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Geschrieben von mamaselio am 01.02.2006, 14:29 Uhr

Adoption

Ich hab mal eine Frage an euch, die nicht direkt mich selbst betrifft sondern eine Mutter aus unserer Spielgruppe.

Sie hat ein kleines Maedchen aus der Ukraine adoptiert. Die kleine Maus lag 15!!! Monate nur im Bett. Im Februar wird sie 2.
Nun ist die Mutter total beunruhigt, weil Gaia noch nicht frei laeuft, kaum spricht und schreckliche Angst vor den anderen Kindern hat (gerade die Angst macht ihr zu schaffen, sie findet dass Gaia ploetzlich Angst hat).
Die Mutter war gestern total fertigt mit den Nerven, weil Gaia sich sofort abwendet und weint, wenn sie angesprochen wird.
Ich persoenlich finde das alles ganz normal. Sie haben die Kleine seit Mai (da wog sie 6 kg mit 15 Monaten), so schnell kann man das alles nicht aufholen oder? Mir kommt es vor als sei sie etwa 1 Jahr zurueck. Das kommt, oder?
Hab null Erfahrung mit Adoption. Kennt sich wer aus? Rein intuitiv, wie klingt das fuer euch?
Kinderarzt aeussert sich nicht richtig. Ich glaube so ein normaler italienischer Kinderarzt ist mit so was schlicht ueberfordert.
So richtig will die Mutter auch im Moment keine Aerzte mehr...die Kleine ist schon so oft durchegcheckt worden (hat Probleme an den Augen vom monatelangen an die Decke starren) und sobald sie einen weissen Kittel sieht, wird sie voellig hysterisch.

Danke fuer eure Meinung.
Gruss
Christiane

 
8 Antworten:

Re: Adoption

Antwort von tinai am 01.02.2006, 15:39 Uhr

Hmm, ich kenne einen Fall aus Rumänien von einem Jungen, der mit 8 noch Essen in seinem Bett hortete und die Adoptiveltern an seinen Ängsten verzweifeln ließ. Sie hatten ihn aufgenommen, da war er wohl auch so 2 Jahre alt.

ER war in einem Kinderheim, in dem die Kinder auch nur im Bett lagen, unregelmäßig und zu wenig Essen bekamen und morgens wurden die toten Kinder rausgenommen. Das hinterlässt auch Spuren in so einem jungen Gedächtnis. Und in der Ukraine gibt es mit Sicherheit auch so etwas, wer weiß, was das Mädchen dort erlebt hat.

Ein normaler Kinderarzt wird da kaum helfen können, das ist eine Sache für einen erfahren Psychologen. Ich würde in D ein Sozialpädiatrisches Zentrum suchen.

Sie sollte sich und ihrer Tochter schon helfen lassen, zum Psychologen kann sie ja auch erst einmal ohne Kind.

Was die körperliche Entwicklung angeht, muss sie mit Sicherheit mehr Geduld haben.

Gruß T.

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Re: Adoption

Antwort von mamaselio am 01.02.2006, 15:53 Uhr

Danke Tinai. Der Vorschlag mit dem sozialpaediatrischen Zentrum ist gut.In Mailand gibt es so was, da weiss ich eine Adresse.

Ich mag die Mutter sehr und mir tut das alles so leid. Vorallem ist sie restlos ueberfordert. Sie muss auch noch ihren Mann troesten, dem die nackte Panik im Gesicht geschrieben steht. Der hat fuerchterliche Angst, dass die Kleine nicht normal ist...

Nachdem was die Mutter erzaehlte war es bei Gaia exakt so wie bei dem Jungen aus Rumaenien, ich kann ihr kaum zuhoeren wenn sie erzaehlt.

Gruss
Christiane

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Re: Adoption

Antwort von bebea am 01.02.2006, 17:49 Uhr

Oh die arme kleine!
Und die Eltern natürlich auch.
Aber es ist oft so mit adoptierten Kindern. Auch Kinder aus Deutschland sind traumatisiert.

