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Geschrieben von AyLe am 10.07.2007, 20:22 Uhr

Über Bildungshunger - erwartungsgemäß lang ;)

Bildung ist ein wertvolles Gut. Es ist die Investition in Menschen. Bildung ist ein Vertrauensvorschuss in Form von menschlichen Anstrengungen. Bildung ist ein höchst persönliches Gut, sowohl für den Vermittler als auch den Empfänger. Bildung ist keine Frage des Geldes, Bildung ist eine Sache der Einstellung.
Wer in einer materiell satturierten Gesellschaft lebt, die Bildung nicht mehr als Hohepriester der Zukunft sieht, der wird am finanziellen Aspekt scheitern.
Natürlich ist international gesehen die monetäre Absicherung die Grundvoraussetzung für die flächendeckende (Aus)Bildung der Bevölkerung. Wenn auf der Pyramide der Bedürfnisse die unteren Stufen der pysischen Bedürfnisse erst einmal befriedigt sind, dann strebt der Mensch nach mehr.
Aber es bedarf der Hungers, sprich des Bedürfnisses und der Notwendigkeit, nach Bildung. Es bedarf der Wertschätzung.

Warum so pathetisch, AyLe? Weil Bildung – übrigens genauso wie Kinder – keine Frage des Geldes, sondern eine persönliche Entscheidung ist.
Warum Entscheidung? Tja, die Kausalkette bei der Armutsvermutung lautet: Arme Eltern – verarmte Bildungsstruktur – verarmter Geist – miserable Bildungschancen.

Die Prioritäten scheinen in den finanziell unterversorgten Gruppen zu einer mentalen Unterversorgung zu führen. Verarmung im großen Umfang.

Meine Lebensgeschichte? Tja, meine Eltern sind Gastarbeiter der 70er Jahre. Deutsch nix gut, aber sie hielten Bildung für das wichtigste Gut. Sie sahen, wie wichtig der deutschen Gesellschaft Bildung war, das steckt an.
Wir gehörten damals zu der finanziell unterversorgten Schicht von heute – aber hey – Geld ist endlich, der Hunger nach Wissen aber nicht!

Meine Geschwister und ich haben alle unsere Abschlüsse gemacht, studiert, Ausbildung in der Tasche etc. Und das trotz des wenigen Geldes.

Nein, Bildung ist keine Frage des Geldes, sondern immer eine Herausforderung an die Eltern. Und an die Vorbilder. Vorbilder wie D. Bohlen und Sendungen wie DSDS oder Germany’s Next Toptrottel suggerierten über Jahre, dass nicht Bildung zählt, sondern Verblödung – man musste nur das entsprechende Publikum finden!

Mal weg von mir. In einer Reportage über Schulkinder in Afghanistan hieß es, die Kinder liefen kilometerweise Berg und Tal teilweise ohne Schuhe, um zu der neu eröffneten Schule zu kommen.

Ihr Lieben, wer Schuhe trägt, den wird nach der Sänfte verlangen!


Mein Vater hat einmal gesagt, er bewundere die Deutschen, sie verstünden strategisch zu denken, zu planen und zu handeln.

Tja, tempora mutantur.


Ich wünschte, wir würden einmal um uns herum schauen. In Schweden wird viel mehr Geld seitens des Staates in die Bildung investiert. In den Niederlanden, in Dänemark etc. ist der Staat in der Bildung präsent.
Denn neben dem Gewaltmonopol gibt es noch eine weitere neuronale Stelle, an der der Staat niemals seine Präsenz aufgeben darf: die Bildung. Denn die ist indisponibel. Wer hier den Rückzug des Staates fordert, schafft die Voraussetzung für die Rückbildung in Zeiten, in denen Elitenbildung Klassenbildung verhieß.

Ich hoffe, dass Bildung nicht mittels der Zahlen auf Scheinen aufgewogen wird. Denn Geld ist so inflationär.

