@mamaheike und @miebop (Achtung: Rousseau!)

Huhu!
ohja, wie schön, danke, das ist doch schonmal was! Endlich erhört mich wer!

@Heike: Jajajaja, ich sehe Rousseau ja auch als einer der entfernteren Richtungsweiser der NE, deshalb bin ich ja so angepisst, dass EvB ihn mit seinen zusammenhanglosen Zitaten so niedermacht.

***Wir machen kein "back to the nature"***

Klar, im Rousseauschen Sinne doch. Rousseau will die "Erziehung" (oder von mir aus auch die NE) vom öffentlichen Leben ins Private verlegen. Hmmmmmm - wenn ich hier so die Thesen der HardcoreNEs lese mit ihren gesellschaftlichen Einstellungen und ihren Ideen zum Thema Schule, kann ich so große Unterschiede nicht erkennen. Auch in der NE wird die "Gesellschaft" mit ihren Reglements und Zwängen sehr gerne außen vorgelassen. Erstmal zu Hause Freiheit erfahren, mit 6 möglichst nicht einschulen lassen, am besten Homeschooling - und mal ehrlich: Son HausbesetzeranarchoNEler lässt die Kids doch bestimmt lieber nackig mit Steinen spielen und Gras essen um Erfahrung zu sammeln, als die von der Gesellschaft geforderten Satzglieder zu lernen. Rousseau pur.

@miebop:

***doch die eigentliche Kunst der Erziehung besteht darin, Émile soweit zu beeinflussen, dass sein Wille mit dem des Erziehers übereinstimmt. [aha! schweinehund!] Die pädagogische Arbeit findet gewissermaßen „hinter seinem Rücken“ statt [schon wieder aha! so funktioniert NE also!]."***

Hmmmmmmmnmnjamn: Das steht und fällt mit dem Wort "beeinflussen", bei dem sich sicherlich der Nichterzieher Fußnägel hochklappen. Wenn "beeinflussen" heißt, ich hau dem Gör so lang eins um die Löffel, bis es versteht, wer hier das Sagen hat, dann ist das sicher nicht im Sinne von NE. Auch nicht im Sinne von Rousseau. Wenn "beeinflussen" heißt, das Kind beobachten, ihm Hilfe anbieten, das Gespräch mit ihm suchen, sieht die Sache anders aus.

Seid doch mal ehrlich: Keine Mama will, dass das Kind 12h am Stück fernsieht. Das ist nicht Mamas WILLE. Mamas ganz ehrlicher WILLE ist, dass das Kind Erfahrungen sammelt, nackig mit Steinen spielt, sich mit kleinen Eichhörnchen anfreundet, Kuchen backt, den Rasenmäher auseinanderschraubt etcpp. Als Erzieherin hat Mama leichtes Spiel ("mach den Fernseher aus und geh Gras essen"), als Nichterzieherin hat Mama ein Problem, denn Mama hätte es echt gerne, dass das Kind das auch WILL, was sie WILL. Also nimmt auch sie Einfluss - und wenn es nur das Anbieten einer Alternative ist. Und dieses Einflussnehmen geschieht bei der NE sehr "kunstvoll" ("inderKüchekuchenbacken"), in der E weniger "kunstvoll" ("wennin2minutennichtderfernseherausissdanngibtskeinabendbrot"). Letztendlich aber ist beides dasselbe: Man versucht seinen WILLEN an den Mann/an die Frau/an das Kind zu bringen.

Und gaaaaaanz ehrlich: Wenn ich meine Messer und meine CD-Sammlung und meine Hamster wegsperre, dann gaukel ich meinem Kind schon eine Umgebung vor, die so eigentlich nicht existiert. Und letztendlich bestimme ich damit, wie seine kleine Welt auszusehen hat, weil ich meine, zu wissen, welche Erfahrungen es machen darf und welche nicht. Hinter seinem Rücken. Ganz fies. Und wieder "Beeinflussung des Willens" - ganz unbemerkt, ganz kunstvoll, ganz im Sinne Rousseaus.

lg - roma