Geschrieben von 77shy am 20.03.2013, 14:29 Uhr |
@yacofred - Rechenschwäche ja, Dyskalkulie nein
Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten. Ich habe mich heute nochmal ans Telefon geklemmt und bekomme demnächst einen Termin im "Zentrum für mathematisches Lernen". Am Telefon hat der Mann schon die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, weil der gemachte Dyskalkulie-Test nur 15-20 Minuten gedauert hat. Ihm war demnach ganz klar, dass bei dem Test nichts eindeutiges heraus gekommen ist.
Zuerst bekomme ich nun einen 8-Seiten-Fragebogen zugeschickt. Danach bekommen wir einen Termin für eine mathematische Lernstandsanalyse, die etwa 1,5 Stunden dauern wird, dann gibt es ein Diagnose- und Beratungsgespräch mit uns (etwa 2 Stunden) und ein schriftliches Gutachten (8-10 Seiten). Auf Wunsch setzt sich das Institut auch mit der Mathelehrerin in Verbindung.
Nun nochmal eine Frage an dich: Ist es korrekt, dass wir diese Sachen selbst zahlen müssen oder bin ich auch da an die Falschen geraten? Das Ganze kostet 210 Euro.
MfG
PS: Heute hat sie wieder eine Mathearbeit geschrieben. Nach Schulschluss hat sie mir gesagt, dass sie etwa die Hälfte weggelassen hat, weil sie es nicht konnte... :-((
Nachtrag
Antwort von 77shy am 20.03.2013, 16:15 Uhr
Am Telefon wurde mir geraten, erstmal nicht für Mathe zu lernen (gut, dass ab Freitag eh Ferien sind). Siehst du das auch so?
Eigentlich hatte ich am Telefon schon ein gutes Gefühl. Mal sehen, was mein Mann dazu sagt, dass man den Test selbst zahlen muss. Er ist da eher der Meinung, dass sowas ja nichts richtiges sein kann, denn sonst würden die Kosten ja von der Krankenkasse oder so übernommen werden.
MfG
Re: Nachtrag
Antwort von yacofred am 21.03.2013, 13:04 Uhr
Hi 77shy,
die Krankenkasse übernimmt diese Diagnose nicht, weil die Krankenkassen ungefähr vor 15 Jahren einmal beschlossen haben, alles was mit Pädagogik und Schule zu tun hat nicht mehr zu bezahlen. Außerdem ist tatsächlich die sogenannte Lernstandsdiagnose keine medizinische Diagnose sondern eine pädagogische, da sie sich ja auf die Lerninhalte bezieht und nicht auf Krankheitssymtome. Eigentlich sollten Lehrer dazu in der Lage sein, sind aber nicht dafür ausgebildet! Da die Jugendämter sich nun einfach auf den Standpunkt stellen, Rechenschwäche sei - vor allem in Verbindung mit dem §35a-KJHG - so etwas wie eine Krankheit, bestehen sie darauf, dass eine von der Krankenkasse bezahlte Diagnose gemacht wird. Die Krankenkasse zahlt aber nur die Diagnosen, die der Arzt oder Psychotherapeut macht (Psycho-Tests+IQ-Tests), d.h. Lernstandsanalysen gehören nicht dazu, auch weil Ärzte und Psychotherapeuten dafür gar nicht ausgebildet sind.
Die Kosten muss daher der Rechenschwäche-Therapeut privat in Rechnung stellen. Die Preise dafür liegen zwischen 150 und 400 Euro, je nachdem wieviel Aufwand zusätzlich noch für Eltern-Beratung und Gutachtenschreiben betrieben wird, d.h. eine teure Diagnostik ist nicht deshalb schlecht, weil sie teuer ist. Eine Diagnostik am Rechenschwächeinstitut-Volxheim kostet z.B. 375,-- Euro. Damit ist die Qualität der Diagnostik nicht bewiesen. Man sollte darauf achten, dass in der aufgewendeten Zeit wirklich alle wichtigen und brauchbaren Informationen über die Matheprobleme zutage gefördert und in der Beratung den Eltern vermittelt werden. Wenn eine Therapie gemacht werden soll, müssen die Therapeuten durch die Diagnose auch aufzeigen können, was sie warum als Therapie vorschlagen, damit Eltern eine Entscheidungsgrundlage haben. Das Gutachten ist deshalb so wichtig, weil man damit auch gegenüber Dritten, die in der Beratung nicht dabei waren - vor allem gegenüber den LehrerInnen - argumentieren muss.
für den Antrag beim Jugendamt nützlich:
http://www.rechenschwaecheinstitut-volxheim.de/kjhg.html
Bitte nicht mehr zu Hause Mathe üben! In der Schule die Lehrerin darum bitten, dass sie auf Bewertungen und Klassenarbeiten vorläufig verzichtet. Für Rückfragen bei Unsicherheit der Lehrerin, den Grundschulreferenten im Bildungsministerium einschalten.
Gruß yacofred