LG,
AyLe

 
20 Antworten:

Re: Über Bildungshunger - erwartungsgemäß lang ;)

Antwort von doppelmutti1234 am 10.07.2007, 20:40 Uhr

Grundsätzlich gebe ich dir recht (zumindest bei dem teil, den ich verstanden habe ;-)

aber nicht immer reicht der Wille allein..oh ja ich war sehr gewillt mich zu bilden...aber da kam das Geld ins Spiel...wer sich früh für Kinder entscheidet...der hat Pech gehabt..ich wollte nach der Ausbildung studieren (die Ausbildung brauchte ich, da ich "nur" mein Fachabi habe) aber dann kam da ein Kind ins Spiel (nicht weiter wild, es studieren so viele mit Kind...dachte ich...die Realität sah leider anders aus...zuschüße gab es nicht..denn für das Kind könne der Vater sorgen...andere Beihilifen? gibt es nicht...Mutter hat eine zu hohe pension (privatinsolvenz wird nicht mit eingerechnet)außerdem wäre dies ja mein zweiter bildungsweg, der wird nicht bezuschußt.

na ja macht ja nix...mit der ausbildung kann man ja auch noch was werden....dachte ich...die realität sah vor, dass der Lehrgang den ich brauche um weiter zu kommen (1 jahr) ins 180 km entfernte Hannover verlegt wurde...tja was nun? Pendeln? zu weit? umziehen? die kinder ein jahr aus dem gewohnten Umfeld nehmen, neuen Kindergarten, neue Freunde, aus dieser tollen Gegend ziehen und nach einem Jahr das selbe Spiel in die umgekehrte Richtung? Nein! das tu ich meinen Kindern nicht an.

Nun also eine neue Denkweise von mir....ich war mit 22 Jahren am Beruflichen (und damit auch am bildungs)Ende ohne chance weiter aufzusteigen..mich weiter zu bilden und ich bin kein einzelfall.

Und alles nur, weil irgendwann am Anfang dieser Kette das Geld zum Bilden fehlte.

Also Ayle ich stimme dir zu...Hunger muss vorhanden sein...aber der größte Hunger nutzt nix, wenn dir nicht irgendwer ein Stück Brot gibt um ihn zu befriedigen.

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teil vergessen nachtrag

Antwort von doppelmutti1234 am 10.07.2007, 20:42 Uhr

also bleibt mir nur eins....

ich versuche mit meinem Halbwissen meine Kinder zu Erziehen, in der Hoffnung, dass sie den Ehrgeiz und die Chance dazu haben aus diesem ein volles Wissen zu machen.

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Da gibt es nur eine Frage?

Antwort von wilma68 am 10.07.2007, 21:01 Uhr

Warum machst du kein Fernstudium, wie so viele andere auch? Wer hindert dich daran?

Wer wirklich will, macht seinen Weg! Nur DU bist für deine Ausbildung und Qualifikation jetzt noch verantwortlich, nicht mehr die Gesellschaft! Du bist immerhin erwachsen. Nur DU bist dafür verantwortlich, dass du so früh Mutter geworden bist - o.k., der Vater auch *ggg* - nicht aber die Gesellschaft, die wohl in deinen Augen jetzt dafür verantwortlich ist, dir jetzt deine weitere Ausbildung nebst Familienunterhalt zu finanzieren... Meinst du, dass alle studierenden Eltern vom Staat unterstützt oder sogar ganz unterhalten werden? Natürlich ist es schade, deine Möglichkeiten als nicht ausgenutzt zu wissen... aber "verbockt" hast du das, nicht die Gesellschaft.

Wenn du wirklich willst, wirst du einen Weg finden, deine Bildung "aufstocken" zu können.

LG, W

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Re: Da gibt es nur eine Frage?

Antwort von doppelmutti1234 am 10.07.2007, 21:31 Uhr

ja was hindert mich daran? das Geld...das hindert mich...ein fernstudium ist teuer...und ich glaube jura (mein damaliges Traumstudium)
wird da auch gar icht angeboten ;-)aber wie schon gesagt...mit dem studium habe ich abgeschloßen...nur das mit dem lehrgang wurmt mich noch ein wenig (nicht über fernstudium möglich) dass er ausgerechnet dann als ich ihn hätte machen können, verlegt wurde (vorher war er nur 60 km entfernt, da hätte ich täglich pendeln können)

aber bitte nicht falsch verstehen..ich fordere nicht, dass alles bezahlt wird wenn man studieren möchte etc...
ich wollte nur verdeutlichen, dass es in eingien fällen halt wirklich am (fehlenden) geld liegt.

