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Geschrieben von Elisabeth mit Fumi & Temi am 19.10.2005, 12:09 Uhr

Jammern auf hohem Niveau

Hallo Trini,

ich finde die These hat was, in gewissem Rahmen. Es ist tatsächlich so, daß in Deutschland keiner auf ärztliche Versorgung verzichten muß, nur weil er arm ist.

Allerdings ist gesunde Ernährung trotzdem teurer als ungesunde. Natürlich kann man auch mit Aldi-Produkten eine ausgewogene Mahlzeit auf den Tisch stellen, und ist damit meistens billiger dabei als mit MacDoof und Konsorten. ABER wenn ich meinen Kindern Öko-Gemüse und wirklichen frischen Salat auf den Tisch stellen will, wird es etwas teurer. Wobei natürlich die "Gesundheitsdifferenz" zwischen Aldi-Tomaten und Öko-Tomaten dann doch geringer ist als zwischen Aldi-Tomaten und einem Big Mac - wenn Du verstehst, was ich meine.

Es gibt Untersuchungen darüber, daß Familien, die Öko einkaufen, im Durchschnitt weniger Geld pro Kopf ausgeben als Familien, die "Konventionell" Einkaufen. Das liegt aber nicht daran, daß Öko auch billiger ist, sondern daran, daß die Leute, die Öko einkaufen, im großen Durchschnitt auch überlegter einkaufen. Es wird weniger weggeworfen weil man auf Qualität und Frische achtet, man kauft weniger Fleisch und andere und auch weniger leere Kalorien, die man achtlos in sich reinstopft. Bitte, das kann in einem individuellen Haushalt anders sein, das sind Durchschnittswerte. Wenn man so ökonomisch, die es die Vobild-Ökofamilie tut, bei Aldi einkauft, kommt man natürlich noch billiger weg. Aber die Statistik zeigt, daß wohl doch oft unüberlegt eingekauft wird, was viel Geld kostet UND der Gesundheit schadet (ich schließ mich da ein - ich bin immer noch zu oft ein Impulskäufer).

Aber ich möchte noch einen Aspekt einbringen: Wer mehr Zeit hat, gibt fast automatisch mehr Geld aus bzw. merkt eher, was ihm fehlt. Und das meine ich nicht mal böse oder kritisch, sondern das ist einfach so. Als ich letzte Woche krank geschrieben war, wollte ich mir was Gutes tun und bin in die Stadt gegangen. Ich habe mehr Geld ausgegeben, als ich wollte, und eigentlich auch etwas mehr, als ich mir im Moment leisten kann. Normalerweise sitze ich tagsüber im Büro und kaufe mir mal ein belegtes Brot beim Frühstücksservice oder leiste mir einen Latte in der Cafeteria, aber ich gebe doch eher wenig Geld aus. Wenn ich abends dann müde und ausgelaugt zu Hause sitze und doch mal Zeit für ein bißchen Fernsehen habe, ist es mir wurst, ob das ein 30 cm Röhrenfernseher oder ein 120 cm Plasmateil ist. Wenn ich aber den ganzen Tag keine andere Beschäftigung habe als Fernzusehen - dann wird die Versuchung wohl schon sehr groß. Das gleiche gilt für eine PS2 oder DVD-Spieler (ich habe im Juni einen von meinen Eltern zum Geburtstag bekommen und besitze bisher ganze drei DVDs, von denen ich zwei noch nicht angeschaut habe - keine Zeit; meine Kinder haben mehr DVDs und haben auch schon alle mal gesehen, aber die haben nach der Arbeit ja nicht auch noch den Haushalt am Hals) oder Computer. Freizeit haben ist teuer - leider.

Trotz allem jammern wir alle auf hohem Niveau. Ich auch. Wenn es mir mal wieder dreckig geht, denke ich an meine Ex-Schiegermutter. Die hat vier Kinder großgezogen, ohne Väter, ohne ALG2, ohne Unterhaltsvorschuß, ja sogar ohne Herd und Waschmaschine. Nur mit viel Kraft und dem, was viel wichtiger ist als alles Geld der Welt: Einem funktionierendem sozialen Netzwerk.

Ach, ich schweife ab. Ich wollte eigentlich nur sagen, daß Du meines Erachtesn Recht hast.

Lieben Gruß,
Elisabeth.

 
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