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Geschrieben von mama.frosch am 18.04.2010, 22:20 Uhr

formulierung "besonderes kind"

vorweg, ich möchte hier niemandem auf die füße treten.

ich stoße mich etwas an der bezeichnung "besonderes kind" für kinder, die eine behinderung haben. "behindert" stört mich definitiv; "kind mit einer behinderung" ist sicher auch niht ganz zutreffend ("behindert ist man nicht, behindert wird man"), aber für mich der noch akzeptabelste ausdruck.

mit "besonderes kind" hab ich deshalb meine schwierigkeiten, weil ein jedes kind besonders ist. einfach jedes. außerdem erfolgt mit der hervorhebung von "besonderes kind" letztlich wieder eine be-sonderung, auch wenn die positiv beabsichtigt ist. es ist eine andere art der besonderung, und es ist im prinzip eine umwertung von "unterhalb der norm" auf "überhalb der norm".

jeder mensch ist auf seine art normal, und jeder ist auf seine art besonders. ich wünschte mir, in einer gesellschaft zu leben, in der es "normal ist, verschieden zu sein", ohne gewichtung. mir fällt auch keine wirklich brauchbare bezeichnung für menschen mit einer behinderung ein. aber ich glaub, es ist mir wichtig, dieses "attribut" nicht auf den kern der persönlichkeit zu beziehen ("der behinderte", "die dicke", "der alki"), sondern durch eine formulierung wie "kidn mit einer behinderung" hervorzuheben, dass es sich um einen ganz normalen menschen handelt (denn im kern sind wir menschen uns ja alle sehr ähnlich; in unseren bedürfnissen und gefühlen), zu dem eben irgendwas gehört.

so formulierungen wie "mein sohn ist ein spasti" (im forum immer wieder gelesen) oder "meine tochter ist allergikerin" heben ein "defizit" hervor und machen es zu einem überwiegenden persönlichkeitsmerkmal und fördern schubladendenken. das finde ich nicht gut.

hm, was wollte ich abschließend damit sagen. ich weiß es nicth. es ist eine frage die mich beschäftigt und vielleith wird ja eine interessante diskussion daraus.

 
13 Antworten:

Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von rabukki am 18.04.2010, 23:30 Uhr

hm, ich habe das erste mal gestutzt, als ich die Formulierung gehört habe, wusste aber gleich, was gemeint war. Nicht nur deshalb find ich es OK, wenn sich der Begriff so im Sprachgebrauch etabliert hat. "behindert" ist eindeutig negativ konnoriert.

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Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von streepie am 18.04.2010, 23:45 Uhr

Im englischen Sprachgebrauch wird statt "handicapped" sehr haeufig "challenged" benutzt - der Betroffene muss mit bestimmten Herausforderungen fertig werden.
Ich finde die Formulierung "besonderes Kind" eigentlich ziemlich gut - es soll ja nicht heissen, dass das Kind "besser" ist, sondern einfach anders als die anderen, und spezielle Beduerfnisse hat.

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Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von +emfut+ am 19.04.2010, 0:50 Uhr

Warum soll eine Formulierung wie "Mein Kind ist Allergikerin" Schubladendenken fördern?

Ich finde es unsäglich, wenn man Menschen nicht mehr "beschreiben" darf, weil jede Beschreibung negativ gewertet werden _könnte_. Ich bin eine große, dunkelblonde, weibliche, dicke, kurzsichtige, langhaarige, langnasige, großfüßige, behinderte Person. Und irgendwo gibt es wahrscheinlich ein Gegenstück, eine kleine, hellblonde, dünne, weitsichtige, kurzhaarige, stupsnasige, kleinfüßige, unbehinderte Person. Ich fordere das Recht ein, mich und andere Personen beschreiben zu dürfen, ohne mich gleich der Diskriminierung verdächtig zu machen.

