Rund um die Erziehung

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Geschrieben von solelo am 26.07.2007, 4:11 Uhr

@Schwoba ich manipuliere den ganzen Tag-Posting

Hallo Schwoba-Papa,

du schreibst:
"ich manipuliere meine Kunden bei mir zu kaufen, ich manipuliere meine Mitarbeiter in meinem Interesse zu agieren, ich manipuliere meine Lieferanten mich gut, pünktlich und günstig zu beliefern, ich manipuliere mich auch selbst bei Null Bock fleissig zu sein, ich manipuliere sogar die Imbissbude hier in der Straße ... "

Genau – man manipuliert ständig. Und es hört erst dann auf, wenn man es ablehnt und es nicht mehr will. Und es tun sich neue Welten in Sachen Kommunikation auf.

Wenn ich mich beim Manipulieren beobachte, finde ich mich zunehmend furchtbar. Beobachte dich Mal bewust dabei. Kannst du es richtig skrupellos machen? Woher kommt denn die Skrupellosigkeit überhaupt? Sind wir vielleicht abgestumpft?

Achtung: Manipulieren ist nicht = Beeinflussen.

Manipulieren ist bewusstes Beeinflussen durch einen Trick oder durch Angstmachen.

Beeinflussen ist einfach nur beeinflussen und kann durchaus auch ohne Absicht geschehen.

Ich bin vom Wetter *beeinflusst*, nicht manipuliert. Ich bin von der Freundlichkeit des Post-Mannes einfach nur beeinflusst (gute Laune). Ich bin von der Freundlichkeit des Staubsauger-Vertreters *manipuliert*, nicht lediglich beeinflusst. Denn er will bei mir Gute Laune *erzeugen*, *DAMIT* ich eher bereit bin, sein Produkt zu kaufen.

Das ist für mich ein ENORMER Unterschied, und Manipulation hat für mich in der Familie nichts verloren.

Und: Es GEHT auch ohne. Warum dann nicht ohne? Es ist sogar viel schöner ohne. Es ist ehrlicher, natürlicher, und ich kann mir immer sicher sein – es war seine/ihre wahre Entscheidung, nicht seine Angst, mir nicht zu gefallen, bestraft zu werden, nicht belohnt zu werden, nicht gelobt zu werden, nicht geliebt zu werden, nicht anerkannt usw. werden, und es war auch nicht mein toller *Trick*, ich habe mein Kind nicht hinterhältig ausgetrickst.

Es war schlicht und einfach, eine ganz edle, reine Entscheidung aus seinem Herzen. Es war MEIN KIND.

Liebe Grüße
Johanna
www.unerzogen.de

 
6 Antworten:

Re: @Schwoba

Antwort von MM am 26.07.2007, 14:05 Uhr

Hallo Johanna,
sorry, ich senf mal wieder mit, obwohl ich nicht Schwoba bin ;-)

Was du ansprichst ist genau das, wo ich immer wieder dran stosse - es hört sich von der Theorie/ Philosophie wirklich toll an, spricht mich an... - aber in der Praxis finde ich einfach, dass es so in der "reinen Form" nicht zu verwirklichen íst :-(, zumindest bei uns...

Ich meine, es ist doch öfter mal so, dass man einfach will, dass der andere irgendwas macht, und versucht ihn dazu zu überreden/überzeugen o.ä. Ist das bei euch wirklich nie der Fall? Das ist doch laut deiner Meinung auch Manipulation, oder? Also mit Tricks oder Angstmachen geb ich dir schon recht, find ich auch nicht OK - aber es gibt doch viele Arten zu versuchen, den anderen zu etwas zu bewegen (es ihm "schmackhaft zu machen" - wenn er z.B. zu einer bestimmten Aktion keine Lust hat oder nicht so richtig weiss, ich es aber schön fände), kennst du das echt nicht?!?

