Geschrieben von leewja am 23.05.2008, 16:15 Uhr

@SilkeJulia und andere Fachfrauen wegen Powerpressen

Bei mir lief es genau ab, wie Du beschrieben hast, samt Anfeuern, Kristeller und allem Drum und Dran - war jetzt nicht furchtbar traumatisierend für mich, aber das mit der langsamen dehnung und dem Schieben hört sich logisch an. Aber: warum machen hebammen das denn dann überhaupt noch??? Und im GVK hab ich das auch so "gelernt". Würds beim nächsten gern anders machen...kann man denn da sagen - "nö, so press ich nicht?" Ich hab mich so fallen lassen und auf die gehört...muss man wahrscheinlich am besten vorher klären oder?
Vielleicht wäre ohne die "Hilfen" rasmus etwas langsamer geboren, hätte die lungen freigedrückt bekommen und hätte nicht 9 tage auf der neugeborenenintensiv verbracht und dann hätte das Stillen problemloser geklappt undundund...vielleicxht auch nicht.
ich hatte 1 1/2 Stunden Presswehen und hör jetzt oft, dass das ziemlich lange ist, war auch ein sternguckerle...HT waren aber durchgehend ok und ich hatte durchaus noch Kraft, hätt maN MIR UND IHM DIE zeit vielleicht auch noch lassen können?
Nachdenkliche Grüße, jana

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5 Antworten:

Re: @SilkeJulia und andere Fachfrauen wegen Powerpressen

Antwort von SilkeJulia am 23.05.2008, 20:44 Uhr

Hallo Jana,

Hebammen machen das deswegen noch, weil sie es nicht anders gelernt und ihr Handeln nie wirklich hinterfragt haben.
Es gibt für sie keinen anderen Weg, der wirklich Sinn macht.
Man sollte sowas im Vorfeld klären. Wenn es soweit ist, wirst du dich wohl kaum gegen die Hebamme wehren, zumal sie sicherlich alle möglichen Gründe anbringen kann, warum das jetzt nötig ist.
Deswegen plädiere ich so sehr für eine Beleghebamme, da man sowas im Vorfeld mit ihr besprechen kann - mit einer Klinikhebamme ist das zwar auch möglich, aber wenn man eine erwischt, die das seit Jahrzehnten so macht, hat man schlechte Karten, dass man die erste Frau sein wird, bei der es anders läuft.
Ich habe diesen Schlag Hebammen schon Powerpressen bei einer Wassergeburt(!!!) praktizieren sehen *grusel*
Und Sätze wie "Schätzchen, bei mir sind alle Kinder auf dem Rücken gekommen und du machst da keine Ausnahme." fallen leider auch (Gott sei Dank habe ich selber sowas noch nicht gehört)...

Ob es deinem Sohn nach der Geburt besser gegangen wäre kann ich nicht beurteilen. Auch ob das CTG tatsächlich die ganze Zeit gut war, kann man nicht mit Sicherheit sagen, denn oft wird es den Eltern nicht mitgeteilt, was sich am CTG ablesen lässt, wenn es noch nicht dramatisch, wohl aber nicht optimal ist.

1,5 Stunden Austreibungsphase sind fürs erste Kind vollkommen normal. Ich habe 2 Stunden gebraucht von MM vollständig bis Kind da und das ist eigentlich Standard.
Nur ist die zeitliche Toleranzgrenze, also bevor zB durch Kristeller, Saugglocke oder Zange eingegriffen wird an die Klinikrichtlinien gebunden.
Eine Hebamme sagte mal zu mir: "Bei uns presst keine Frau zwei Stunden."
Dabei dauert laut Lehrbuch die Geburt bei einer Erstgebärenden 12 Stunden: 1 Stunde pro cm Muttermund und 2 Stunden Austreibung.
Was aber auch bedacht werden muss, ist, dass man nicht bei vollständigem Muttermund direkt mit dem Pressen anfangen sollte.
Der Kopf rutscht von alleine in den Geburtskanal und wenn er einen bestimmten Punkt erreicht hat, wird der Pressdrang ausgelöst.
Erst dann sollte auch gepresst werden - dann dauert die aktive Pressphase meist weniger als eine Stunde.
Dieses "rutschen lassen" wird allerdings leider in wenigen Kliniken praktiziert, in den meisten heisst es: "Der Muttermund ist vollständig auf, bei der nächsten Wehe nehmen Sie ihre Hände in die Kniekehlen...." den Rest kennen wir ;-)

Die Geburtshilfe ist in vielen Bereichen hierzulande immernoch recht rückstäbndig - oder, wenn man so will, zu fortschrittlich. Es wird auf Technik und Regeln vertraut, statt sich auf das Natürliche zu besinnen und darauf, dass Geburt ein vollkommen normaler menschlicher Prozess ist, dass im Grunde genommen jede Frau alleine gebären kann.
Und dass eine Hebamme nicht dazu dasein sollte, die Gebärende zu leiten und über sie zu bestimmen, sondern sie zu BEgleiten und bei drohender Gefahr schützend einzugreifen.

