Mein Opa

Dem gehts total schlecht. Meine Eltern pflegen ihn schon sehr viele Jahre zu Hause. Seit über 2 Jahren ist er bettlägrig. Kann jetzt gar nichts mehr, nicht mal alleine Becher halten, muss gefüttert, gewickelt, umgelagert werden. Überall am Körper ist er wundgelegen. Vor einem halben Jahr war er ambulant im KH und die sagten dass man eigentlich beide Beine abnehmen müsste und an der offene Stelle am Rücken eine Hauttransplantation vornehmen müsste.

Er ist jetzt 97 und trotz allen Qualen kann er irgendwie nicht gehen, klammert sich so an sein bisschen Leben. Die Ärzte sagten uns damals dass sich die Wunden irgendwann so entzünden und er Fieber und eine Blutvergiftung bekommen wird. Montag waren wir erst zu Besuch bei meinen Eltern weil wir es gesagt hatten, wollte ihm das auch so gerne erzählen, aber er ist immer wieder weggeschlafen.

Seit 2 Tagen ist er total erschöpft, die Wunden werden immer schlimmer. Er ist fast nicht mehr wach, ganz gelb im Gesicht. Ich denke, er wird bald gehen können. Ich habe heute meine Mama gefragt ob sie ihm das nochmal in einem lichten Moment sagen konnte, dass er nochmal Uropa wird. Ich weiß das würde ihn sicher sehr freuen. Sie sagte mir sie hat es ihm erzählt aber sie glaubt nicht dass er es richtig mitkriegt.

Ich bin so traurig, hätte mir so gewünscht ihm das mit auf den Weg geben zu können. Ein bisschen mach ich mir auch Vorwürfe wieso ich es nicht einfach eine Woche früher gesagt hab.

Ich bin total zwiegespalten, einerseits bin ich froh wenn er endlich erlöst ist, andererseits tut es mir auch so weh. Ich bin nur beruhigt, dass er anscheinend keine Schmerzen hat.

Freitag fahren wir nochmal hin, und wenn ich auch nur ein wenig seine Hand halte, vielleicht kriegt er es ein wenig mit. Ich hoffe es ist nicht zu spät mich zu verabschieden.

Das musste ich mir mal vom Herzen schreiben.


Sonji