Mal überspitzt: Ist es Manipulation, wenn ich mich abends was Schönes anziehe und ihn damit auch ein bisschen verführen (also "zu etwas bringen" ;-)) will? Ist das ein "Trick"? Die Übergänge sind da doch fliessend, ich kann mir nicht helfen...

Oder ein anderes Beispiel: Gibst du einfach so auf, wenn z.B. dein Partner sagt, er weiss nicht so richtig was am WE unternehmen, rausgehen eher nicht, und du sagst schulterzuckend "OK, dann nicht, ich geh allein mit den KIndern"? Ich kann das irgendwie oft nicht, finde mich generell nicht einfach so mit Sachen ab und will sicher sein, dass es wirklich nicht geht (also auch in anderen Angelegenheiten, hake immer lieber nach). Vielleicht kann er sich auch einfach nicht aufraffen, würde es aber dank meiner "Überredungskunst" und wäre dann im nachhinein froh (sowas gabs schon öfter bei uns)?

Ich denke manchmal, ich bin einfach nicht der Typ für NE in dieser "reinen Form" wie du sie praktizierst. Obwohl die Grundgedanken (sozusagen der "demokratisch-antidiskriminierende Inhalt") mich sehr ansprechen. Irgendwie widersprüchlich, ist aber wohl so.

Naja, so erstmal. Bis demnächst, Miriam

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Re: @MM

Antwort von solelo am 26.07.2007, 15:46 Uhr

Hallo Miriam,

ich finde nicht, dass "Überreden" genau das gleich wie "Manipulation" ist. Manipulation ist versteckt, Übereden ist offen. Das heißt, wenn mein Gegenüber von mir überredet wird, weiß er ja genau, was ich vorhab, was ich will und was mein Ziel ist, wie ich vorgehe. Wenn ich manipuliere ist das nicht offen, ich "tue" so, als wollte ich "nur X" ("nur freundlich sein"), aber *eigentlich* will ich, dass der andere irgendwas... "bereit" ist für irgendwas, oder zuhört oder so. ich sage nicht, ganz offen: Ich will, dass du zuhörst, sondern ich nutze etwas, eine Schwäche meines gegenübers oder ich nutze meine Macht über ihn, um ihn zu etwas zu bewegen, was er gar nicht so offen weiß.

Ich wage zu behaupten, wenn du dir was schönes anziehst und Wein einschenkst, weiß dein Partner genau, worum es dir geht, oder? ;-)

Ich finde es immer doch wichtig, genau drüber nachzudenken und rumzudefinieren. Dann weiß man genau, was man nicht machen will, was man machen will, was man machen kann und was man nicht kann. Und was eigentlich genau gegen die eigenen Prinzipien geht bzw. auch, was diese überhaupt genau sind, also kurz: wie man eigentlich leben will. Wir haben ja nur ein Leben :-)

So gesehen wäre es ehrlicher, wenn man sein Kind schon lobt, "damit" es irgendwas macht, wenn man ganz offen sagt: "Toll, hast du das gemacht – *Das möchte ich in Zukunft öfter sehen*" und nicht nur "Toll hast du das gemacht", in der Hoffnung, der manipulative Eingriff würde wirken, indem das Kind irgendwie denkt, oh, wenn ich X mache, dann mag mich Papa mehr, deshalb mach ich es jetzt noch Mal. Es wüsste dann ganz genau, was erwartet wird und wir wären ein ganzes Stück weit einer ehrlichen Beziehung näher gekommen.

Ich selbst bin sicher nicht Manipulationsfrei. Vielleicht ist das "nur" ein Ideal, wohin ich strebe aber nie erreichen kann? Ich weiß es nicht und ich mache mir da keine Sorgen. Ich gebe mein Bestes, jederzeit, je nach Tages-Verfassung ist es eben unterschiedlich. Manches wird automatisch. Im Laden, bei fremden Menschen ist mir "nicht zu manipulieren" (noch) recht unwichtig. Bei meiner Familie gebe ich mir aber unheimlich Mühe, denn ich strebe ehrliche Beziehungen an, und diese fühlt sich totaaaaal gut an :-) Ich kann mir vorstellen, wenn ich das dann schon "meistere", dass ich dann auch "draußen" besser aufpasse. Vielleicht passiert das dann automatisch.