Leider missbrauchen einige Hebammen schlichtweg ihre Macht - und das fast immer unwissend und mit den besten Absichten.

LG,

Silke

P.S. Hüte dich vor denjenigen, die sagen, sie wollen nur dein bestes, denn sie wollen es wirklich. ;-)

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Re: @SilkeJulia und andere Fachfrauen wegen Powerpressen

Antwort von almut72 am 23.05.2008, 21:41 Uhr

Man merkt, dass dir Erfahrung fehlt.
Was machst du bei schlechter MBU, VT +2? Mediolaterale Epi und VE????
Bring nicht den Hebammenstand in Verruf, du hast nicht in "den meisten" Kliniken gearbeitet!

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Re: @SilkeJulia und andere Fachfrauen wegen Powerpressen

Antwort von SilkeJulia am 23.05.2008, 23:30 Uhr

Natürlich nicht, habe ich das behauptet?
Ich habe auch nirgendwo geschrieben, dass der Kristeller-Handgriff nicht seine Daseinsberechtigung hat.
Aber ich spreche nicht von Pathologien. Ich spreche von physiologischen Geburtsverläufen, die im Übrigen durch Dinge wie aufrechte Gebärposition und "Mitdrücken nach Gefühl" unterstützt werden können.
Und wenn eine Schwangere mich etwas zur Geburt fragt, dann gehe ich erstmal davon aus, dass sie einen physiologischen Geburtsverlauf haben wird.
Und richtig, ich habe nicht in "den meisten" Kliniken gearbeitet, aber ich bin mit Hebammenschülerinnen vieler Kliniken in Kontakt und mit Frauen, die in den verschiedensten Kliniken geboren haben.
Es gibt Hebammenschülerinnen, die noch nie eine Geburt in aufrechter Position gesehen haben und Frauen, die nichtmal wissen, dass man anders als in Maikäferhaltung gebären KANN. Weil es ihnen nicht anders gezeigt/gesagt wurde.
Ich weiss, dass es anders geht als es vielerorts betrieben wird. Ich habe es gesehen und ich habe es am eigenen Leib gespürt.
Und ich bringe ganz sicher nicht den Hebammenstand in Verruf, wenn ich sage, dass es etliche Hebammen gibt, die nunmal immernoch Geburtshilfe betreiben wie in den 70ern.
Mach die Augen auf Almut, es kann doch nicht wahr sein, dass du so naiv bist zu glauben, die Geburtshilfe sei -vielleicht bis auf wenige Ausnahmen- superklasse in deutschen Kliniken.
Bei allem Respekt, aber hör und schau dich bitte mal um.

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Re: @SilkeJulia und andere Fachfrauen wegen Powerpressen

Antwort von huehnchen69 am 24.05.2008, 10:57 Uhr

Hallo Jana,

Ich bin zwar keine Hebamme, stimme SilkeJulia aber komplett zu.
Zum Glueck konnte ich meine Kinder ja zu Hause gebaeren, und zwar genau nach meinen Vorstellungen. Die einzige Anleitung, die mir meine 1. Hebamme waehrend der 1. Geburt in der Pressphase gegeben hat war, dass ich auch bei den Wehen, wo ich nicht automatisch einen Pressreflex habe, ruhig ein bisschen mitschieben kann.
Beim Grossen hat meine Austreibungsphase 1.5 Std. gedauert, und das fanden alle Beteiligten OK, und ich bin mir sicher, dass ich sicherlich mehr Geburtsverletzungen davongetragen haette, wenn es schneller gegangen waere. So hat er mit seinen 37cm KU nur 2 kleine Schuerfungen hinterlassen.
Bei einer Freundin im KH (man kann die Geburt natuerlich nicht so richtig vergleichen, da gibt es zu viele unterschiedliche Voraussetzungen) entstand bei der Geburt ihrer genauso grossen Tochter ein Scheidenriss, der genaeht wurde, aber scheinbar irgendwie nicht richtig, so dass er weitergeblutet hat. Die Nachtschwester hat ihre Bedenken, dass die Blutung aber doch ziemlich stark waere, als normale Erstgebaerendensorgen abgetan, statt wirklich mal zu schauen, was dann dazu fuehrte, dass meine Freundin fast verblutet waere und im gestreckten Galopp in den OP gefahren wurde, um nochmal nachzunaehen. Ob das ganze ohne Kristellern (die Herztoene waren nicht schlecht, das wurde nur wegen der langen Pressphase gemacht) auch alles so gelaufen waere?

Auch fuer mich war es jedenfalls sehr wichtig, fuer die Geburt eine Hebamme nach meinem Geschmack an der Seite zu haben, und nicht irgendeiner Unbekannten mit moeglicherweise fragwuerdigen (70er-Jahre) Methoden und Umgangsformen ausgeliefert zu sein. Gerade in so einer existenziellen Situation, die man ja auch nur wenige Male durchlebt, finde ich persoenlich das sooo wichtig.

Wenn Du noch ein weiteres Kind planst, wuensche ich Dir dafuer alles Gute, und dass Dich das fuer diese Geburt entschaedigt.

Beste Gruesse,
Sabine

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