannt oder abgesteckt ... Klingt erstmal wie das Paradies, ist für die KInder aber dieHölle, denn:
Die Kinder kommen dauernd zurück zu den Erwachsenen, um sich zu vergewissern, daß alles okay ist und/oder sie sind unsicher. machen Dinge, für die es dann dauernd ein NEIN! der Erwachsenen gibt - sie probieren eben aus. Ja, wo sind sie denn, die Grenzen? Wie weit dürfen wir gehen?

Ganz anders,wenn im selben Waldstück der Spielbereich gekennzeichnet ist = vorher bekannt ist, was erlaubt ist und was nicht.
Die Kinder dort können das tun, wobei sie am meisten lernen,was sie am liebsten tun: spielen und sich auf ihrSpiel konzentrieren.
Sie wissen, woran sie sich halten können und innerhalb dieser Grenzen auch ausprobieren erlaubt ist. Aber sie vertüdeln keine Zeit damit, pausenlos erstmal Grenzen zu erforschen, sie übertreten nicht andauernd Grenzen, die ein Erwachsener ja im Kopf hat, nur nicht dem Kind gesagt - und sie müssen nicht dauernd ängstlich darauf warten, nun doch wieder zurückgepfiffen zu werden. Sie wissen ja, wie weit sie gehen dürfen - übertreten sie die klare Grenze, wird natürlich zurückgepfiffen.

Daß solche Grenzen altersmäßig angepaßt werden und wachsen, ist klar, aber steck sie erstmal ab für Dein kleines Kind, es wird es Dir danken, daß da jemand ist,der Kompetenz zeigt und sagt, wo es lang geht -deutlich und mit Nachdruck.
Dafür seid ihr die Eltern!


Ich glaube immer noch, das Kind ist überfordert: Durch Dauerkrach/-berieselung und viele zu viele Erklärungen, mit überraschenden NEIN!-Ausbrüchen der Mutter, weil die Grenzen wackelig und unzuverlässig sind.
Daran würde ich arbeiten.

Gruß Ursel, DK

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Babyborn18 am 20.10.2019, 22:53 Uhr

Vielen Dank auch für deinen ausführlichen Beitrag.
Lieben Dank nochmal an alle, dass ihr euch die Mühe macht mir so lange zu antworten.
Ich werde mir auf jeden Fall einige Tips und Anmerkungen zu Herzen nehmen.
Ja, dass man mein Kleiner einen "psychischen Schaden" erlitten hat, weils mal etwas lauter zugeht, ist vermutlich nicht der Fall.
Ich bin ja selbst ein impulsiverer Mensch, da kann ich schlecht andere Gene weitergeben ;)

Zum Thema Radio möchte ich nochmal speziell zu Ursel sagen, dass es nicht so ist, dass hier immer laute Partymusik läuft ;) weil hier jetzt öfter auf das Radio eingegangen wurde.
Die Lautstärke war immer so, dass man es nicht gehört hat, wenn man sich unterhalten hat. Dennoch bekommt er es vermutlich unterbewusst mit und auch wenn er sicher von Natur aus ein temperamentvolles Kerlchen ist, werden wir versuchen, die Lautstärken und Action zu reduzieren, sodass er nicht noch mehr gepusht wird.

Und auch versuche ich, ihm ein kurzes knappes und konsequentes Nein entgegen zu bringen und ihn nicht mehr mit so vielen Infos zu überhäufen, die er vlt nicht verarbeiten kann.

Lieben Dank nochmal an alle und bis bald :)

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von DK-Ursel am 21.10.2019, 9:37 Uhr

hej noch mal - zum letzten Mal

Nur nochschnel lzu mRadio...
Nein , ich habe auch nicht gedacht, daß Du pausenlos Patry machst, aber auch und gerade solche HIntergrundsachen werdenauch wahrgenommen. Gilt auch für TV mit ungeeigneten programmen (oder Erwachsenengesprächen, wenn man denkt, die Kinder kriegen nichts mit,sie spielen ja so schön...)