Und auch Eigenschaften wie Allergiker, Spastiker, Depressiver, Brillenträger.... müssen erlaubt sein - wenn relevant. Wenn die Mutter eines Kindes Hilfe sucht oder Erfahrungsaustausch mit Müttern in ähnlicher Lage, dann muß sie doch sagen dürfen: "Mein Kind ist Spastiker!" Ich muß meiner Krankenkasse gegenüber sagen dürfen: "Ich bin Brillenträger!", damit ich bestimmte Leistungen in Anspruch nehmen kann. Und man muß in ein Bettengeschäft gehen dürfen mit den Worten: "Mein Kind ist Allergiker!" - weil das ausdrückt, daß man besondere Anforderungen an die zu kaufende Matratze stellt.

Wo ich Dir Recht gebe: Blöd ist es, wenn man sich oder andere ausschließlich über eine Krankheit oder Behinderung definiert. Aber diese Gefahr besteht doch fast noch mehr, wenn man solche Sachen nicht mehr beschreiben darf, wenn man da nur noch drum herumeiert.

Ich habe einen Bibliotheksausweis - ich bin nicht 24/7 Bücherleserin - aber ich bin unter anderem auch Leserin.
Ich habe einen Rabattausweis meines Lieblingscafés - ich bin nicht 24/7 Kaffeetrinkerin - aber ich trinke gerne mal einen Kaffee.
Ich habe einen Behindertenausweis - ich bin nicht 24/7 behindert - doch ich bin unter anderem auch behindert.

Es gibt Situationen, wo ich sage: "Ich trinke lieber Kaffee!".
Und es gibt Situationen, wo ich sage: "Ich bin behindert!"

Ähnlich erlebe ich das übrigens bei meinen schwarzen Kindern. Himmel, was eiern die Leute da mit der Beschreibung herum. Darf man "schwarz" sagen, obwohl sie doch "nur" braun sind? Ist Afrodeutsche korrekt, wo sie doch möglicherweise eine amerikanischen Vater haben könnten? Darf man sie überhaupt ansprechen auf ihre Herkunft? Darf man ihre "besondere" Hautfarbe überhaupt wahrnehmen?
Ja, man darf sie in ihrem Anderssein wahrnehmen - wenn man sie AUCH in ihrem Nicht-Anderssein wahrnimmt, wenn man sie nicht auf die Hautfarbe und Herkunft reduziert. Aber es ist doch auch Pipifax, den Teil der Menschen zu leugnen, der einfach anders ist. Zum einen verkauft man damit den Menschen für dumm - als ob der das selber nicht merkt. Zum anderen zwingt man diesen Menschen ja dann dazu, einen Teil von sich selber auszublenden.

Ignorieren fördert Integration NICHT. Wahrnehmen, benennen - und akzeptieren, das ist echte Integration.

Was speziell den Ausdruck "besonders" angeht - da habe ich mir noch keine endgültige Meinung gebildet. Es ist wohl der natürliche Lauf der Zeit, daß neutrale Begriffe sich zu einem derogativen Ausdruck verändern - das Schicksal haben schon viele Wörter hinter sich, sei es "Weib" oder "Neger". Ab "Behinderter" die schwammige Grenze zwischen "neutral" und "derogativ" schon überschritten hat, mag ich nicht beurteilen. Ich kann für mich persönlich sagen, daß ich mit dem Begriff "behindert" gut leben kann, weil ich den Wortsinn dahinter - nämlich daß meine chronische Krankheit mich daran hindert, bestimmte Dinge zu leisten - noch sehen kann. Bei "Neger" - ursprüngliche Bedeutung "schwarz" - kann ich das nicht mehr, diese Wort hat für mich die Grenze, so schwammig sie auch sein mag, deutlich überschritten. Als "besonders" würde ich mich selber nicht sehen wollen. Bei Kindern mag das anders sein, da drückt "besonders" vielleicht eher noch die Tatsache aus, daß diese Kinder "besondere" Aufmerksamkeit, Pflege, Therapie benötigen. Mangels eigenem behinderten Kind kann ich nicht sagen, wie es mir mit den Ausdrücken "besonders" vs. "behindert" gehen würde. Subjektiv finde ich "besonders" hat etwas euphemistisches, und das hat noch keinem geholfen. (Zum Beispiel hat der leicht euphemistische Begriff "Förderschule" für mein Gefühl den Weg zum derogativen Begriff schneller geschafft als der eher neutrale Begriff "Sonderschule". Aber das Feld überlasse ich dann doch lieber den Wissenschaftlern.)