Klar hab ich es "verbock", das weiß ich, da sag ich auch nix gegen..wie gesagt ich habe mich damit abgefunden, dass es eben so ist.

Was ich schade finde, ist einfach...der staat wünscht sich als idealbild eine studierte Frau um die 30, die mitten im Leben steht, Karriere macht und dazu schon 2 schulpflichtige Kinder hat...und wenn man versucht, diesem Idealbild zu entsprechen heißt es ätsche betschä..jetzt hast du den halben weg allein hinter dich gebracht jetzt kannste weiterhin zu sehen wie du klar kommst...
mir ist klar, dass der staat nicht dafür zuständig ist und ein nicht sein soll, jemanden ein studium zu finanzieren aber ich hätte mir zumindest bafög oder so gewünscht.

ich hoffe du verstehst was ich meine

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nachtrag an wilma

Antwort von doppelmutti1234 am 10.07.2007, 21:38 Uhr

nur nochmal damit du mich besser verstehst...ich bin keine "sozialschmarotzerin" ich habe beim staat eigentlich noch nie meine hand aufgehalten (außer beim kindergeld (das der ag meines mannes zahlt) und dem erziehungsgeld...ich bin also nicht grundsätzlich eine die sagt der staat muss aber zahlen...soll er gar nicht..aber ich verstehe nicht, dass es so viele verschiedene zuschüßmöglichkeiten gibt, wenn dann doch alle abgelehnt werden ...weil ja zweiter bidlungsweg (erster weg war ausbildung)und so obwohl ich ja genau diese ausbildung brauchte um weiter zu machen

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Gut... ist denn das ...

Antwort von wilma68 am 10.07.2007, 21:41 Uhr

... elternunabhängige Bafög (hieß doch so, oder?) nicht gerade für Menschen, die bereits eine Ausbildung gemacht haben???

Ich bin da leider nicht mehr auf dem Laufenden, aber ich kenne einige Leute, die ein FH-Studium NACH einer Ausbildung gemacht haben und Bafög bekamen... obwohl ihre Eltern zu viel verdient hätten...

Dazu müssen natürlich einige Kriterien erfüllt sein...

"Elternunabhängiges BAföG gibt es nur in Ausnahmefällen:

* Wenn Ihr nach 5 Jahren Erwerbstätigkeit Förderung für ein Studium beantragt oder

* dies tut, nachdem Ihr nach einer Ausbildung mind. 3 Jahre erwerbstätig wart,

* wobei Erwerbstätigkeit nur dann als solche zählt, wenn Ihr während der Zeit ein bestimmtes Einkommen erzielt habt

* Für den Erwerb der allg. Hochschulreife auf dem Zweiten Bildungsweg

* Wenn Ihr bei Beginn des Ausbildungsabschnitts über 30 Jahre alt seid und weitere Bedingungen erfüllt sind"




Schau doch einmal hier nach:

http://www.bafoeg-rechner.de/FAQ/elternunabhaengig.php

Vielleicht hilft dir das weiter...

LG, W

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Schulbildung hängt manchmal doch am Geld

Antwort von 32+4 am 10.07.2007, 21:48 Uhr

Hallo,

das Bildung wichtig ist, braucht man kaum zu diskutieren.
Manchmal nützt es aber nicht, wenn ich ein Museum, Theater oder ähnliches besuche um mich zu bilden, wenn es bereits in der Schule nicht an der Einstellung sondern am Geld scheitert.

Mir graut es jetzt schon davor, wenn meine Kinder das Gymnasium besuchen (wenn sie es denn schaffen)sollten, da müßte ich jetzt schon fleißig anfangen zu sparen.

Die teuren "Extraausflüge", die dann mit Klausuren enden => Zwangsausflug....bis hin zum ~200€teuren Pflichttaschenrechner ab Klasse 7.

usw...