Bestes Beispiel:
Ich EMPFEHLE in BEGRENZTEM Umfanmg (und für ERWACHSENE, die es selbst steuern können!!!) sogar, Deutsch als HInterkulisse, und sage auch dezidiert, daß sie nicht iMMER genau hinhören MÜSSEN. Es rauscht auch so viel in den Kopf.
So lernt man natürlich weder Sprache noch sonstwas, aber letztendlich hilft es, unterstützt es.
Und das weiß ichspäötestens, seit meine Kinder zum Suzuki-Violinenunterricht gingen,wo sie nach Gehör spielten.
Also sie spielten die Lieder und Musikstücke,diesie vorher aufCD gehört hatten: wenn wir zum KIGA imAutofuhren, wenn wir Essen machten, wenn sie Besuch von Freunden hatten, habe ich es auch manchmal als Hintergrundmusik eingeschlatet; andere ließen dasBand zum Einschlafen laufen (was ich wie erwähnt nicht so schön finde, weil ich finde, der (kleine) Kopf braucht Ruhe und b) was, wenn dann mal die Musik nicht greifbar ist ?? (Besser lernen ,in jederSituation einzuschlafen, auch ohne Musik. - aber das ist ein anderes Thema.)

Aber Hintergrundmusik ist auch "Lärmebelästigung, hör Dir Reinhard Mey, dem man ja nicht vorwerfen kann, daß er Musikhasser sei, an.
Und gerade Kinder können auch noch nicht gut filtern, was f+ürsie relevant zum Lernen ist und was nicht - sie nehmen alles auf wie kleine Schwämme - und er oder sein Köpfchensind vermutlich voll von unbearbeiteten Eindrücken, weil er gar nicht zur Ruhe kommen kann, sondern pausenlos auf Empfang geschaltet wird.

Denk auch daran, daß Hintergrundmusik sehr bewußt eingesetzt wird, um Kunden im Supermarkt zu entspannen und so zu mehr Einkauf zu verleiten etc. --- alles Zeichen dafür, daß Hintergrundmusik sehr wohl wahrgenommen wird.

Wie gesagt:
Die Augen kann Dein Kind noch verschließen, die Ohren nie.

Alles GUte - erzähl doch mal, wie es in ein paar Wochen läuft!
Gruß Ursel, DK

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Babyborn18 am 21.10.2019, 19:23 Uhr

Vielen dank, ja ich halte euch mal auf dem Laufenden :)
Heute war es wieder recht häufig, dass er sich den Kopf auf den Boden hauen wollte.
Aber wir bleiben mal dran und lassen es ruhig angehen!

Bis bald und eine schöne Woche!

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Katharina Marek am 21.10.2019, 22:21 Uhr

Hallo,

ich komme leider erst jetzt zum Schreiben.

Zu deiner Impulsivität: Ich bin auch impulsiv und mein Sohn hat das teilweise von mir und schaut natürlich auf mich, wie ich damit umgehe. Bist du für dich selber, egal was andere denken, zufrieden damit, wie du mit deiner Impulsivität umgehst? Wenn ja, sehr gut. Wenn nein (so war es bei mir), überlege dir wie du dir wünschen würdest, dass dein Sohn im Erwachsenenalter damit umgeht und dann setze dich hin und erstelle einen Plan, wie du ihm dieses gewünschte Verhalten vorleben kannst. Denn Kinder lernen leider nicht viel von unseren Erklärungen und Belehrungen, sie kopieren uns einfach.

Trotzen:

Alle Trotzanfälle darf man gar nicht vermeiden (es ist sowieso nicht realisierbar), denn sie sind ja auch ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung.

Wenn der Trotzanfall mal richtig vorangeschritten ist, befindet sich sein Sohn bereits in einem psychischen Ausnahmezustand - logisches Denken ist da nicht mehr möglich und ja, es ist für alle Kinder schwer sich in diesem Zustand wieder zu beruhigen. Aber es gibt einen Weg wie man dem Kind helfen kann, sich schneller zu beruhigen. Klappen tut es nicht immer, aber relativ oft kann ein Trotzanfall verkürzt werden, halt auch je nach Temperament des Kindes. Und wenn er das noch gar nicht gewohnt ist, dass du so reagierst, kann es auch ein paar Anläufe brauche, bis die Methode greift.

Ich schildere hier jetzt nur die Kurzversion, da es in allen Details einfach zu umfangreich wäre.

Dein Sohn ist wütend, frustriert, er hat große Gefühle und weiß gar nicht wohin damit. Von dir braucht er Verständnis und dass du seine Gefühle ernst nimmst.

