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Geschrieben von Benedikte am 01.06.2007, 2:11 Uhr

Ritalin? So viel mehr?

Ich habe mal die wesentlichen Saetze aus einer dpa Meldung zusammengefasst:



Umstrittene Zappelphilipp-Medikamente für Kinder
werden von Ärzten in Deutschland immer öfter verschrieben. In den
vergangenen fünf Jahren hat sich die verordnete Menge von Ritalin und
anderen Psychopharmaka mit demselben Wirkstoff mehr als verdoppelt.Die
Apotheken kauften demnach 2006 Arzneimittel mit insgesamt 1221
Kilogramm des Wirkstoffs Methylphenidat, 2001 gingen Präparate mit
insgesamt 603 Kilogramm dieses Wirkstoffs an deutsche Apotheken. Das
Mittel ist zur Behandlung so genannter hyperaktiver oder in der
Aufmerksamkeit gestörter Kinder zugelassen.
Der Wirkstoff
fällt unter das Betäubungsmittelgesetz und darf nur unter strenger
Indikation von Ärzten verordnet werden.


Was meint Ihr, wieso heute so viel Ritalin verordnet wird? Meine Schwaegerin ist apothekerin und sagt, noch vor 10 Jahren haetten sie und ihre Kollegin die Koepfe zusammengesteckt, wenn Leute solche Medikamente verordnet erhalten haetten und die Kinder haetten wirklich deutlich merkbare Stierungen gehabt ( sie lebt in einem Kaff), waehrend heute Kinder das verordnet kriegen ( sieht sie als apothekerin), die ganz normal wirkten ( sie wohnt im Kaff und kennt fast jeden aus dem Kuhdorf).

Machen die Leute sich das heute zu leicht?Verordnen die aerzte das zu leicht?Erziehen Eltern ihre Kinder nicht mehr vernuenftig? Gibt es z viele kaputte Familien? Oder arme? schauen die Kinder zuviel TV? Spielen zu viel Computer? Bewegen sich zu wenig?

Ist es heute schlimmer als frueher oder wird nur mehr verordnet?

Was meint Ihr?

Benedikte

 
8 Antworten:

Re: Ritalin? So viel mehr?

Antwort von loki24 am 01.06.2007, 6:47 Uhr

Finde auch das es eine schreckliche Modeerscheinung ist. Finde auch unerhört wie oft Ärtzte und Psychologen mit dem Wort ADS um sich werfen.

ein Kind darf ja heute in der Schule keinen Blödsinn mehr machen. Früher haben wir uns auch mal verkloppt da gabs ein dudu und dann war gut. Heute mußt das Kind zum Psychologen und eine Lehrerversammlung wird einberufen. Also mein Kind bekommt das nicht.. selbst wenn 10 von den Spinnern meinen er müßte ritalin haben. Jungs sind nun mal etwas quirliger..

LG

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Ist ja chemisch ähnlich wie Kokain....

Antwort von teichlein am 01.06.2007, 6:52 Uhr

Ich habe mal gelesen das Ritalin chemisch eng verwandt ist mit Kokain...das hat mich sehr erschreckt

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Re: Ist ja chemisch ähnlich wie Kokain....

Antwort von doppelmutti1234 am 01.06.2007, 7:52 Uhr

mein bruder und auch das nachbarskind sind hyperaktiv...und ich meine damit nicht deses pseudo sondern richtig auffällig nicht einfach nur lebhaft sondern "krank" der nachbarsjunge braucht medikamente teils brauchte er sehr hohe dosen aber die können jetzt endlilch runter gefahren werden...mein bruder ist ein grenzfall und gott sei dank gibt es auch noch vernünftig denkende ärzte denn er bekommt nix außer jede menge powersport um seine kraft und konzentration irgndwo hinzulenken.....ich denke das medikament wird zu viel gegeben..klar es gibt kinder die sind wirklich darauf angewiesen und sind so arm dran die können in der kindheit nicht ohne aber die meisten ärzte geben doch auch schon wie bei meinem bruder bei "grenzfällen" medikamente obwohl sie mit ner etwas anderen lebensweise auch gut auskommen würden.

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Habt ihr euch eigentlich schonmal über das Thema ADS / ADHS richtig informiert?

Antwort von Ela1073 am 01.06.2007, 9:35 Uhr

Also ich mein, WAS genau im Kopf vorgeht?

Lest euch mal durch dieses Forum, dort sind ganz viele Menschen, vor allem Erwachsene, die ohne das Medikamente wahrscheinlich schon nicht mehr unter uns wären:

http://www.adhs-anderswelt.de/index.php?action=forum


Diese Zahl aus dem Artikel beinhaltet auch die Verschreibungen an Erwachsene!

LG
Ela.

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Dazu muss ich jetzt auch mal was loswerden...