Hmm, mir fällt gerade ein das ich - rein rechtlich/verwaltungstechnisch - doch ein behindertes Kind habe. Den Begriff habe ich aber im Zusammenhang mit dem Kind nur zwei oder drei Mal gebraucht, in amtlichen Anträgen. Ansonsten ist das niemals ein Thema, ich vergesse es sogar (wie man sieht). Würde ich das Kind "besonders" nennen wollen? Nein, in dem Zusammenhang nicht - mal abgesehen davon, daß meine Kinder natürlich trotzdem etwas Besonderes sind, einfach weil sie meine wunderbaren Kinder sind. Aber im Zusammenhang mit der Krankheit, die mein Kind rechtlich/technisch zu einem behinderten Kind macht, präferiere ich den Begriff "Behinderung". Ich gehe jetzt mal ins Bett und mache mir beim Einschlafen Gedanken darüber, warum das so ist.....

Gruß,
Elisabeth.

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Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von Patti1977 am 19.04.2010, 9:08 Uhr

Klar ist jedes Kind besonders. Aber die Formulierung ist auch in "" gesetzt. Ich finde den Ausdruck gut. Nichts, woran ich mich stoßen würde. Warum eigentlich? Es ist eine weiche, liebevolle Formulierung, wo keine persönlichen "Krankheitsdaten" genannt werden.

Wie würdest du es als betroffene Mutter formulieren? Schwer. Das andere Kind ist für mich abwertend.

lg

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Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von Tinai am 19.04.2010, 10:18 Uhr

Hallo,

ich verstehe nicht, warum man nicht "behindert" sagen sollte. Wenn ich mir das Bein breche, bin ich auch "behindert", wenn auch nur vorübergehend - und dann kann man definieren, wer mich behindert: Mein gebrochenes Bein oder meine Umwelt.

Über die Diskussion um die richtige Bezeichnung kann man dann die Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Thema zurückstellen.

Mir ist das zu anstrengend und verkrampft. Nach anderen Bezeichnungen zu suchen, führt auch zu Missverständnissen.

Grüße Tina

PS: Meine behinderten Bekannten sprechen alle von ihrer Behinderung (Sehbehinderung, Spastik etc. ) , so weiß jeder, was gemeint ist.

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Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von CarmenOma am 19.04.2010, 12:21 Uhr

Behinderung hat für mich auch einen negativen touch - schreien ja schon Jugendliche rum "hei du bist ja behindert!" wenn ihnen an dem ein oder anderen etwas nicht passt. Den Ausdruck Spasti finde ich auch daneben - hier unter Jugendlichen auch ein gängiges Schimpfwort.