Ist es dir schon mal passiert, dass du dich wegen etwas ganz fürchterlich schlecht gefühlt hast, du es deinem Partner erzählt hast und der nur meinte "Ach Schatz, das ist doch gar nicht so schlimm, nimm dir das doch nicht so zu Herzen. Wegen sowas solltest du dich doch nicht ärgern." Wie ginge es dir dabei als dir gesagt wurde, dass deine Gefühle "falsch" sind und du sie nicht haben solltest? Genau...

Also wenn du deinem Sohn helfen willst, dann mache folgendes: Bestätige seine Gefühle und spiegle ihn ein wenig, heißt mache ihn in einem Maß nach bei dem er nicht das Gefühl hat, lächerlich gemacht zu werden.  (anhand der Spielplatzsituation):

1. Gefühl bestätigen
Du hast ihn hochgehoben, er schreit, wehrt sich, strampelt wild herum.
Du: "Du bist wütend!"
Und sag es mit leichter Intensität, je nachdem wie wütend er ist. Wenn er von 1- 10 auf 6 ist, dann sag es mit einer 3. Durch das abgeschwächte Spiegeln seines Verhaltens sieht er, dass du verstehst wie er sich fühlt.
Wiederholde den Satz mehrfach oder auch nur das Wort "wütend". Umso schlimmer der Trotzanfall ist, desto häufiger wirst du dich wahrscheinlich wiederholen müssen bis die Worte auch wirklich ankommen. Wichtig: Ganz kurze Sätze bzw. eben nur Wörter.

Und nicht aufgeben, es bedarf ein wenig Übung auch von deiner Seite.

2. Erklärung

Erst wenn er sich beruhigt hat, ist er auch wieder in der Lage die logische Seite des Gehirns seinem Alter entsprechend zu verwenden. Jetzt kannst du sagen, "Du würdest gerne rausgehen, aber dort fahren Autos, du kannst dich verletzen. Das will ich nicht." Kann sein, dass dann die Wut erneut ansteigt, aber dann wiederholt ihr den selben Prozess eben nochmal. Lass es ihn "durcharbeiten", wenn er deswegen so wütend sein muss, dann ist das eben so.

3. Kompromiss / Lösung finden

Das ist nicht immer einfach und nicht immer möglich. In deinem Fall könnte es z. B. sein
"... aber wir könnten gemeinsam rausgehen und rund um den Spielplatz gehen und dann wieder reingehen." (verwende die Worte die er kennt und versteht)


Ganz wichtig: Ignoriert ihn nicht. Das hilft nicht. Er muss gesehen werden und wissen, dass du seine Gefühle ernst nimmst. Wenn er sich selber ernsthaft weh tut, halte ihn nicht fest sondern verändere die Umgebung sodas er sich nicht mehr schlimm verletzen kann. Er haut den Kopf gegen den Boden? Leg was Weiches drunter. Gegen die Wand? Leg was Weiches an die Wand. Vermeide es ihn festzuhalten, außer du musst ihn von wo wegtragen (z. B. eine Strasse....) oder einem Ort, der eben gerade zu gefährlich ist und bringe ihn wohin, wo du ihn loslassen kannst.

Sage ihm nicht, dass sich die Situation nicht ändert, nur weil er lauter schreit. Das merkt er ja ohnehin. Aber er muss den Frust darüber, dass sich die Situation nicht ändert, rauslassen dürfen.

Wenn es dir zuviel wird, verlasse kurz den Raum (wenn es die Sicherheit zulässt), gib dir ein paar Sekunden, atme tief durch, gehe zurück und versuch es dann mit dem Beruhigen. Am besten du hast ein Mantra wie z. B. "Er meint es nicht persönlich." "Er macht es nicht mit Absicht.", dass du dir am Kühlschrank klebst oder am Badezimmerspiegel und dir vorsagst wenn du merkst, dass du die Geduld verlierst. Und wenn du die Geduld verlierst, ihn anschreist oder sonst was, dann entschuldige dich nachher, wenn wieder alles ruhig ist, bei ihm dafür. Man darf sich bei seinen Kindern entschuldigen. Und ganz wichtig: übernimm die Verantwortung. Sage nicht "Ich habe dich angeschrien weil du dich so aufgeführt hast." Sondern "Es tut mir leid, dass ich dich vorher angeschrien habe. Das war falsch von mir." Denn auch wenn er der Auslöser war, so ist es nicht seine Schuld. Es ist ganz wichtig, dass Kinder nicht glauben, dass sie selbst daran Schuld sind, dass sie angeschrien, fest angegriffen oder von manchen sogar gehauen werden.

