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Geschrieben von Konfusius am 05.09.2019, 10:02 Uhr

Sascha Lobo über den Umgang mit der AfD

Diese Erkenntnis hätte man schon vor Jahren haben müssen.

Ich fand den Ausdruck "politische Landschaft" immer insofern unglücklich, weil ich es mehr mit einem Schiff vergleichen würde. Ein paar sitzen links, ein paar sitzen rechts, aber der Großteil sitzt in der Mitte, damit das Schiff nicht zur Seite kippt und untergeht. Für die Stabilität braucht es eine starke Mitte und die fehlt hier zusehends. Die SPD verrät schon lange ihre Prinzipien und auch die CDU unter Angela Merkel ist nur noch ein schwaches Fähnchen im Wind, die nicht den Mut hat, sich gegen die laute Opposition zu stemmen.

Was bleibt denn noch in der Mitte?

Die Deutschen haben eine historisch gewachsene Angst vor dem rechten Flügel, weswegen immer mehr nach links rutschten, um nicht in den Verdacht zu geraten, dass sie zu weit rechts sitzen würden. Logische Konsequenz ist, dass das Schiff in Schieflage gerät und ein paar aus Panik nach rechts springen, damit man nicht kentert. Durch den plötzlichen Schwung entsteht ein Ungleichgewicht, ein gefährliches Schwanken und reflexartig springen einige andere nach links, doch dadurch wird das Schaukeln stärker und bedrohlicher. Ein paar, die vielleicht in der Mitte sitzen bleiben wollten, rutschen versehentlich in eine Richtung, weil der Neigungswinkel plötzlich zu steil wurde, wieder andere werden vom Nebenmann mitgerissen. Am Ende ist egal, zu welcher Seite das Boot gekippt ist oder wie viele auf jeweils welcher Seite standen, denn schon die pure Bewegungsenergie sorgt irgendwann dafür, dass alle gemeinsam untergehen.

Wenn man diesen Prozess überhaupt noch stoppen kann, dann nur, wenn sich viele überwinden und ruhig und kontrolliert aufeinander zugehen, um sich wieder in der Mitte zu treffen. Dafür erkenne ich leider keine Bereitschaft, weder bei den Linken noch bei den Rechten.

Ich selbst habe mich immer als politische Mitte gesehen, doch ja, mir fällt es immer schwerer, irgendwo mein Kreuz zu machen. Die AfD ist für mich unwählbar, weil ich auf ihrer Abschussliste ganz oben stehen würde, aber die anderen "etablierten" Parteien sind für mich auch unwählbar, weil sie offenbar nur noch Politik machen, um sich von der AfD abzugrenzen. Erinnert ein bisschen an die Weimarer Republik, aber nun gut, wann hätte der Mensch jemals aus seinen Fehlern gelernt?

Auch wenn es genauso sinnlos ist wie nicht wählen zu gehen, werde ich diesmal meine Stimme wohl wirklich einer kleinen Splitterpartei schenken, die freuen sich wenigstens noch ehrlich darüber und stehen vermutlich auch noch für das ein, woran sie bei der Gründung geglaubt haben.

 
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