Wer kann sich das denn aus der unteren oder mittleren Einkommensschicht leisten?
Mit einer guten Einstellung oder Wissenshunger kommt man nicht immer weit.

lg, sandra

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Re: Schulbildung hängt manchmal doch am Geld

Antwort von AyLe am 10.07.2007, 21:53 Uhr

Hallo, 36 *gg*, die teuren Ausflüge dienen in erster Linie nicht der Vermittlung von Wissen, sondern der Bildung der Klassengemeinschaft (O-Ton einer Lehrerin der 8-10 Klasse Gymnasium, ihres Zeichnes meine Freundin).
Anschaffungen wie Taschenrechner etc. sind lange vorhersehbar. Wenn wir eine Anschaffung derart vor uns hatten, dann haben wir halt keine Geburtstagsgeschenke bekommen, sondern die Schulmittel wurden gekauft.

Ich weiß, dass viele schulischen Aktivitäten Geld voraussetzen. Darüber hinaus bin ich mir sehr bewusst, dass über die materielle Versorgung der Eltern insbesondere an den Gymnasien eine Seggregation der Kinder erfolgt.

Natürlich vertrete ich hier einen sehr harschen Ansatz, wenn ich sage, dass Bildung trotz fehlender Mittel nicht ausgeschlossen ist... (wirklich so harsch?)

Andererseits fordere ich aber auch den Staat auf, seine Verantwortung wahrzunehmen. Wie in Sachen Gewalt, so auch in Sache Bildung.

LG, AyLe

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Re: Schulbildung hängt manchmal doch am Geld

Antwort von 32+4 am 10.07.2007, 21:58 Uhr

Ja, wirklich so harsch.

In meinem näheren Umfeld gibt es vor allem AE, die ihre Kinder vom Gymnasium nehmen mußten.
Mind einmal im Monat müßen die Schülerin einem Fach zu ein Tagesausflug, dabei werden Aufgaben angefertigt und über das vermittelte Wissen werden Klausuren geschrieben.

Jemand, der ebend nicht immer dabei sein kann, wird a) von der Klasse ausgeschlossen und b) dem fehlen wichtige Informationen.

Ich habe da auch einen harten Standpunkt, daß man mit wenig Geld, den Kindern durchaus eine gute Schuldbildung ermöglichen kann.
Dies mußte ich aber vor nicht allzulanger Zeit überdenken!

lg, sandra

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Re: Gut... ist denn das ...

Antwort von doppelmutti1234 am 10.07.2007, 22:00 Uhr

Jepp heißt so,

danke für deine mühe...aber es gibt 5 oder 6 Punkte, warum man dieses Bafög bekommen kann und alle scheiden aus.
Hab damals als es noch aktuell für mich war, wirklich sämtliche Internetseiten gewälzt und sämtliche Infos rausgesucht um auch ja richtig vorbereitet zu sein bei antragstellungen aber alles hat nix gebracht..ich liege einfach in einer gesetzelücke für die es keine förderung gibt

als beispiel was ich davon noch grad so im kopf habe:

eine variante: wenn man über 30 ist (bin ich nicht, scheidet also aus)

nächste variante..wenn man mindestens 5 jahre vor dem studium gearbeitet hat (habe ich (noch)nicht) und von dem Gehalt alleine leben kann (dh.. wenn man alleine wäre und nur dieses gehalt zur verfügung hätte...weil die rechnung ja auch so toll aufgeht ) -nein kann ich nicht, von 500 euro netto kann man nicht leben.

und so wurde alles der reihe nach durgekaut und abgelehnt.

Wie gesagt liege in der nicht förderungwürdigen ecke.

Aber was solls, ich mag mein Leben denoch...vll siehts in 10 jahren anders aus, wenn ich den gleichen job mit der gleichen schlecht bezahlten stelle immer noch mach...aber da mach ich mir dann gedanken drüber ;-) (LÜGE-mach mir eigentlich ständig gedanken drüber*G*)

aber vielen lieben dank für deine mühe und fürs raussuchen

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ja, genau. AyLe...