Soviel zum Umgang mit dem Trotzanfall. Nun generell zur Spielplatzsituation - paar Worte werden sich hier jetzt überschneiden, weil ich das an verschiedenen Tagen geschrieben habe da ich gestern abend von meinem Sohn unterbrochen wurde, der nicht mehr ohne mich weiterschlafen wollte...


Zur Spielplatzsituation:

Sobald er rausgehen will sagst du ein klares "Nein, ich will nicht dass du rausgehst. Dort fahren Autos, die können dich verletzen / dir weh tun / ein großes Aua machen." Verwende Wörter die er versteht. Wichtig ist dabei das "ich will nicht weil..." Halte es aber so kurz wie möglich. Wenn er nicht reagiert und tatsächlich rausgehst, heb ihn sofort hoch und bring ihn zurück und wiederhole den Satz von vorher. Und dann versuche ihn abzulenken mit was anderem. "Lass uns rutschen / schaukeln / einen Sandkuchen bauen" was auch immer er gerne tut. Wenn er jedoch der Typ ist, bei dem das nichts hilft und er dann einfach seinen Frust über die Begrenzung seiner Freiheit rauslassen muss, dann lass es zu. Er darf frustriert sein, denn er erfährt, dass es Regeln gibt und er nicht immer machen kann was er will. Das ist sehr frustrierend und das darf er auch zeigen. Es ist nicht schlimm wenn er schreit und weint solange du für ihn da bist und versuchst ihn zu beruhigen so wie oben beschrieben. Auch unangenehme Gefühle gehören zur Entwicklung dazu wie soll er denn sonst lernen damit umzugehen? Ganz wichtig bei der ganzen Sache ist deine Stimmlage. Wenn du etwas ernst meinst, dann klingt auch ernst und bestimmt (nicht bestimmend). Er muss an deiner Stimme merken, dass du es ernst meinst. Das heißt nicht, dass du böse klingen sollst oder herrscherisch oder unangenehm - nein, aber es darf auch nicht unsicher und lieb klingen. Sag es so, wie du es fühlst aber mit Ruhe. Es ist dir ernst, du willst wirklich nicht, dass er überfahren wird, und das wird er nur dann in deiner Stimme hören, wenn du auch mit dem entsprechenden Ernst sprichst. Das heißt allerdings nicht, dass es ihn deswegen weniger frustrieren wird.

Zum Schlafen:
Ja das kenn ich. Einerseits gefällt mir ja die Idee von Herrn Jesper Juul, dass Kinder von Anfang an lernen sollen selbst ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann sie ins Bett gehen sollten weil wir uns ansonsten nicht wundern dürften, wenn wir dann auf einmal von einem 9 jährigen Kind verlangen von selbst schlafen zu gehen wenn es müde ist und es nicht klappt. Klingt gut, handhabe ich auch normalerweise so, aber manchmal muss ich meinen Sohn zu seinem Glück verhelfen.

Aber an manchen Tagen bestimme ich einfach, besonders dann, wenn sein Rhytmus gestört wurde, er übermüdet ist und Nachholbedarf hat. Dann gehe ich mit ihm Auto fahren und bringe ihn dann vom Auto ins Bett. Heute war das um 16:30 Uhr und er wird bis morgen früh durchschlafen. Freiwillig wäre er nie so zeitig ins Bett gegangen, aber da er so aus seinem Rhytmus draußen war, half ich einfach nach da er gar nicht mehr vernünftig für sich selbst entscheiden konnte.

Wie ist es bei euch? Habt ihr einen regelmäßigen Rhytmus? Habt ihr ein Ritual bzw. mehrere Rituale?

Hat sich schon was verändert, seitdem es ruhiger ist?

Unterschiedliches Verhalten eurerseits: Bis zu einem gewissen Grad ist das ok weil wir sind alle nur Menschen und keine Maschinen. Aber umso konstanter ihr in eurem Verhalten seid, desto mehr Sicherheit gibt ihm das. Ich komme ganz ursprünglich aus dem Pferdetraining, und da merkt man es ganz stark: Pferde werden zu nervösen Nervenbündeln wenn der Besitzer sich nicht verlässlich und vorhersehbar verhält.

