Hier gibt's noch nen Wahlkampflacher: JU-Kreischef klaut Wahlplakate

JU-Kreischef klaut Wahlplakate
Tobias Bertenbreiter wird in Ellwangen mit Linken- und SPD-Plakaten erwischt

Noch vergangene Woche hat er als Kreisvorsitzender der Jungen Union Winfried Mack auf einer Podiumsdiskussion in Oberkochen vertreten. Jetzt ist Tobias Bertenbreiter von der Polizei in flagranti erwischt worden, wie er SPD- und Linke-Plakate abgehängt hat. Die Junge Union ist „fassungslos“, auch die CDU entschuldigt und distanziert sich. Am Abend ist Bertenbreiter dann zurückgetreten.

Ellwangen. In der Nacht auf Mittwoch hat ein Anwohner im Bereich Nordspange/Daimlerstraße in Ellwangen kurz vor Mitternacht zwei junge Männer beobachtet, die Plakate abgerissen und in den Kofferraum eines Autos geworfen haben. Er alarmierte die Polizei. Als die Beamten vor Ort eintrafen, sahen sie zwei junge Männer, die auf dem Gehweg gingen und eine Gartenschere mitführten.
Beim Anblick des Streifenwagens rannten die beiden zu einem Auto, mit dem sie davonfuhren. Nach kurzer Verfolgung konnte der Wagen gestoppt werden. Bei der Kontrolle fanden die Beamten sowohl die Gartenschere als auch sechs Wahlplakate der Parteien „SPD“ und „Die Linke“.
„Gegen die beiden Tatverdächtigen im Alter von 20 und 21 Jahren wurden Ermittlungen wegen Diebstahls aufgenommen“, erklärt Polizeisprecher John Brauer. Inzwischen ist klar, dass es sich bei den Dieben um zwei Funktionäre der Jungen Union gehandelt hat. Einer davon war Tobias Bertenbreiter. Er wurde erst im Dezember zum JU-Kreisvorsitzenden gewählt. In dieser Funktion hatte er den CDU-Abgeordneten Winfried Mack auch auf dem Podium im Ernst-Abbe-Gymnasium in Oberkochen vertreten, und dabei heftig polarisiert. Schon 2009 hatte es derben Streit gegeben, als er sich zum ersten Mal als JU-Kreisvorsitzender bewarb und dafür 119 Neumitglieder warb. Obendrein soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein, wie der JU-Kreisvorstand feststellte.
Die neueste Eskapade allerdings beendet jäh die Karriere des 21-jährigen, der in Augsburg einen Bachelor als Wirtschaftsjurist anstrebt. Die Reaktionen kamen zunächst vom politischen Gegner. „Ich verurteile diese Straftat scharf, sie markiert einen neuen Tiefpunkt im Wahlkampf der CDU“, erklärt der Aalener Juso-Landesvorsitzende Frederick Brütting.
Ebenso die Ellwanger Grünen-Sprecherin Magdalena Markert: „Ganz offensichtlich ist der CDU wirklich jedes Mittel recht, um den Wahlerfolg zu sichern.“ Die Junge Union Ellwangen in Person ihres Vorsitzenden Bertenbreiter sei sich nicht zu schade, auch zu undemokratischen Mitteln zu greifen und Plakate abzuhängen.
Roland Hamm, der Spitzenkandidat der Linken im Land, hat zunächst Strafanzeige erstattet. Inzwischen haben sich Bertenbreiter und die Junge Union bei Hamm entschuldigt. „Damit ist für uns die Sache erledigt“, sagt dieser und hat seine Anzeige zurückgezogen. Der SPD-Kreisvorsitzende Josef Mischko verurteilt die Tat ebenfalls, sagt aber: „Ich halte das für das Fehlverhalten einzelner.“
Der JU-Kreisvize Lutz Kiesewetter zeigte sich auf Nachfrage „sprachlos“. Der CDU-Nachwuchs erklärt, man bedauere die „völlig überzogene Zerstörung“ von Plakaten: „Dieses Handeln war falsch.“ Am Abend ist Bertenbreiter dann zurückgetreten, weil er aufgrund des entstandenen Schadens den 800 Mitglieder starken CDU-Nachwuchsverband nicht mehr vertreten könne. Er habe sich entschuldigt und seinen Fehler eingesehen, hieß es in JU-Kreisen.
Auch der CDU-Kreisvorsitzende Norbert Barthle distanziert sich von dem Verhalten der beiden JU-Funktionäre: „Der Diebstahl von Wahlplakaten ist kein Kavaliersdelikt, sondern kann strafrechtliche Folgen haben.“ Derartiges Tun sei eine Dummheit. Die rechtlichen und politischen Konsequenzen müssten die betroffenen JU-Mitglieder voll tragen. „Auch wenn gerade vielfach Plakate der CDU Opfer von Vandalismus wurden, gibt das niemandem das Recht, beim politischen Mitbewerber zu vergleichbaren Mitteln zu greifen“, so Barthle. Unabhängig von der privaten Strafanzeige ermittelt die Staatsschutzabteilung der Aalener Kriminalpolizei wegen schweren Diebstahls, wie der Polizeisprecher John Brauer erklärt.