Antwort von 58er am 10.07.2007, 22:02 Uhr

.... folgendes wollt ich gestern zum thema studiengebühren posten. passt aber jetzt auch noch:


ich frag mich, wo der aufbruchgeist der 70er geblieben ist. total verraucht. damals war es wirklich der politische und gesellschaftliche anspruch und wille, ALLEN schichten zugang zur bildung zu verschaffen. nachdem der stinkende muff unter den talaren in den 60ern vertrieben worden war, sah man plötzlich, als sich der staub verzogen hatte, dass ja nur die großkopferten ihre sprößlinge zum studieren schickten, egal wie blöde sie waren. und das war dann wirklich das verdienst der damaligen spd, nämlich für mehr gerechtigkeit zu sorgen und auch arbeiterkinder an die unis zu schicken. (damals war die spd auch noch eien andere, höhö; und die parteienstruktur in der be-ör-dee war natürlich auch anders als heute).

und jetzt? zurück kehrt marsch. mit höheren studiengebühren wird - egal welche höhe sie haben - für geringer verdienende eltern alleine schon eine psychologische hürde geschaffen, seine kinder an die hochschulen zu schicken.
wenn es seinerzeit in den 70ern bereits derlei gebühren gegeben hätte, hätte ich zum beispiel mich glaub ich nicht getraut, meinen eltern zu eröffnen, dass ich definitiv vorhab, an die uni zu gehen. als mädchen eh eine zumutung, so was zu wollen (das ganze dorf sagte, "was abi, was uni? hä? die heiratet doch eh und kriegt kinder"). wohnungsmiete und essen in der entfernten großstadt konnt ich meinen eltern grad noch so unterjubeln; was sich eh in grenzen hielt, denn die nebenjobs waren damals noch super; kein problem, sich seinen unterhalt nebenher zu verdienen.

die gretchenfrage ist, und jetzt bin ich wieder bei dir, AyLe, : was ist staatsaufgabe, was nicht? nach meiner meinung gehört es zu den staatsaufgaben, bildung und forschung&entwicklung industrieunabhängig zu ermöglichen. zumindest so weit wie möglich, um uns nicht komplett von kurzfristigen profitorientierten shareholder-interessen vollends abhängig zu machen. eine rein industrie- und profitgesteuerte ausbildung und F&E mag ich mir gar nicht vorstellen.

aber gut. wir sind eh schon auf der schiefen ebene: gute unis sind teuer. abschlüsse an schlechten billigen unis sind nix wert. das heisst bildung wird wieder zur reinen geld- und gesellschaftsschichtfrage. oder ist es schon längst geworden. das fängt ind er kita an und hört ähm nirgendwo auf ;-)

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halthalthalt, doppelmutti...

Antwort von 58er am 10.07.2007, 22:09 Uhr

...jetzt muss ich als alte frau echt mal einen mütterlichen rat geben:
bitte sag nicht, wie viele andere auch, der staat ode die gesellschaft will aber doch das und das idealbild. das ist jammern in höherer form und abschieben von verantwortung an andere. ja sch... drauf. was irgendwer will, wirst du nicht erfüllen können, warum auch. läßt du dir von wildfremden oder so etwas abtsraktem wie dem staat voschriften machen? Duuuuuuuuuu selber musst wissen, was du willst, und das dann durchziehen. ich habe die feste überzeugung, dass man das, was man auch wirklich und ehrlich und entschlossen will und wenn man sich dafür anstrengt, es dann auch schafft. es fliegt einem, von außen gesehen, scheinbar fast zu. wirklich. glaub mir.

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Re: halthalthalt, doppelmutti...

Antwort von doppelmutti1234 am 10.07.2007, 22:18 Uhr

ich will doch gar nicht jammern...menno ihr versteht mich nicht (ok..das war jetzt gejammert ;-)

das mit dem idealbild ist doch aber so...der staat möchte das frauen arbeiten..der staat möchte das frauen gebildet sind...der staat möchte nebenbei dann noch, dass frauen kinder bekommen.