Zur Einschlafmusik: Ich persönlich würde mein Kind nicht darauf konditionieren, bei Musik einzuschlafen. Kennst du auch Leute, die nur noch beim Fernseher einschlafen können?

Ich würde vorher die Musik spielen. Wenn er noch spielt aber es schon spät ist, während des Umziehens etc. Wenn er allerdings nach der Musik verlangt und sie ihm fehlt, dann würde ich sie jetzt nicht zwanghaft weglassen. Schau einfach mal, was ihm gefällt. Vielleicht singst du ihm was vor?

Ich hoffe, das hilft ein wenig.

Liebe Grüße,

Katharina

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Re: Erfahrungen mit ausgeprägten Wutanfällen

Antwort von Bagari am 24.10.2019, 1:03 Uhr

Ich hab das gar nicht so gelesen dass es hier vorrangig um den Krach geht. Für mich steht da oben vorrangig dass das kind starke Wutanfälle hat und die Sache mit dem Lärm als Baby wurde doch nur erwähnt, weil davon ausgegangen wird dass DAS an den Wutanfällen schuld sein könnte.
Da steht doch auch dass das kind sich beruhigt sobald es seine musik hört zum einschlafen, nicht dass es dadurch noch mehr schreit.
Ich lese da glaub ich ganz andere dinge als du.:)
Das mit der Musik war ja auch gar nicht die eigentliche frage, die frage war doch ob solche Wutanfälle psychisch auffällig sind. Nein sind sie nicht. Jedes Kind hat das und das ist völlig normal und gehört zur Entwicklung. Das kann man ja aber nicht unbedingt wissen wenn es das erste Kind ist, vorallem nicht wenn man die Heftigkeit solcher trotzphasen nicht kennt. Ist ja nicht jedes kind so, aber viele.
Ich glaube hier wird sich zu sehr auf das Thema Lärm fixiert.
Die Wutanfälle haben damit ja nix zu tun.
Mütter müssen nur wissen, dass andere Kleinkinder ganz genauso heftig sind in bestimmten Phasen, damit sie nicht denken sie machen etwas falsch. Sich selbst weh tun wenn man wütend wird ist normal bei Kleinkindern, auch erbrechen, hauen, beißen... machen kinder nun mal alles, hat nichts mit Lärm zu tun.
Das war eigentlich das was ich gesagt habe:)
Die Phase geht vorbei.
Und was den Lärm angeht: ich habe auch schon oft gehört dass kinder durch Lautstärke noch mehr gepusht werden, das ist auch logisch, trifft aber nicht auf jeden zu. Durch musik oder monotone Geräusche werden babys oft sehr gut beruhigt, das ist auch logisch. Lärm ist ja nicht gleich Lärm. Da habe ich mich auf das babyalter bezogen, um klarzumachen dass die Geräusche in der Babyzeit nichts mit den Wutanfällen in der Kleinkindzeit zu tun haben.
Ich finde es fatal wenn Eltern denken ihr kind habe psychische probleme obwohl es sich wie ein ganz normales kleinkind in dem Alter verhält.
Viele Eltern glauben auch ein baby müsse mit 4 monaten durchschlafen können und wenn es viel zappelt hat es adhs und wenn es mit 1 jahr noch nicht laufen kann ist es entwicklungsverzögert und muss zur Physiotherapie. Und wenn es andere Kinder haut hat es ein aggressionsproblem usw...das ist einfach Quatsch. Die "Probleme" fangen oft überhaupt erst da an wo die Eltern eine Diskrepanz zwischen ihrer Idealvorstellung von einem kind und der Realität feststellen.
Im Lärm sehe ich persönlich kein problem, auch später nicht. Muss nicht grad ein Rockkonzert sein, aber "Lärm" durch Geschwister, Haushalt, Radio usw ist ja immer gegeben, die Welt ist nicht leise, auch in der Kita nicht. Sehnsucht nach ruhe haben eher erwachsene die überarbeitet sind.
Ich selbst konnte noch die gesamte Schulzeit über am besten schlafen wenn meine Mutter abends den Geschirrspüler ausgeräumt hat und mein vater den Fernseher an hatte. Wenn es leise war "fehlte" da einfach etwas.;-)
Das ist glaub ich sehr individuell zu sehen.
Heute als Erwachsene hab ich es auch lieber ruhig.

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