Ich glaub jetz Is der Zeitpunkt da...

Um laut auszusprechen, dass ich hilfe brauche, um die Trauer vom Tod meines Papas zu verarbeiten.

Nicht ganz 10 Monate ist es jetz her, dass er gehen musste und ich werd das Gefühl net los; dass ich immer weniger damit klar komm.
Hin und wieder kommen mir die Tränen. Meistens alleine, selten ganz plötzlich wenn ich ein Lied höre irgendwas mit ihm verbinde. Direkt wenn mein Mann daneben sitzt.
Alida hält mich auf Trab, ich spiele viel und gerne mit ihr. Gehe viel raus, lache viel, lebe wirklich ein tolles Leben.
Dennoch bin ich viel in mich gekehrt. Ich verbinde ständig alles mit Papa. Mir schießen ständig Erinnerungen in Kopf (was ja schön ist) aber ich muss auch ständig an die Zeit auf Palliativ-Station denken. Ab und an passiert es mir, dass ich von ihm Träume, schöne und traurige Situationen. Ich mag es, wenn ich von ihm Träume, so "höre" ich ab und an seine Stimme... aber die gesamt-Situation belastet mich.
Ich kann es einfach nicht fassen, dass mein Papa nicht hier ist. Es kann einfach nicht sein, dass ich ihm meine Alida nicht zeigen kann. er fehlt so sehr!
Ich erwische mich dabei, dass ich meinen Schwiegervater und den Mann meiner Mama nicht (mehr) so respektiere wie "vorher". Mein Papa hatte ne unglaublich gute Allgemeinbildung und er wäre der "typische Opa" der die Welt meiner Alida erklärt. So wie er sie mir erklärt hat. Sei es nur, dass man schafe der Lüneburger heide heidschnucken nennt...

Ich bin jetz net der Typ dazu der sich bei einem Psychologen das Herz ausschüttet, aber ich muss wieder zu mir finden...
Kurz nach der Geburt wollt ich zur Mutter-Kind-Kur mit Alida. Hausarzt und Kinderarzt haben jedoch abgeraten wegen der Infektionsgefahr für Alida.
Jetz Is sie ja schon größer und geimpft, ich glaub, ich werde mich Mitte/Ende des Jahres mal rantasten.
Zwar bin ich ja zuhause mit ihr...
aber irgendwie komm ich net zur Ruhe mit ihr so wie ich es möchte.
Ich fühle mich ständig verpflichtet Schwiegereltern und meine Familie zu besuchen.
Ich will einfach mal 3 Wochen lang niemandem sehen und meine Zeit mit Alida genießen ohne mich rechtfertigen zu müssen warum ich ihr (und somit auch mir) Ruhe gönnen möchte... ich möchte mich nicht ständig über Kleinigkeiten aufreden müssen.
Besuchen wir Schwiegereltern... wird über die Arbeit geschimpft...
Besuch meiner Familie, wird über den vergangenen Umzug geschimpft, Is mein Bruder hier, kriegt der das kalte kotzen weil Wetter schlecht... meine Schwester heult rum weil... ach keine Ahnung warum... doch... weil wir so selten kommen... (obwohl sie es versteht warum) und so weiter und sofort...
ich dreh langsam aber sicher durch...
meine Mama nervt mich zusätzlich, weil sie meint ich brauche Ruhe und Abstand und will mir den Urlaub im Juli (mit Geschwistern ausreden, vermute weil sie nicht dabei ist) DARAUF wiederrum freu ich mich aber, wir fahren in die Nähe, wo wir früher mit Papa waren. Das haben wir gleich nach seinem Tod geplan.

Ich will einfach die Tage genießen können, so wie sie kommen...
ich bekomm ständig zu hören wie ich mich doch verändert hätte... ich hab diesen Satz so Satt, ich kann es niemandem sagen...
egal was ich sage (ob ich wollte dass die Schwiegereltern sich impfen lassen, dass ich mit Raucher empfindlich bin, dsss ich Alida kein tv gucken lasse...) alles interpretiert man in "du hast dich soooo verändert, du bist so kalt geworden". Mag sein, aber nur weil ich vorher kein Kind hatte, bei dem ich meine Ansichten "verteidigen" musste.
Das eine hat mit dem andern nichts zu tun... meine Ansichten hätte ich auch ohne Papas Tod... dennoch oder gerade deshalb will ich einfach mal ne Zeit lang niemandem von meiner Familie sehen...

Ist der Gedanke zu egoistisch?

Sorry, es ist schon wieder so lang geworden... aber ihr sollt euch -wenn- ein richtiges Bild machen können was ich meine...

Gute Nacht ihr lieben