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Geschrieben von fiammetta am 19.03.2011, 19:00 Uhr

Kommt mir bekannt vor ...

Hi,

die Familienkonstellation bei meinem Mann sieht folgendermaßen aus:

Der Vater hatte einen unehelichen Sohn, um den er sich kaum kümmerte - angeblich aus einer jugendlichen Romanze bei Kriegsende.

Die Mutter hatte eine uneheliche Tochter aus einer Vergewaltigung bei Kriegsende. Dieses traumatische Ereignis, von dem ich als studierte Historikerin immer gewußt hatte (ich kann 1 und 1 zusammenzählen - was wurde ich beschimpft dafür, aber anderes Thema), war jahrzehntelang abgestritten worden. Der vorgebliche Vater war ein GI gewesen, der, sollte er je existiert haben, mit ihr in jungen Jahren befreundet gewesen war. Heile Welt-Tamtam im Sinne der 50er Jahre... Meine ältere Schwägerin hatte grundsätzlich einen Freifahrtschein, weil sie ja keinen echten Vater hatte, der obendrein ein Vergewaltiger war und mit der Schande (50er Jahre!) der Unehelichkeit behaftet war. Damit war begründet, weshalb sie materiell nie darben mußte und weshalb sie auch keine Grenzen gesetzt bekam. Eine echte, d.h. tiefe Mutter-Tocherliebe hat die beiden aber nie miteinander verbunden - auch mit lebenslangen Konsequenzen. Das Verhältnis war eher vom schlechten Gewissen der Mutter der Tochter gegenüber geprägt und von der Tochter durch das Gleichsetzen von Dingen und Haben-Haben mit Liebe.

Gemeinsam hatten meine SE meinen Mann, der zehn Jahre später auf die Welt kam und den meine SM unbedingt wollte, um als Gattin fester im Sattel zu sitzen und und gewissenmaßen auch gesellschaftlich rehabilitiert zu sein. Als Sohn schob sie ihn jedoch zunehmend in die Rolle des Mannes, der sie ja nur enttäuschte, d.h. er wurde in die Rolle des gleichaltrigen Partners gedrängt. Damit entledigt man sich der Verantwortung als Mutter und erzwingt die Übernahme der Verantwortung durch das eigene Kind. Ziemliche kranke Vorgehensweise, aber häufige Realität. Der Vater begriff diese Konkurrenzveranstaltung natürlich, wenn auch nur intuitiv und ließ den Frust an seinem Sohn wiederum aus, der nicht begriff, was diesen permanenten Unmut ausgelöst hatte.
Mein Mann mußte seinen Eltern sogar noch regelmäßig üppige Geldbeträge geben, damit die Dauerwünsche der sinnlosen Existenzen seiner Schwestern befriedigt werden konnten - er selbst bekam grundsätzlich nichts. Hatte Muttilein ein Problem und mußte dramatisch Weinerchen machen, dann aber nie bei ihren Töchtern, sondern bei meinem Mann, der ja sozusagen Partner war. Wer mußte später seinen Eltern den Hintern putzen und wer hatte acht Jahre mit seiner Familie kein selbstbestimmtes Leben mehr? Richtig, mein Mann (und wir). Wer mußte für seine Eltern aufkommen? Immer noch richtig: mein Mann (über meinen Geldbeutel). Klar, er war je derjenige, der die wahre Vertrauensperson war und derjenige, der von allen Kindern am selbstständigsten war. Damit war er auch derjenige, von dem man emotional, physisch durch die Pflege und finanziell fordern konnte. Unternahm er einen Versuch, sich zu widersetzen, dann wurde schlechtes Gewissen gemacht.

Wiederum zehn Jahre später kam meine jüngere Schwägerin zur Welt, das Nesthäkchen und Mädili, das dauerunzufrieden sehr schnell begriff, wie sie die Eltern in ihrem Sinne manipulieren und tyrannisieren konnte. Auch wenn sie nicht das gefühlsmäßige Lieblingskind war, so taten die Eltern aber alles dafür, um ihr zu gefallen und damit bekam sie materiell auch jeden noch so großen Wunsch widerspruchslos erfüllt. Materiell war sie also definitiv das Lieblingsputzili. Emotional war sie auf ihre Geschwister dauereifersüchtig und fühlte sich sogar materiell zurückgesetzt (bei Gericht liegt eine Aufstellung darüber, dass dem bei Weitem nicht so ist...)
Das positive Mutter/Vater-Sohn-Verhältnis endete übrigens exakt zu dem Zeitpunkt als diese unnütze Person zur Welt kam.

Erkennst Du da einiges? Ich kann Dir nur den Ratschlag geben, Dich zu distanzieren, d.h. Gespräche, die Deine Mutter mit Dir sucht und mit denen sie ihre Probleme auf Dich abwälzt, also als Kraftvampir Dir gegenübertritt, abzublocken. Du wirst sie nicht zur Einsicht bringen, denn in ihrer Welt liebt sie Dich, wahrscheinlich sogar mehr als Deine Schwestern. Davon merkst Du aber nichts, denn sie behandelt Dich als Gleichaltrige und nicht als Tochter. Gut, dann brauchst Du als Quasi-Gleichaltrige aber auch irgendwann nicht ihren Hintern abzuputzen, denn darauf läuft Euer Verhältnis letztlich hinaus. Bei uns haben meine SE es sogar geschafft, uns mit ihrem Testament geschickt dazu zu zwingen, diese unnützen Existenzen über den Tod der Eltern materiell beschenken zu müssen. Ja mei, da bleibt halt dann leider, leider auch kein Geld mehr für einen Aldi-Strauß auf`s Grab - jedenfalls nicht von meinem Geld.

Mein Mann begreift heute, ein Dreivierteljahr nach dem Ableben seines Muttileins, welche Hämmer sie auch ihm gegenüber gebracht hat. Immerhin jetzt...

Nein, wenn Eltern nicht Eltern sind, dann können sie auch nicht erwarten, dass sich ihre Kinder als ihre Kinder fühlen und in Konsequenz so verhalten - immerhin sind die Eltern zuerst dagewesen und sollte gelegentlich über ihre Rolle nachdenken können. Wer nur sein eigenes Wohl im Sinne hat, und das ist es ja, braucht sich dann aber auch nicht zu wundern, wenn die eigenen Kinder nicht anders handelt und glaub mir eines: tattrig werden sie alle.

Wenn Deine Schwestern von selbst nicht merken und den Anstand besitzen, Deine Mutter auf die Ungleichbehandlung hinzuweisen, dann macht es ihnen bestimmt nichts aus, irgendwann ganz selbstlos ihre Windeln zu wechseln.

LG

Fiammetta

 
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