Ich habe mich nicht am Staat orientiert und bin dennoch da gelandet *G*
Für mich war schon als 10 jährige klar..ich will jung Mutter werden...das hat sich nie geändert und ich bin dann jung Mutter geworden, ich habe es nie bereut.
Für mich war aber ebenso klar, dass ich eine gute Ausbildung und eine tolle Karriere machen möchte...das mit der Ausbildung hat super geklappt..das mit der Karriere ist so eine Sache *G*..die Bildung fehlt halt.
Die Verantwortung möchte ich nicht an den Staat abgeben..schon alleine aus dem grund weil ich gerne selbst für meine "Taten" verantwortlich bin.

Und zum schaffen...ja ich hätte es geschafft, wenn (wenn ist so ein doofes Wort)der Lehrgang nicht verlegt worden wäre..ich könnte ihn auch heute noch machen...aber der Preiß (das Seelenheil, das Gemütsleben und das stabile Leben meiner Kinder) ist mir zu hoch.
DEr nächste Satzt schließt sich eigentlich aus, ich weiß, aber ich weiß nicht wie ich es anders formulieren soll (bin leider nicht so rhetorisch begabt) ich hoffe du verstehst ihn dennoch..

Da Wohl meiner Kinder ist mir wichtiger als meine Bildung

es schließt sich aus weil, nun ja das Wohl meiner Kinder hängt ja nun sehr stark an meiner Bildung...aber wenn ich mich jetzt weiterbilden würde, dann würde ich ihnen schaden..deshalb..ach menno schwierig für mich zu erklären

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Re: Über Bildungshunger

Antwort von Jehudith am 10.07.2007, 22:19 Uhr

Der muss aber erst mal geweckt werden

und da sind wir wieder bei den Eltern und ihrer Vorbildfunktion
wo vorgelebt wird, Hauptschulabschluss und Hartz 4 reicht und mehr geht für uns sowieso nicht, da ist es sehr, sehr schwer rauszukommen

nach dem Staat wird gerufen, weil das das Einfachste ist
und dann geschimpft, was nicht schwerer ist

Jutta

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Re: Über Bildungshunger

Antwort von +emfut+ am 10.07.2007, 22:36 Uhr

Da kommt die Frage, die ich unten schon zu stellen versuchte:
Können wir als Staat, als Gesellschaft es uns leisten, daß so komplett bei den Eltern zu lassen?

AyLe, was Du schreibst, ist richtig. Ich habe auch nicht viel Geld, aber für die Bildung und Förderung meiner Kinder verzichte ich auf einiges. Fumi braucht eine Spezialförderung wegen Legasthenie und ADS - bezahle ich selber! Die Schule macht den Vorschlag, daß diese CD Fumi hilft, dieses oder jenes besser zu verstehen - wird gekauft, auch wenn ich dafür auf das dringend benötigte Paar Schuhe verzichten muß.

Aber es gibt halt Eltern, die das nicht wollen oder vielleicht auch nicht können. Immerhin habe ich noch ALG1, mit ALG2 hat man weniger. Und ich bin bereit, für meine Kinder das letzte Hemd zu geben. Andere Eltern können vielleicht die Prioritäten so nicht setzen, weil sie es nie gelenrt haben oder auch weil sie es nicht wollen, auch das.

Leider leiden unter dieser Entscheidung der Eltern zwei, die nix dafür können.

Zum einen das Kind. Das Kind entscheidet nicht, daß der Taschenrechner wichtiger ist als die Playstation. Das entscheiden die Eltern. Aber das Kind ist es, das nachher mit genauso wenig Perspektiven dasitz wie die Eltern - und es nicht gelenrt hat, die Prioritäten richtig zu setzen.

Und es leidet die Gesellschaft, der Staat. Können wir es uns leisten, daß Eltern bis in diese letzte Konsequenz über die Bildungschancen der Kinder entscheiden, unter Umständen auch so negativ? Können wir als Gesellschaft und WIrtschaft, die auf Bildung und Ausbildung angewiesen ist, einem nicht ganz unerheblichen Teil erlauben, sich aus der Chose auszuklinken, und ihre Kinder gleich mit?