Und auch wenn die Mutter die Ärzte momentan nicht sehen will, auf die ist sie zukünftig angewiesen.
Sie und die kleine müssen da durch. Ist nur für den Wohl von allen drei.

Und was die körperliche Entwicklung angeht würde ich nicht einfach so warten. Dieses Mädchen muß gefördert werden und alles nachholen!!!
Dafür gibt es spezielle Übungen.
Vielleicht kann sie die Übungen zuhausen machen. Aber zuerst muß sie zu einem Spezialisten. Leider weiß ich nicht wie hier der richtige Arzt heißt.

Genauso mit der Sprache. Dafür gibt es Logopädie.
Meine Freudin ist mit ihrem Sohm zum Logopäden öfters gegangen. Das wird alles spielerisch gemacht. Also mit Spielzeug u.ä.

Ich würde nicht warten, denn jeder Tag an dem sie nichts unternimmt, ist ein verlorener Tag.
Und je älter das Mädchen wird, umso schwieriger wird es alles nachzuholen.

lg

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Re: Adoption

Antwort von berita am 01.02.2006, 20:36 Uhr

Hallo,

ehrlich gesagt wundere ich mich schon etwas ueber diese Adoptivmutter. Was hat sie denn erwartet?? Es ist doch voellig logisch, dass ein Kind, das so etwas durchgemacht hat, einen Entwicklungsrueckstand hat und Angst vor anderen Menschen. Da kann man kein "normales" Verhalten erwarten, nur weil ein paar Monate vorbei sind.

Ich finde,es ist extrem wichtig, dass das Maedchen professionell gefoerdert wird, was ihre Motorik angeht. Je eher man beginnt, desto schneller sind die Rueckstaende aufgeholt. Und das wird ihr sicher sogar Spass machen.

Gegen die psychischen Probleme hilft meiner Ansicht nach ganz ganz viel Nestwaerme und Liebe. Auch z.B. nachts, Familienbett finde ich hier absolut angebracht! Und wie auch immer die Kleine sich anderen Menschen gegenueber verhaelt, die Mutter sollte zu ihr stehen, anstatt ihr zu verstehen zu geben, dass sie sich "zusammenreissen" soll.

LG
Berit

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Re: Adoption-sehr lang

Antwort von Schnuggles am 01.02.2006, 22:39 Uhr

Hallo,
habe soeben Eure Beiträge gelesen und komme aus dem Heulen gar nicht mehr heraus. Ich habe mich selbst mal intensiv mit Adoption beschäftigt, bis sich dann doch noch unsere Zwillinge (18 Monate) angekündigt haben. Allein die Vorstellung, wie diese kleinen Wesen vor sich hinvegetieren und dass es Menschen gibt, die da nur zugucken... einfach unglaublich.
Ich bin auch der Meinung, dass das kleine Mädchen sehr, sehr viel Zuwendung, Liebe, Wärme und vor allem auch professionelle Förderung braucht. Und so schwer es auch ist, die Eltern müssen ihre Bedürfnisse nun zurückstellen und alles für die Kleinee tun und sich auch "erstmal" von der Vorstellung verabschieden, eine ganz normale Familie zu sein. Sie haben sich darauf eingelassen und müssen da nun mit viel Kraft durch und dem Kind helfen aus diesem Trauma herauszukommen.
Aber mal eine andere Frage: Ich habe irgenwann einmal einen ähnlichen Bericht über diese Kinderheime im Fernsehen gesehen und seitdem verfolgt mich diese Thema. Wo und wie haben diese Eltern die Kinder adoptiert? Haben sie nicht die Möglichkeit das Thema nochmal an die Öffentlichkeit zu bringen. Allein die Vorstellung was aus den Kindern wird, die keine Familie finden. Könnt mich hier nun stundenlang über die deutschen Jugendämter ausko.... ! Es gibt doch sooo viele Paare die sich sehnlicht Kinder wünschen und vor allem sooo viele Kinder, vor allem auch die kleinen unschuldigen Kinder, die dringend liebevolle Eltern brauchen. Das Ganze scheitert dann meistens an unserer tollen Bürokratie, Politik, was auch immer, dabei könnte es doch so leicht sein den Kindern zu helfen.
Könnt Ihr mit den Adoptiveltern nicht mal reden, ob diese nicht mit dem Thema an die Öffentlichkeit gehen wollen? Fühle mich so hilflos, da ich gar nicht weiss, wo man hier anfangen sollte. Aber mit der Adoption haben die Eltern doch schon einige Erfahrungen und Ansprechstellen? Man kann die anderen Kinder doch nicht einfach da "liegen" lassen.
Sorry, meine Antwort ist sicher ziemlich an der Frage vorbei, aber wie gesagt, das Thema beschäftigt mich schon sehr lange und irgendwie musste ich mir dies mal von der Seele schreiben. Vielleicht liest der eine oder andere dies und hat eine Idee! Es läuft gerade Stern TV, wäre doch auch ein thema herfür.
Ich wünsche dem kleinen Mädchen und den Eltern alles Gute und ganz viel Kraft.
Puh, heule immer noch!
Schnuggles