Bringt dich das irgendwie weiter?

Grüße
Johanna
www.unerzogen.de

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Re: @MM (Nachtrag)

Antwort von solelo am 26.07.2007, 15:50 Uhr

Ich sagte:

***ich nutze etwas, eine Schwäche meines gegenübers oder ich nutze meine Macht über ihn, um ihn zu etwas zu bewegen, was er gar nicht so offen weiß.***

... und von dem ich ja annehme, dass er das gar nicht erst will, ich versuche also einen Weg zu gehen, das sein Recht misachtet, *frei* zu entscheiden, in der Hoffnung eben, meine Manipulation "wirkt", so dass er gar nicht "merkt" dass er *eigentlich* anders hätte entscheiden *wollen* sozusagen.... ... kompliziert, ich weiß nicht, ob ich das jetzt so erklärt habe, wie ich es meine :-D

Grüße
Johanna

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Re: @MM (Nachtrag)

Antwort von MM am 26.07.2007, 16:40 Uhr

Doch, damit kann ich schon was anfangen, danke!

Mir gehts auch um die Offenheit, ich will nicht so tun als ob (kann ich eh nicht so gut, bin so ducrhschaubar ;-)), aber Überreden oder anders Überzeugen (ob nun letztendlich "erfolgreich" oder nicht) find ich eben OK, genau aus den GRünden die du schreibst.

Und wenn ich dich schon hier "erwischt" habe -noch was zu dem Kreative-Lösungen-Suchen, worin du m.E. echt gut bist: Ich verstehe auch hier das Prinzip, verscuhe auch dran zu denken, dass se mehr als eine Lösung gibt (meine jetzt v.a. bei "Problemen" mit den Kindern), aber bei manchen Sachen nervt es mich einfach, die jeden Tag machen zu müssen, jeden Tag zu erklären, versuchen es spielerisch zu gestalten... und und und... - konkret zwei Sachen: Zähneputzen und Eincremen (gegen die Sonne). NERV! Ich erkläre usw. (dem Grossen), aber sehe eigentlich keine ALternative (ausser drin bleiben, wenn es sonnig ist und er nicht eingecremt werden will - ist aber doch keine Lösung), es eben nicht oder "ein bisschen" zu tun, oder irgendwie lustiger. Manchmal gehts ein bisschen besser, ist auch generell stimmungsabhängig, aber dennoch... Es überwiegt das Gefühl, er könnte doch jetz endlich mal kapieren (da auch sonst sehr verständig), dass man manche Sachen eben wirklich machen muss, weil man sonst krank werden kann (schlechte Zähne u. die Folgen, verbrannte Haut u. die Folgen..., auch wenns nicht gerdae Spass macht. Sind ja nicht viele solche DInge, und die paar könnte man doch einfach akzeptieren, oder?! Was denkst du dazu?

Gruss, Miriam

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@Schwobapap zum Manipulieren im Job

Antwort von BiggiMael am 26.07.2007, 23:03 Uhr

Hallo Schwoba-Papa, ich hab zwar nicht unbedingt genau die gleiche Einstellung wie die NE`s, aber ich finde, das ist schon was anderes, unter Privatpersonen zu "Manipulieren" oder im Job. Wenn Du mit Kunden (oder potenziellen) sprichst, dann wissen die ohnehin, was Du willst. Ebenso der Lieferant. Die sind ja nicht blöd.
Wobei es in privaten Situationen schon anders aussehen kann.
Ciao Biggi

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Re: @MM (Nachtrag)

Antwort von solelo am 27.07.2007, 0:45 Uhr

Hallo Miriam,

ich denke, dass man wohl nicht anstreben sollte, dass alles in der Familie "perfekt" läuft. Keine Methode oder Lebenseinstellung wird das erreichen, glaube ich. Wir sind eben alle unterschiedlich und haben unterschiedliche Vorstellungen und Prioritäten, sind auf unterschiedllichen Entwicklungsstufen etc. Was ich meine ist: Es ist einfach normal, dass es Reibungspunkte gibt.

