Unser Sohn ist da

Wir haben es auch geschafft, am 18.06. kam unser zweiter Sohn bei 41+1 spontan zur Welt. Nachdem ich am Abend zuvor immer wieder periodenartiges Ziehen gespürt hatte, begannen um ca 22 Uhr regelmäßigere Wehen. Nachdem meine Mutter nach 1h Anfahrtsweg angekommen war, wollte ich noch etwas abwarten und beobachten, ob die Wehen stärker wurden, bis wir dann schließlich doch gegen 00:30 ins KH fuhren, immerhin dauerte die Anfahrt ca eine Stunde.
Ich war sehr zufrieden mit meiner Hebamme, sie war mir sofort sympathisch.
Muttermund bei Ankunft 6-7 cm, das motivierte mich. Ich glaube nicht, dass "angenehm" das richtige Wort für den Verlauf der Wehen ist, aber im Gegensatz zur ersten Geburt empfand ich diesmal die Wehen als sehr gleichmäßig stärker werdend, mit sehr guten Erholungspausen dazwischen. Also schon irgendwie angenehm.
Da die Fruchtblase einfach nicht platzen wollte, bot mir die Hebamme um ca 04:30 an, sie zu öffnen, um stärkere Wehen auszulösen. Ich wollte mir das gerade noch durch den Kopf gehen lassen, da platzte sie tatsächlich von selbst.
Ich habe schon das Gefühl, dass die Wehen danach stärker wurden, und auf mein Anfragen hin bestätigte mir die Hebamme, dass es gut voran ging, aber ab irgendeinem Punkt hatte ich das Gefühl, dass die Wehen zwar sehr spitz und heftig waren, aber gefühlt plötzlich sehr kurz und irgendwie nicht "wirksam" genug. Ich hatte das Gefühl, es geht nicht voran. Und anscheinend war es auch so. Wir probierten verschiedene Positionen, und knapp vor 6:30, als der Muttermund schon 2h verstrichen war und die Meinung anderer Hebammen zugezogen wurde, erwähnte man plötzlich die Saugglocke. Ich war richtig enttäuscht in dem Moment, da ich das nicht auch für mein zweites Kind wollte, dem ich eine angenehmere Geburt gewünscht hatte. Ich weiß gar nicht, ob man dann überhaupt noch dazu kam, den Arzt zu verständigen - das alleinige Erwähnen der Saugglocke hatte gewirkt, wenige Minuten später war das Baby nach einem allerletzten Positionswechsel geboren. Als der Kopf schon halb draußen war und ich auf die gefühlt ewig entfernte nächste Wehe wartete, dachte ich, es zerreißt mich - und dann war er da.
Ich hörte mich irgendwie selbst sagen "gebt ihn mir!" - als würde da jemand anders für mich sprechen. Als würde ihn mir jemand wegnehmen wollen. Die Situation war so surreal. Mein erster Sohn war genau im selben Kreißsaal zur Welt gekommen, und dann sofort ganz blau und schlaff nach der Saugglockengeburt von mir weggenommen worden, da es ihm nicht gut ging. Und jetzt - selber Schauplatz, völlig andere Situation. Das Baby war da, schön rosig, schrie sofort, wurde mir auf die Brust gelegt - und nicht mehr weggenommen.
Ich bin so froh, es diesmal aus eigener Kraft geschafft zu haben - auch wenn die am Ende kurz im Raum stehende Saugglockengeburt nach wie vor ein kleiner Wermutstropfen für mich ist...

Ach ja, eigentlich wollten wir uns überraschen lassen, was das Geschlecht ist, doch tatsächlich haben sich noch kurz vor der Geburt bei den KH Untersuchungen drei (!) Ärzte etwas verplappert, und ich konnte davon ausgehen, einen Jungen zu bekommen. Ein wenig schade - ich hatte mich sehr auf die Überraschung gefreut.
Aber das ist längst nicht das Wichtigste. Wichtig ist, dass es dem kleinen Mann gut geht. Und es ist so schön und versöhnlich, dass wir auch in der erste Zeit, die unser erster Sohn leider auf der Intensivstation verbringen musste, den Kleinen bei uns haben und nicht getrennt sein müssen.

An dieser Stelle wünsche ich allen, die schon kuscheln dürfen, viele Glückwünsche, und für alle die noch darauf warten, ihr Baby in den Armen halten zu dürfen: Alles Gute, ihr schafft das!
Und allen, deren erste Geburt wenig schön verlaufen ist, wünsche ich ein versöhnliches zweites Geburtserlebnis.