Ja, ich weiß, daß es eine Gratwanderung ist. Wieviel Verantwortung kann/darf man den Eltern "wegnehmen"? Das ist der ewige Kampf der Lufthoheit über der Wiege. Da sind wir Deutschen auch aus zwei Diktaturen gezeichnet. Sowohl der Nationalsozialismus als auch der Kommunismus haben den Eltern sehr viel (zu viel?!?!?!) Erziehungsverantwortung weggenommen. Wir sind da - zu recht!!!! - empfindlich. Aber wir müssen uns trotzdem die Frage stellen, ob nicht manchmal die falschen darunter leiden, wenn Eltern von der Verantwortung einfach überfordert sind (ich glaube, daß die weitaus meisten Eltern ihren Kindern niemals wissentlich schaden würden).

Gruß,
Elisabeth.

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Bildung ist kein marktfähiges (-würdiges) Gut

Antwort von AyLe am 10.07.2007, 22:49 Uhr

Danke für Deinen Beitrag, Du sprichst mir aus der Seele.
Mein Mann und ich unterhalten uns seit Jahren über die Problematik der Überversorgung, die in einem Mangel mündet. Und zwar dem Mangel an Einsicht in Notwendigkeiten. Und auch die staatlichen Institutionen übersehen bei aller Dramatik, dass es neben der Quantität um Qualität geht.

Wie gesagt, Bildung ist etwas persönliches und wie alle persönlichen Dienstleistungen hängt die Qualität vom Menschen ab. Und Qualität kostet Zeit und die bekanntlich Geld. Wenn Entscheider diese Kausalität nicht erkennen, dann (er)zeugen wir damit eine Generation allein gelassener Eltern von verlassenen Eltern, wobei doch die Absicht darin liegt zu lassen.

Wo der Laissez-Faire Staat endete hat man in England gesehen und sieht es in den USA. Die Geisterhand verschwand wie von Geisterhand.

Meine Forderung lautet, die Eltern mehr zur Verantwortung zu ziehen, gesellschaftlich (hier unbedingt medienwirksam und medial) neue Werte zu setzen und die SChulen und Universitäten mit mehr Mitteln auszustatten.

Neue Eltern braucht das Land, solche, die mitmachen, statt nur zu lamentieren.

Neue Lehrer braucht das Land, solche, die sich engagieren, involviert sind und sich nicht hinter ihrem Beruf "verstecken"

Neue Denker braucht das Land, solche, die Grenzen setzen für wirtschaftliche disponible Güter.

und verlässliche Werte braucht ein jeder. Bewegliche Ziele sind zwar ach so mobil, aber auch nahezu unmöglich zu erreichen.

LG,
AyLe

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Re: Bildung ist kein marktfähiges (-würdiges) Gut

Antwort von 32+4 am 10.07.2007, 22:53 Uhr

Hallo Ayle,

da hast Du wieder etwas Wichtiges geschrieben, was man in Deutschland nicht oft genug sagen kann.

Nicht nur erzählen oder meckern, sondern etwas tun!!!
Wenn dann immer noch nicht alles geradeaus geht, dann hat man wenigstens etwas versucht.

lg, sandra

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Re: Klasse ayle und Hinweis auf Studie Frenette

Antwort von Benedikte am 10.07.2007, 23:18 Uhr

http://www.statcan.ca/Daily/English/070208/d070208a.htm

Hallo ayle,
Deinen Beitrag finde ich prima.Udn auch, wenn Du ihn lang nennst, in Kanada hat im februar Marc Frenette eine bedeutend laengere Studie veroeffentlicht, die genau das, was Du sagst, auf einem Vielfachen der seitenzahl mitteilt.

Geld ist nur ein nachrangiger Faktor- die Bildungsorientierung der Eltern, deren erwartungshaltung, und dieLernfaheigkeiten der Kinder sind in erster Linie entscheidend.

In Kanada kann man das auch daran gut sehen, dass sehr veile immigrantenkinder, deren Eltern in igrndwelchen minimum wage Jobs stecken, die also ueberhaupt kein Geld haben, doch studieren.