Meine Tochter lebt auch mit einem Behindertenausweis - jeder der es hören will oder auch nicht bekommt von mir auf blöde Bemerkungen etc mitgeteilt, dass Janine Kleinwüchsig ist. Das finde ich totla ok - auch Brillenträger - oder was wurde noch genannt? Allergiker - das finde ich kein Schubladendenken. Das sind einfach die "Besonderheiten" die ein Mensch hat - deswegen auch besondere Kinder - ein Kind mit einer Besonderheit. Etwas das andere NICHT haben - gut damit würde man jetzt wieder die "Normalos" zurückstellen - aber ich denke, man sollte gerade diesen Kindern auch die Möglichkeit geben mit der Erkrankung zu leben. Und das kann man meiner Meinung nach nicht, wenn man die aus Angst vor z.b. Schubladendenken "versteckt". Meine Tochter geht offen damit um - sie hat Kleinwuchs. Genaus wie meine andere Tochter damit offen umgeht, dass sie vor 3 Jahrne nach einem Kreislaufkollaps eine Amnesie erlitten hat und jetzt halt vieles nicht mehr weiß. Oftmals stoßen wir da auf Leute, die dann ihre blöden Witze machen oder die mit dieser offenheit garnicht klar kommen. Das kann ich wiederum nicht verstehen. Kleinwuchs sieht man, dass ich auch übergewichtig bin sieht man auch - die Amnesie sieht man nicht - manche Behinderungen (ich nutze jetzt mit Absicht denBegriff) sieht man auch nicht. Warum nicht darüber reden? Und wenn man nur so hintenrum mit seinen eigenen Kindern über die Behinderungen anderer spricht - ist dann die Gefahr nicht groß, dass sie voller Angst die Straße wechseln wenn ihnen ein Mensch mit geistigem oder körperlichen Fehlern entgegenkommt? Bin der Meinung, dass man dies zwar schöner ausdrücken kann (eben weil macneh Wörter zu Schimpfwörtern mutiert sind und das schaffen ein paar von uns leider nicht das sofort wieder rückgängig zu machen) aber man auch offen darüber reden knnen sollte.

Ich weiß - dir ging es nur um den Ausdruck - nicht um das darüber reden und ich glaube auch verstanden zu haben, was du ausdrücken willst. Du möchtest, dass alle gleich sind, alle gleich behandelt werden und es keine Kategorien gibt, in welche man eingeteilt wird. Da stimme ich mit dir völlig überein. Aber ich glaube durch "Worttaburisierung" kriegt man das auch nicht hin ;-)

LG
Carmen*72 Zwillingsmädels92 Sohnemann*02
Wer einen Rechtschreib- und/oder Druckfehler findet darf ihn behalten!

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Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von Meffilein am 19.04.2010, 13:11 Uhr

also ich habe schon erlebt, dass jemand bei einer unterhaltung über die Kinder gesagt hat "jaja, dein xxx ist schon ein besonderes Kind" und jemand anders in der Runde tatsächlich sagte: "wie, xxx ist behindert? das merkt man ihm aber garnicht an"

nein, natürlich war xxx nicht behindert... das zeigt aber, wie behaftet diese formulierung schon ist, und das finde ich persönlich schwierig.
man darf sein kind schon nicht mehr als besonders bezeichnen - aber wenn dieses wort mit dieser bedeutung so verzerrt wird, wie kann man sein kind dann noch beschreiben, wenn man aber eigetnlich nur ganz "normal besonders" meint ???

ich hab wirklich nichts gegen behinderte, gerade mit behinderten kindern hat man ein schwieriges schicksal zu meistern - aber ich finde man sollte die dinge beim namen nennen und sich so damit auseinandersetzen und dazu stehen.

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Wenn es nicht die Behinderung ist, dann ist es die Nationalität...

