Geschrieben von liamgordon am 16.08.2005, 21:29 Uhr |
Wechselmodel und gemeinsames Sorgerecht
Mein Partner und ich haben uns getrennt und überlegen nun, wie wir das mit unserem Sohn (2,5) am besten auf die Reihe kriegen.
Was haltet Ihr von dem so genannten Wechselmodell, bei dem das Kind nach der Trennung zu gleichen Teilen bei Vater und Mutter lebt? Welche Vor- bzw. Nachteile hat diese Geschichte?
Sollte ich dementsprechend bereits sein das gemeinsame Sorgerecht zu beantragen (wir waren nicht verheiratet)
Der Vater ist ein sehr guter und verantwortungsvoller Vater, welchem ich die Betreuung auf jedem Fall zutraue.
Anhaltspunkte
Antwort von Richie am 17.08.2005, 0:17 Uhr
Hallo liamgordon,
ein Wechselmodell stößt in Deutschland
auf viele Probleme:
1. es gibt kaum Erfahrungsberichte und
Abhandlungen darüber
2. Jugendämter und andere Institutionen
haben zu wenig Erfahrungen
3. Wechselmodelle laufen offenbar einer
Deutschen Mentalität zuwider, fest-
gelegten Wohnsitz und 'verläßliche'
Verhältnisse haben zu wollen
4. Wechselmodelle sind sehr schwierig
zu handhaben ohne gute Beratung
5. Wechselmodelle sind eher teurer
Pluspunkte für in Aussicht genommene
abwechselnde Betreuung sind:
1. Vorhandensein puffernder Personen,
also Omas, Opas, Tanten etc.
2. nicht zu enge finanzielle
Verhältnisse
3. gute Absprachstreue der Partner
4. offenes Gesprächsklima der Partner
5. wechselseitiges Vertrauen
Die puffernden Personen können ein starres Wechselsystem auflockern und
die Verlustängste abfedern.
Ein starres Wechselsystem empfiehlt sich bei noch vorhandenen Paarproblemen, also bei Kränkungsresten.
Die Wechsel müssen mit Konstanten begleitet werden:
a) Kuscheltiere, Kopfkissen etc. mit-
nehmen
b) für Vorlieben der Kinder sollte in
beiden Wohnungen gesorgt sein
c) bestimmte Sachen sollten beide Eltern
zusammen (mit dem Kind) machen
d) den Kindern helfen eingängige
Grafiken ihrer Wechselzyklen
e) die Wochenenden sollten auch abge-
wechselt sein
f) die Wechsel sollten sich an festen
Terminen der Kinder orientieren
Für ein zweieinhalb-Jähriges würde ich
noch einen 2-3-2 - 2-3-2 - Wechsel
favorisieren, wobei jeder Wochenbeginn
(Mo-Di) abwechselt.
Flexibilisierungen sollten möglich sein.
Dabei kann auch für auszugleichende Überhang-Tage ein Zeithorizont vereinbart werden (3 Monate). Man/frau kann dabei auch so weit gehen, versuchsweise dem Kind zu erlauben,
1. über den Ausgleichszeipunkt selber
zu bestimmen
2. ein gewisses Kontingent an auszu-
gleichenden Tagen selber zu 'ver-
walten'
Alle 2 Wochen - kann auch zeitweise mehr oder weniger sein - sollten ca. 30 Min
''Kommunikationszeit'' der Eltern stattfinden.
Das alles sind nur Anhaltspunkte und Leitlinien.
Natürlich noch besser ist ein Wechselmodell, bei dem das Kind immer in einer Wohnung bleibt und die Eltern sich abwechseln. Das ist aber auch am teuersten, weil dann 3 Wohnungen gebraucht werden.
Ich kann hier eigentlich keine Einzelfall-Betrachtung anstellen, weil ich dabei immer Eltern u n d Kinder
persönlich kennengelernt haben muß.
MfG Richie
Re: Wechselmodel und gemeinsames Sorgerecht
Antwort von Rob am 17.08.2005, 1:21 Uhr
Hallo Liam,
aus Sicht der Kinder ist immer nur ein Modell akzeptabel: Vater und Mutter lieben sich und sund für alle Ewigkeit zusammen.
Die Realität sieht leider nicht immer so aus...
Insofern: alles das Kontakt zwischen den Kids und dem "abwesenden Elternteil" fördert, ist wümschenswert!
Und "Wechselmodell" ist dazu als "Spitzenmäßig" zu rechnen!
Gruß, Rob