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Re: Adoption

Antwort von margi am 01.02.2006, 22:50 Uhr

Wir nehmen in unserer Familie Pflegekinder auf (eines davon ist bei uns "hängengeblieben" und wir freuen uns RIESIG über das Angebot, es bald zu adoptieren). Die Kinder sind immer traumatisiert, kann man sagen, auch wenn sie noch so klein sind. Bei einer Zweijährigen, die so schwer traumatisiert ist wie im beschriebenen Fall, würde ich nochmal ganz von vorn anfangen und erstmal keinerlei voreilige Erwartungen haben. Ich würde sie einfach wie einen Säugling behandeln, sie im Kinderwagen spazierenfahren, sie vielleicht im Tragetuch viel herumtragen, sie wie einen Säugling mit Babyfläschchen füttern (ich würde ihr sogar alles im Babyfläschchen geben, sie jedes Mal dazu auf den Schoß nehmen und kuscheln). Dann hat sie vielleicht eine Chance, nachzureifen, sich zu entfalten, vielleicht eines Tages altersadäquat zu erscheinen.
Das Kind, das wir adoptieren dürfen, ist von Geburt an bei uns. Niemand wollte es haben, es hieß, sie sei aufgrund einer Drogen- und Alkoholembryopathie wahrscheinlich taub und blind. So schien es auch, bis sie etwa ein halbes Jahr alt war. Sie reagierte einfach auf NICHTS. Und dann, ganz allmählich, kamen von ihrer Seite aus erste Signale. Es heißt, bei einem Baby mit Alkoholschädigung dauert es im Schnitt zwei Jahre, bis sie auf dem altersentsprechenden Level angekommen sind ... wenn das Kind Glück hat (bei ganz jungen leiblichen Müttern haben die Kinder eher Glück, die Alkoholschäden zu überwinden als bei älteren Müttern).
Also ich denke, je älter das Kind ist, desto länger dauert es auch, bis es ein Trauma überwunden hat.
Wir hatten beispielsweise einen 11 Monate alten Jungen aufgenommen, der sehr traumatisiert war und solche Störungen hatte, dass er von den vorhergehenden Pflegeeltern wieder abgegeben wurde. Es hat ca. ein dreiviertel Jahr gedauert, bis er etliches aufgeholt hatte - dann wurde er zurückgeführt ...

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Re: Adoption

Antwort von Minimaus2 am 02.02.2006, 7:47 Uhr

Hallo, eine traurige Geschichte, vor allem wieder mal zu hören, unter welch unmenschlichen Bedingungen diese armen kleinen Wesen in Heimen dahinvegetieren müssen.
Also: Wir haben uns sehr lange mit dem Gedanken einer Auslandsadoption getragen. Dabei sind wir vom Jugendamt begleitet worden und es wurde mit offenen Karten gespielt, wie traumatisiert diese Kinder häufig sind und was das für Auswirkungen auf ihr weiteres Leben hat. Daher denke ich, dass die Eltern der Kleinen doch eigentlich darauf vorbereitet hätten sein müssen?
Wie auch immer, ich denke das Schlimmste ist, von der Kleinen jetzt zu erwarten, so zu sein wie Gleichaltrige, die in ihrer Säuglingszeit Zuwendung, Körpernähe, Förderung und jede Menge Liebe empfangen haben. Dieses Kind hat ein Martyrium hinter sich und vielleicht ist es ein Wunder, dass sie das überlebt hat. Denn Babys leben von Zuwendung und Körperkontakt...