Antwort von Mistinguette am 19.04.2010, 13:50 Uhr

ich will damit sagen, wenn Kinder unter sich sich unfreundlich betiteln, hat es damit zu tun, dass sie sich auf Kosten von anderen profilieren wollen.
So nach dem Motto, du Ausländer, rede endlich Deutsch, damit ich dich verstehen kann. Diese Bemerkung bekam meine Tochter zu hören, nur weil sie eine Französische Mutter hat und ich immer mit ihr F rede, auch wenn sie immer D antwortet.
Ich finde es ist keinen Grund, weil anderen mit dem Begriff Behinderung mit negativen Wertungen umgehen, nach einem anderen Wort zu suchen.
Zurück zum o.g. Beispiel soll ich deshalb sagen, ich sei eine besondere Mutter, weil ich ausländerin bin und es aber so nicht sagen mag, weil es negativ klingen kann. Nein ich bin alt nicht D, sondern aus einem anderen Land, somit ausländerin und stehe dazu.
Eine Behinderung ist ein Challenge fürs Leben und es ist macht es nicht einfacher aber warum es nicht so benennen wie es ist, nämlich eine Behinderung, weil es einem hindert etwas zu machen, was gesunde Leute ohne Weiteres machen können.
Wichtig ist mir, meinen Kinder klar zu machen, dass weder eine Behinderung noch eine andere Nationalität noch eine andere Religion oder was auch immer einen Einfluss darauf haben, ob ein Mensch liebevoll, interessant ist. Jeder von uns hat etwas besonders zu bieten mit oder ohne Behinderung!
Alles Liebe

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ich hatte bei dieser formulierung ehr das gefühl das eltern nicht wirklich

Antwort von Zwillingsmama04 am 19.04.2010, 14:11 Uhr

dazu stehen und es damit etwas verschönern. wahrscheinlich völlig doof ausgedrückt von mir.

hätten meine kinder defizite oder behinderungen würde ich ganz klar das kind beim namen nennen und es ist für mich weder negativ behaftet noch läst es mich in ein schublade stecken

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danke, emfut, für deinen roman

Antwort von muddelkuddel am 19.04.2010, 14:45 Uhr

der eigentlich im grunde recht treffend ausdrückt, wo das problem ist.
es ist nicht die frage des begriffs: behindert, besonders, förderbedarf etc. sind begriffe für ein und das selbe "von der norm abweichend".
leider ist nicht geklärt, was die norm ist, und es wird automatisch angenommen, die norm sei besser als das, was daneben liegt.
deshalb ist jeder begriff von "anderssein" irgendwann negativ besetzt, "neuer wein in alten schläuchen" (zitat feuser)
und ein begriff verbessert nicht das, worum es eigentlich geht: das normalität eigentlich das unmöglich zu definierende ist, und nicht das von der norm abweichende.

also, solange unsere gesellschaft auf homogenisierung abzielt (siehe gegliedertes schulsystem) und verschiedenheit negativiert und als "abweichung" gesehen wird, solange kann jeder begriff nur negativ sein.
da gefällt mir behinderung/behindert am besten, weil er eben dieses zweifache (behindert sein und behindert werden) implementiert.
zitat einer (behinderten) jungen frau aus einer wfbm: "die gesellschaft ist auf uns leider nicht spezialisiert"
so, und jetzt schreib ich meine examensarbeit weiter ;-)

LG

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Danke und Nach-Gedanken-Roman und Buchtips

Antwort von +emfut+ am 19.04.2010, 18:44 Uhr

Ad 1: Danke, daß mein Roman gefällt

Ad 2: Ich habe mir nochmal Gedanken gemacht, eben wegen der Begrifflichkeit für mein Kind.

Vielleicht als Hintergrund: Meine Kinder haben die gleiche "Störung". Bei einem Kind habe ich eine schriftliche Bescheinigung über die "Behinderung" ausstellen lassen (müssen), um bestimmte Förderungen zu beantragen. (Die ich dann doch nicht bekommen habe - insofern war das sowieso für die Katz.) Das andere Kind wird (mit dem Vorwissen um die Förderungen, die das andere Kind genossen hat) derzeit ohne diese schriftliche Bescheinigung ausreichend gefördert, deswegen habe ich (noch) keine beantragt.

So, vor diesem Hintergrund frage ich mich jetzt: Ist tatsächlich nur ein Kind "behindert"? Oder beide? Oder keines? Und woran mache ich dann den Unterschied zum "Besonders-Sein" fest?