Bei uns war es im uebrigen genauso wie bei Euch- wir sind zwar einheimische Wohnbevoelkerung, aber ich bin in den sechziger Jahren auf dem Land geboren, katholisch.Und wir katholischen Landmaechdechen sind dann zwar gegen Immigrantentoechter ausgetauscht worden- aber der kern ist der gleiche- wo die Kinder von zuHause Unterstuetzung kriegen, gibt es kein problem. Wobei ich eben sehr deutlich sehe, dass viele Kinder von ihren Eltern nicht unterstuetzt werden. Und fuer diese Kinder muss etwas getan werden- aber fuer Kinder mit engagierten Eltern,auch wenn die kein geld haben, sieht es durchaus gut aus.

Benedikte

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Re: wahre Worte, Ayle

Antwort von saulute am 11.07.2007, 1:03 Uhr

Und das macht mich traurig und wuetend in meinem LAnd, in dem die hohe Bildung zum HAndwerk oder noch schlimmer zu PArodie mutiert ist.

Der Staat investiert sein Geld, was wir als Stuerzahler einbringen in Gewinnbringende angelegenheiten, in neue Einkaufszentren, neue BAnken, aber nichts in der Bildung.

Es faengt schon bei den Kindergaerten an, geschweige von Schulen und UNiversitaeten. Abegesehen davon, dass ich kein Recht auf einen Kigaplatz habe, obwohl meine Tochter fast 3 ist, sind die staatlichen Kindergaerten in einem erbaermlichen Zustand. Verwahrloste Spielplaetze, mit dessen INventar sich die Kinder verletzen koennen, ueberfuellte Gruppen, ueberforderte Erzieherinnen, duerftiges Spielzeug und alte Glasfenster, durch die es im Winter nur so zieht.

Der Staat beschwert sich ueber eine absteigende Geburtsrate tut aber trotzdem nichts. Es werden immer neue Wohnkomplexe gebaut, aber keine Kindergaerten (deswegen sind in Vilnius eine Utopie einen Kindergartenplatz zu finden), weil sich immer weniger Frauen sich dafuer entschliessen, als Kindergaertnerinnen zu arbeiten, weil der Lohn laecherlich ist.

IN den Schulen herrscht ein aehnliches Problem, nur ein UNterschied, dass man dort jeden Schueler aufnhemen muss, egal, wie ueberfuellt die KLassen sind.

UNd ueber die schlechte Qualitaet der Hochschulausbildung habe ich bereits erzaehlt. Es ist zum verzweifeln, wie egoistisch und wiederwaertig dieser Staat ist, der lieber seine junge Intelligenz verschuldet sieht, um studieren zu koennen, als es einen Cent darin investiert.

Ich sehe schon wieder folgendes kommen. Jeder junger Student wird fuer dieses Geld ein Studium im Ausland bevorzugen, als im eigenen LAnd zu studieren, und dann werden die grossen Staatsoberhaeupte wieder jammern, dass die litauische Intelligenz ins Ausland abfliesst.

Ein Land oder eine Regierung, die keinen Wert auf die Wissenschaft und Kultur legt (die wird in LItauen durch den EU Fond gesponsert), ist fuer mich tot, und verdient meine tiefste Verachtung. Mein Gott, ich hasse dieses LAnd, aber ich muesste eigentlich hier bleiben, um zu kaempfen.

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Re: halthalthalt, doppelmutti...an doppelmutti

Antwort von 58er am 11.07.2007, 10:43 Uhr

...ja, Doppelmutti, ich verstehe dich. und dann kann man sagen, dass du derzeit v.a. am wohl deiner kinder interessiert bist, dass es das ist, was du willst. und das ist ja erst mal okay. deshalb auch hast du derzeit den zug nicht so zu deinen beruflichen ambitionen - und deshalb auch klappt es dann nicht richtig, und immer kommt irgendwas dazwischen. deshalb unke ich: wenn du eines tages bereit dazu bist und deine kinder dir wieder mehr zeit lassen (auch geistig), dann klappt es (entspr. meiner these, dass man etwas erreicht, wenn man es tatsächlich will).

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