Die ganze Energie der Eltern sollte sich meines Erachtens jetzt darauf konzentrieren, dem Kind alle Nestwärme, Zuwendung und bedingungslose Liebe zu schenken, zu der sie fähig sind. Dazu natürlich Therapien, um ihre motorische und psychische Entwicklung zu unterstützen. Wenn sie in Eurem Spielkreis eher Angst hat, würde ich sie dem erstmal gar nicht aussetzen, sondern mit dem Kind noch eine Weile zu Hause bleiben. Sie hat bisher nur Schreckliches im Leben erfahren, sie konnte kein Vertrauen, erst recht kein Urvertrauen aufbauen. Sie wird viel Zeit brauchen und vielleicht wird es viele Jahre dauern, bis sie annähernd so sein wird, wie wir es von unseren Kindern kennen. Ich denke die Mutter erwartet jetzt wirklich zu viel von der Kleinen und sollte vielleicht selbst beraterisch unterstützt werden. Man kann kein Kind in Schema F pressen und ein so schwer traumatisiertes erst recht nicht.
Ich wünsche dem kleinen Mädchen von Herzen alles Gute, dass es sein Trauma überwinden und Vertrauen in Menschen fassen kann. Ich denke die motorischen Dinge wie Laufen kommen irgendwann, wenn auch verzögert und mit therapeutischer Unterstützung.
Den Eltern wünsche ich viel Kraft und dass sie sich immer bewußt sind, dass ihr Kind ein besonderes Kind ist, das sie nicht mit anderen Kindern hierzulande vergleichen sollten.
Und weil ich ja anfangs schrieb, wir hätten uns lange mit dem Thema befaßt: Wir haben es nicht getan. Ich bewundere jeden zutiefst, der diesen Schritt wagt. Ich habe Hochachtung vor diesem Mut und vor allem bin ich dankbar für jedes Kind, das aus solch grausamen Verhältnissen rausgeholt wird. Doch wir haben es uns nicht zugetraut, ein traumatisiertes Kind mit all seinen Folgen aufzunehmen. Wir hatten Angst, dem nicht gewachsen zu sein und letztendlich dadurch das Kind nicht glücklicher und uns selbst verweifelt zu machen. So gern wir geholfen hätten, so groß unser Mitleid mit den Kleinen in ausländischen Heimen ist- wir waren uns einfach nicht sicher, ob wir es mit allen Konsequenzen schaffen würden. Vielleicht klingt das etwas schwach oder feige, aber wir wollten es lieber nicht drauf ankommen lassen....
In diesem Sinne. Herzliche Grüße.

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Re: Adoption

Antwort von KaMeKai am 02.02.2006, 8:18 Uhr

Hallo,
ich denke, die Eltern wurden nicht gut vorbereitet von der Auslandsvermittlungsstelle. Hat die Adoption in Deutschland oder Italien stattgefunden?
Genau das erwartet Adoptiveltern. Das ist ein völlig "normales" Verhalten von Adoptivkindern.
Zunächst einmal sollte das Kind die verlorene Babyphase nachholen dürfen (füttern, tragen, schieben, im Elternbett schlafen ec.).
Die Eltern sollten sich auf jeden Fall rat bei einer Adoptionsorganisation holen. Ein normaler Kinderarzt oder Kinderpsychologe ist da völlig ratlos. Bei Netzwerken von Adoptiveltern werden Adressen spezieller Kinderpsychologen ausgetauscht, die mit bei solchen Problemen wirklich helfen können.
LG
Kathrin

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