Ist man erst dann behindert, wenn man einen Behindertenausweis hat? Ist jeder, der keinen solchen Ausweis hat, "unbehindert"?
(Das erinnert mich daran, daß eine Freundin mit einem definitiv schwer behinderten Sohn 2 Jahre gezögert hat, einen Ausweis ausstellen zu lassen - sie brachte es psychisch nicht über sich.)

Also, der Ausweis ist es nicht. Aber was ist es dann?

Ich glaube, eine Behinderung ist es dann, wenn es im Alltag spürbar ist. Daran mache ich es fest. Die Störung meiner Kinder ist im Alltag nicht "spürbar", sie verändert unseren Alltag nicht. Okay, es gibt Förderstunden und eine sorgfältig ausgewählte Schule - aber das ist ja heutzutage schon fast Standard.

Was viel eher präsent ist in unserem Alltag sind ganz andere Punkte, in denen meine Kinder besonders sind - zum Beispiel die Hautfarbe. Natürlich ist auch die nicht dominant in unserem Leben, aber im Gegensatz zur o.g. Störung reicht sie in unseren Alltag hinein und ist präsent. Das liegt natürlich auch daran, daß sie - im Gegensatz zu der Störung - sichtbar ist. Aber die "besondere" Hautfarbe und die "besonderen" Haare erfordern spezielle Pflegeprodukte und eine " vom Standard abweichende" Behandlung - und wenn es nur die Tatsache ist, daß sich unser Verbrauch an Sonnenmilch auf ein Minimum beschränkt und ich jedes Frühjahr zwei fast volle Tuben vom Vorjahr wegwerfe *lach*.

Und an der Stelle macht sich auch meine Kritik am Wort "besonders" fest: Es ist zu schwammig. "Besonders" ist eben auch jedes Kind mit einer anderen Hautfarbe als die Norm, jedes Kind mit einer anderen Muttersprache, jedes Kind mit "besonderen" Haaren oder besonders langen, schmalen Füßen (habt Ihr mal versucht, für eine 13jährige mit einer sehr schmalen Größe 41 Schuhe zu finden?).... Das wird dann doch sehr beliebig und un-beschreibend. Der Mensch hat aber das Bedürfnis, die Dinge seiner Umwelt zu beschreiben und sie darüber zu definieren. Das Problem ist nicht das Beschreiben, auch nicht das Definieren, sondern das Bewerten.

Ad 3: Ich empfehle zu dem Thema drei Bücher.

Für Erwachsene: "Irre - Wir behandeln die Falschen" von Manfred Lütz. Das bezieht sich zwar auf psychische Krankheiten, paßt hier aber auch gut, denn es setzt sich auch mit der Definition von "normal" in Abgrenzung zu "unnormal" auseinander.

Für Kinder: "Rico, Oskar und die Tieferschatten" und "Rico, Oskar und das Herzgebreche", beide von Andreas Steinhöfel. Diese Bücher sollten m.E. Pflichtlektüre an allen Schulen werden!

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Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von shopgirl am 19.04.2010, 19:14 Uhr

hi,

im englischen sprachraum haben "solche" ;-) kinder "special needs", also "besondere bedürfnisse". in unserer schule gibt es eine eigene abteilung, die eben für kinder mit "special needs" da ist - das sind verhaltensauffällige kinder, kinder mit behinderungen, kinder mit hochbegabung. die ganze palette. finde ich gut.

lg,
shopgirl

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Re: formulierung "besonderes kind"

Antwort von lakotagirl am 20.04.2010, 7:07 Uhr

@shopgirl.
ja das kenn ich. mein sohn geht hier auf der rez (reservation) in 2nd grade, rosebud elementary....ist aber in ex ed oder special ed ( abkuerzungen fuer special education and exempetional education). er hat eine begleitlehrerin die mit ihm ins normale klassenzimmer geht und ihm auch braille beibringt.

diesen mittwoch sind special olympics..ich bin schon gespannt wie freddy heuer abschneidet.

liebe gruesse aus south dakota

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