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Geschrieben von Zwerfeli am 03.12.2023, 8:46 Uhr

Frühkindlicher Hospitalismus durch strikte Vorgaben der Krankenhäuser

Leider kann man zu diesem Thema "frühkindlicher Hospitalismus" wenig in den Medien finden. Dabei müssen sehr viele Menschen ein Trauma davongetragen haben, als man sie als Babys/Kleinkinder mutterseelenallein in den Kliniken zurücklassen musste.
Um den Klinikalltag durch die Anwesenheit der Eltern nicht weiter zu behindern, hat man sie gnadenlos ferngehalten. Besonders Kindern, denen man auf Grund ihrers Alters nichts erklären konnte, wurden mit Sicherheit psychisch traumatisiert und ihres Urvertrauens beraubt.
Leider waren diese Zustände in den 70-iger und 80-iger Jahren (wohl nicht nur in Bayern) gängige Praxis.
Warum ich heute nach über 50 Jahren - damals musste ich mein 6-monatiges Baby für einen stationären Aufenthalt in eine Münchner Klinik bringen - darüber schreibe?
Weil an diesem Tag sich die Weichen meines Babys für immer verändern sollten. Als ich mein Kind in die klinische Obhut gab, sollte es mittels einer orthopädischen Behandlung später laufen können - das war das Ziel. Der Behandlungsverlauf mit eingegipsten und fixierten Beinen war unabänderlich, doch um so unabdingbarer wäre der Trost und die Nähe einer vertrauten Person für mein Kind gewesen.
Ich war jung, gerade mal 20, wusste nichts von der Verletzlichkeit der kindlichen Psyche, hatte nur eine mütterliche Intuition, die mich in den Alarmzustand versetzte, als ich erfuhr, ich müsse mein Baby für zwei Wochen zurücklassen. Ich bettelte regelrecht, beim Kind bleiben zu dürfen. Ich sagte, dass ich mithelfen kann auf Station, zumal da kein weiteres Geschwisterkind oder sonstige berufliche Verpflichtung auf mich warteten.
Vergebens. "Sie können es ja durch die Scheibe sehen", wurde ich vertröstet.
Als ich mein Kind vom KH heimholte, war die Mimik seines Gesichtchens erloschen.
In seinem Bett warf es sein Köpfchen hin und her.
Es dauerte 14 Tage zum ersten Lächeln.
Mein Baby ist mittlerweile eine Frau von 54 Jahren.
Durch all die Jahre hindurch, besonders, seit sie eigene Kinder hat, stellt sie mir von Zweifeln zerfressen immer wieder die dringliche Frage:
"Hast du mich je lieb gehabt?"

 
4 Antworten:

Re: Frühkindlicher Hospitalismus durch strikte Vorgaben der Krankenhäuser

Antwort von omagina am 06.12.2023, 19:44 Uhr

moin...ich kann nur von mir und meiner älteren Tochter sprechen...sie kam mit schwerem Hüftschaden zur Welt und hat bis zum 5. Lebensjahr mehr in der Dortmunder Klinik zugebracht als zuhause...die ersten Jahre..auch nur hinter der Scheibe gestanden...erst im letzten Jahr war dann erlaubt wenigstens zur Besuchszeit im Zimmer zu sein....sie hat somit fast alle Aufenthalte dort ohne mich erlebt....Schaden hat sie keinen genommen....sie ist heute 53 Jahre und sagt selber das sie kaum Erinnerungen hat an damals und das sie keine psychischen Schäden an sich feststellen kann...lg Regina

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Re: Frühkindlicher Hospitalismus durch strikte Vorgaben der Krankenhäuser

Antwort von Muffin2020 am 14.12.2023, 17:30 Uhr

Du hast ein ganz schön schlechtes Gewissen, oder?
Aber du wusstest es früher nicht besser bzw. warst machtlos.
Ich kämpfe auch immer noch mit einem schlechten Gewissen wegen der Geburt meines 9-Jährigen. Ich war 23 und wusste es nicht besser. Er warte bei ET + 7 eingeleitet, obwohl er noch gar nicht so weit war. Er wollte noch nicht und wurde regelrecht rausgedrückt. War danach schwach und lag nur platt auf mir. Milcheinschuss kam erst am 5. Tag. Er ist immer noch sehr sehr Nähebedürftig und emotional wie ein 3- jähriger.
Wir waren beide noch nicht so weit.

Es bringt jetzt aber nichts mehr sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Man hat das getan was man für richtig hielt.

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Re: Frühkindlicher Hospitalismus durch strikte Vorgaben der Krankenhäuser

Antwort von Zwerfeli am 16.12.2023, 7:07 Uhr

Hallo Muffin,
Du hast Recht: Schuldgefühle und schlechtes Gewissen sind keine Lösung. Irgendwann, meist, wenn die Kinder älter und dann erwachsen sind und die elterliche Erziehung weitgehend abgeschlossen ist, steht man (besonders) als Mutter vor der Aufgabe der Aufarbeitung.
Das Ein oder Andere hätte besser ablaufen sollen, doch nicht alle Begleitumstände lassen sich wunschgemäß programmieren. Ganz besonders maßgeblich dabei sind Einflußbereiche wie Krankenhaus und Schule. Eltern mit ihren Kindern sind im hohen Maße auf die Hilfe von empathischen Fachleuten angewiesen, die ein gewisses Mindestmaß an psychologisch-pädagogischer Schulung mitbringen. Die Zeiten haben sich geändert, man hat dazu gelernt: Die kindliche Psyche ist ein Thema.
Es mag Familien geben, in denen alle nach getaner Erziehungsarbeit in Wohlgefallen und Übereinstimmung ihrer Wege gehen und gemeinsam über Kindheitserinnerungen schwelgen. Die gelernt haben, sich gegenseitig als Menschen zu respektieren und nicht als Bringschulderfüller.
Doch da sind auch viele Familien, die sich zerstreiten und zermürben und keinen rechten Weg mehr zueinander finden.
Mir hat bei dieser Aufarbeit das Buch "Mutter ist an allem schuld" besonders geholfen.

Liebe Muffin, ich wünsche Dir die Kraft, die Geduld und eine liebevolle Weisheit, Deinen Sohn fürs Leben stark zu machen.

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??? Ist das Ziel Deines Beitrages Werbung??? owt

Antwort von Jomol am 27.12.2023, 1:52 Uhr

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