Mein Vorschlag ist heutzutage immer wieder der Selbe, weil ich wirklich – wirklich! – gute Erfahrungen gemacht habe damit: Es geht um's *Zusammenleben* Die "Lösung" steckt nicht in den "kreativen Maßnahmen", die man quasi als Elternteil ergreift – die Lösung ist, immer nur darauf zu achten, mit dem Kind eine Verbindung aufzubauen bzw. aufrecht zu erhalten. Der "Rest" – also das gar nicht erst Auftauchen von so vielen Problemen, die kreativen Lösungen, wenn doch, das sich wohler fühlen, weil es keine negativen Spannungen gibt – das ergibt sich dann von selbst. Die echte "Arbeit" besteht nicht darin, "tolle Lösungen" zu finden, sondern die Verbindung aufzubauen. Ich weiß nicht, ob du mit dem Begriff "Verbindung" was anfangen kannst. Ich habe lange gebraucht, bis ich das richtig verinnerlicht und kapiert habe und es ging auch nur über Erfahrungen, die ich gemacht habe. Man denkt so.... verhaltensgesteuert und manipulativ die ganze Zeit... was mach ich jetzt... und als nächstes? und wie soll ich das jetzt angehen, damit... Ich musste/muss wirklich bewusst mich auf die *Beziehung* konzentrieren, die ich mit meiner Tochter haben will. Hast du das Posting "Verbindung zum Kind aufbauen" oder so von mir gelesen? Da habe ich das genauer beschrieben. Wenn du Englisch kannst, empfehle ich dir www.enjoyparenting.com (für den "Daily Groove" anmelden).

Versuche, dich auf erziehungsfreie Kommunikation mit deinen Kindern zu konzentrieren – jetzt Mal egal, ob du sie ansonsten "erziehst" oder nicht. Was ich meine ist, einfach von Mensch zu Mensch, ohne Formungsabsicht, einfach *reden*, einfach irgendwas *teilen*, sich eben "verbinden". Dann fließt der Rest und ... wenn man es geschafft hat sieht es dann so aus, dass man einfach sagt – komme wir gehen raus, ach ja, eincremen, und beim eincremen redet man einfach weiter, weil man so im "Flow" ist und sich gar nicht mehr daran aufhalten muss. Das ist jetzt der Idealfall und es "klappt" bei mir nicht immer: Ich/wir habe/n häufig Kommunikationsprobleme und dann stimmt die Verbindung nicht, und wenn sie abgebrochen ist, dann geht's Mal den Bach runter und es ist mitunter schwer, sich da wieder aufzuraffen und eine Verbindung herstellen zu *wollen*. Ich wollte jetzt nicht, dass es so klingt, als ob bei uns alles rosarot im "Flow" verläuft. Aber ich habe in letzter Zeit immer häufiger solche Momente erlebt und es hatte dann so Aha-Erlebnisse, in denen ich dachte: "SO ist Elternschaft gemeint".

Unsere Verbindunden werden so gut wie immer nur durch einen Wechsel in der Haltung meinerseits gestört: Mir fällt irgendwas auf und sage – "nörgle" an ihr irgendwas "Du hast vergessen... blah" oder so. Sie reagiert komisch, ich dann "ja, aber..." und so weiter, ich versuche es "nichterzieherisch" aber sie versteht nur "gemein – warum hast du unsere schöne Verbindung zerstört?" ist dann beleidigt und mit dem Eincremem kann man es dann eh vergessen.

Hm... wieder so schwer zu erklären!

Liebe Grüße
Johanna

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