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Geschrieben von Lauch1 am 26.01.2017, 18:14 Uhr

Tagesanzeiger Hugo Stamm

"Letzte Woche schrieb ein Kommentator in diesem Blog zum Thema «Religiöse Fanatiker destabilisieren die Welt», Kriege und das Töten seien «gerechtfertigt, wenn damit die göttliche Ordnung (Ethik) wieder hergestellt wird». Ein Satz, der aufhorchen lässt. Ein Satz, der unverkennbar von einem Esoteriker stammt. Ein Satz auch, der die Geisteshaltung vieler spiritueller Sucher ausdrückt. Eine Aussage, die zeigt, was gern kaschiert wird oder vergessen geht: Manche Ideen der modernen Esoterik haben eine braune Schlagseite, und radikale Anhänger pflegen ein faschistoides Gedankengut.

Verhängnisvoll dabei ist, dass Esoterik in der breiten Bevölkerung ganz anders wahrgenommen wird. Die moderne Spiritualität gilt als sanfte Diszplin und Gegenkonzept zu unserer techniklastigen Umwelt und dem unmenschlichen Wirtschaftssystem. Esoterik als sanfte Alternative zur Welt der gnadenlosen Verdinglichung. Dass sich unter dem Mäntelchen einer modernen Spiritualität eine radikale Ideologie versteckt, erfährt nur, wer sich nicht blenden lässt.

Kompromisslose Esoterik vertritt ein klares Herrschaftssystem. Propagiert werden eine höhere Ordnung und kosmische Gesetze, denen sich spirituelle Sucher bedingungslos unterordnen müssen. Der Weltenlauf ist vorbestimmt, wir Menschen dürfen uns nicht gegen die göttliche Fügung stellen.

Führungsanspruch darf nur erheben, wer das «höhere Bewusstsein» und das «geheime Wissen» erlangt hat. Es gibt die eingeweihte Elite, die geistig und spirituell hoch entwickelt und aufgerufen ist, die Menschheit ins «Licht» zu führen. Von ihr hängen angeblich das Heil und die Zukunft der Menschheit ab. Sie sind vermeintlich von den Avataren und den höheren geistigen Hierarchien bestimmt, die dekadente Fehlentwicklung auf der geistigen Ebene zu korrigieren.

Esoterische Ideologie ist deshalb totalitär. Ihre Ethik: Das Höhere und Stärkere setzt sich durch. Es muss sich durchsetzen, um die Menschen aus der Dunkelheit zu befreien. Die deterministische und fatalistische Grundidee: Alles ist gut, wie es ist. Auch das Böse ist «gut», weil es Teil des harmonischen Systems ist. Wer sich dagegenstemmt, also auch gegen das Böse, verstösst gegen die höhere Ordnung des All-Eins, der göttlichen Instanzen. Diesen muss sich das Individuum unterordnen, will es sich spirituell weiterentwickeln und die Erleuchtung erlangen.

Der Esoterik-Star Thorwald Dethlefsen schreibt in seinem Buch «Das Leben nach dem Leben», jeder müsse den ihm zugeteilten Dienst in dieser Ordnung erfüllen, damit er nicht zum Krebsgeschwür dieser Welt werde. «Verlässt er dennoch die Ordnung mutwillig, um missverstandene Freiheit auszukosten, so sollte er sich nicht wundern, wenn er eliminiert wird.» Ein Vokabular, das wir aus dem Dritten Reich kennen. Fomuliert in einem Buch, das riesige Auflagen erreichte. Formuliert von einem Autor, der als Weltenlehrer verehrt wird.

Erinnert sei auch daran, dass Bhagwan, der sich später Osho nannte, Hitler die Reverenz erwies und ein faschistoides Gedankengut verbreitete. Im Buch «Die goldene Zukunft» schreibt er, behinderte Menschen müssten von ihrem Leiden erlöst werden, indem sie «in den ewigen Schlaf» geschickt würden. Das sei kein Problem, denn die Seele suche sich nach dem Tod einen neuen Mutterschoss. Wer studieren wolle, müsse zuerst «ein Zeugnis vom Institut für Deprogrammierung» vorlegen. Darin soll festgehalten sein, «dass man dich jetzt als Christ, als Hindu, als Moslem, als Jude deprogrammiert hat». Studenten müssten auch ein Meditationsprogramm absolvieren. Der Titel: «Die Alternative: Meditation oder Tod.»"

 
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