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Geschrieben von Hase67 am 28.08.2021, 11:51 Uhr

In Berlin würde ich den Rat fast sogar unterschreiben

Die Leute, die jetzt so in den 50ern bis 60ern und Akademiker sind, sind ja auch die Generation, in der Wehrdienstverweigerung eine Mischung aus Widerstand gegen die (oft auch vertuschte) Nazivergangenheit der eigenen Eltern und Großeltern und friedensbewegten Tendenzen waren. Ich gehöre ja auch in diese Generation, und aus meiner Abi-Klasse (wir waren ziemlich hälftig Jungs und Mädchen) sind vielleicht zwei zum Bund gegangen, einer hat sich für 12 Jahre verpflichtet. Der Rest hat Zivildienst gemacht, mein Bruder auch. Der Vater meiner Tochter und mein Mann waren beide beim Bund, kommen aber beide auch aus einer Handwerker- bzw. Bauernfamilie mit eher traditionellen Rollenmustern. Für die stellte sich die Frage nie, ob "man" zum Bund geht, das gehörte einfach dazu. Man ist da so reingerutscht, weil es alle Freunde und Bekannten machten und die Familien das auch erwartet haben. Das war aber normaler Wehrdienst.

Wenn man sich verpflichtet, setzt man sich noch mal anders mit der Tätigkeit als Soldat auseinander und hat dann schon noch mal eine andere Motivation: Sei es, dass man von den günstigen Konditionen bei einem Bundeswehrstudium profitieren möchte (einige Ärzte, die ich kenne, haben das gemacht), oder dass man eben den Idealismus hat, sein Land oder dessen Bevölkerung in Krisensituationen im Inland oder in Auslandseinsätzen zu verteidigen. Aber es gibt auch Persönlichkeiten, denen die Strukturen beim Bund zupass kommen, die gern ein "Rädchen" in einer festen Struktur sein möchten und die Disziplin, die Kameradschaft, den Korpsgeist schätzen und dadurch eine persönliche Aufwertung erfahren. Je nach persönlicher Tauglichkeit landen da aber auch nicht alle in Verantwortungspositionen, dafür braucht es dann schon etwas mehr als "nur" das gute Gruppengefühl unter Kameraden.

Leider gibt es aber - und das ist auch der Aspekt, der hier manchmal für mein Gefühl mit anderen Aspekten vermischt wird - sowohl in der Bundeswehr als auch bei der Polizei, vor allem aber bei den einerseits sehr elitären und andererseits mit sehr harten Konflikten konfrontierten Spezialkräften Probleme, die mit "Stolz darauf, seinem Vaterland zu dienen" nichts mehr zu tun haben, sondern mit Waffenfetischismus, mit dem gezielten Aufbau von Feindbildern, mit inneren Strukturen, die diese Truppen zur Gefahr für die Gesellschaft machen, der sie dienen sollen. Spätestens beim Horten von Kriegswaffen und Nazi-Devotionalien ist dann einfach Schluss mit lustig, das kann man sich und anderen auch nicht schönreden. Und da hat die Bundesregierung - wieder einmal, genauso wie jetzt auch in Afghanistan - viel zu lange vertuscht, beschönigt, ist dem nicht nachgegangen... Daran sind sowohl die jeweiligen Innen- und Verteidigungsminister als auch die teilweise hermetischen Strukturen und Vertuschungsstrategien der Truppen schuld.

 
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