Antwort von prinzesschen am 01.06.2007, 10:40 Uhr

ADHS ist eine "Krankheit", die heute besser erforscht ist als früher. Deswegen "gibt es" das heute auch öfter also früher. Man schätzt dass ca. 7% aller Mensches ADS haben. ADS gibt es mit vollkommen versch. Symptomen und man sieht Menschen mit ADS nicht an der Nasenspitze an, ob sie das haben oder nicht.
Ich habe ADHS und werde seit ca. 1 Jahre mit Methylphenidat behandelt. Dadurch war es mir möglich, jetzt mit 32 mein Fachabitur nachzuholen. Während ich in der Realschule mehrfach versetzungsgefährdet war, bin ich nun Klassenbeste. Weil ich jetzt in der Lage bin, den Stoff aufzunehmen und zu behalten, früher für mich ein Ding der Unmöglichkeit.
Meine Tochter hat Verdacht auf ADS (unabhängig von 3 versch. Ärzten gestellt, außerdem genetische Komponente), da sie aber bis jetzt keine Probleme hat, werde ich sie auch (noch) nicht diagnostizieren/behandeln lassen.
Meine Tochter (7) ist ein süßer Wirbelwind und um einiges aktiver als andere Kinder. Die meisten halten mit ihrer Geschwindigkeit nicht mit. Trotz allem ist sie kein Kind, was extrem auffällig ist. Ihr größeres Problem ist dasselbe, was auch ich habe, extreme Unaufmerksamkeit, die nicht nur zu wahnsinnigmachender Vergesslichkeit (unser halber Tag besteht aus Suchen) und Schusseligkeit führt (mein Mann wird wahnsinnig, wenn er Haaryspray im Kühlschrank entdeckt oder das Telefon in der Spülmaschine, aber wie das da hinkommt, kann ihm keiner von uns sagen), sondern es besteht vor allem eine erhöhte Unfallgefahr. Meine Tochter ist so unkonzentriert, dass sie ständig irgendwo stolpert oder hinterfällt. Sie war schon mehrmals im Krankenhaus, welches Gott sei Dank nur 5 min von hier entfernt ist. Sie schafft es, auf 200 Metern fast von 2 Autos angefahren zu werden, weil sie sich nur kurzzeitig konzentriert im Straßenverkehr und beim Überqueren der nächsten Straße dann doch wieder nur in eine Richtung schaut.
Wie Ihr seht, dass Problem ist vielschichtig. Meine Tochter steht nicht im Unterricht auf und läuft herum, da hat sie Hemmungen, da ich sie darauf getrimmt habe, sitzen zu bleiben im Klassenzimmer. Aber zu Hause beim Essen ist es eine Katastrophe, sie bleibt einfach nicht sitzen und springt aller 3 Minuten auf.
Aber man würde auch Ihr nicht in allen Situationen ansehen, dass sie ein ADS-Kandidat ist.

LG Ivonne

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Re: Ritalin? So viel mehr?

Antwort von polgri am 01.06.2007, 10:55 Uhr

hallo,

habe hier noch nicht mitgeschrieben,konnte aber bei der fragestellung nicht mehr in mich halten...

ein aspekt dieser entwicklung ist unsere moderne gesellschaft.die "verinselung der kindheit" führt zur abnahme sozialräumlich gebundener und alltagsnaher gleichaltriegenbeziehungen, gleichzeitig erfolgt die zunahme organisierter erwachsenenbezüge. die kinder haben immer weniger die möglichkeit sich untereinander auszuprobieren um sozialekompetenzen zu erwerben. immer mehr kontrollieren und reglementieren die erwachsenen kindliches zusammen sein. zb.das spelen draußen, allein auf der "straße", mit mehreren unterschiedlich alten kindern. es werden meist verabredungen getroffen in denen die kinder, meistens zu zweit, unter "aufsicht" der eltern im garten oder in der wohnung spielen.es fehlt der "natürlich kindliche" entwicklungsspielraum.

zum anderem entwickeln wir uns zu einer individualgesellschaft, in der es erwünscht ist "so zu sein wie man ist" oder anders "jedem das seine".paradoxer weise haben wir durch unsere mediatisierung, so viele fragwürdige vorbilder vogesetzt bekommen, dass eine auswahl nicht schwer fallen dürfte (vorsicht ironi). zb. familienserien(eine himmlische famile), topmodel usw... das bedeutet so frei sind wir in unserem "so sein nicht".

hinzu kommt die informationsflut der wir ausgesetzt sind. über alles und jedes kann, muss! man sich sogar informieren. innerhalb kürzester zeit sind informationen und wisenschaftliche erhebungen nicht mehr aktuell. vom säugling bis zum erwachsenen gibt es eine fülle von "richtigen" umgangsweisen,(siehe dieses forum). wer sich nicht informiert ist selber schuld wenn er etwas "falsch" macht. die abkehr von der traditionellen großfamilie bzw. familienverband (oma, opa,tante...) beraubt uns der erfahrung der "alten" und nimmt uns in die pflicht, ohne weitere erfahrungssicherheit, selbst zu entscheiden und somit erstmal zu informieren. man weiß so viel und doch so wenig!

dieses führt zu einer art erziehungsunsicherheit, einerseits soll das kind sich frei entwickel, andererseits sind bestimmte verhaltensweisen unerwünscht und müssen beseitigt werden siehe zappelphillip.für alles gibt es lösungen, so meinen wir das zumindest, in unserer moderne, also auch für unruhige kinder (medikamente,therapien).

die verfügbarket der medien, also fernseher, spielkonsohlen usw. brauche ich sicherlich nicht näher zu erläutern. dessen verfügbarkeit hängt entscheident mit der abnahme von sozialenkompetenzen und körperlicher bewegung zusammen. wozu sich mit anderen beschäftigen und evtl. konflikten aussetzen, wenn ich meinen "stummen freund" immer griffbereit hab.

vielleicht konnte ich hier paar denkanstöße geben und die sache aus der gesamtgesellschaftlichen entwicklung beleuchten.

lg polgri

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Re: Ritalin? So viel mehr?

Antwort von Ela1073 am 01.06.2007, 11:35 Uhr

"die kinder haben immer weniger die möglichkeit sich untereinander auszuprobieren um sozialekompetenzen zu erwerben. immer mehr kontrollieren und reglementieren die erwachsenen kindliches zusammen sein. zb.das spelen draußen, allein auf der "straße", mit mehreren unterschiedlich alten kindern. es werden meist verabredungen getroffen in denen die kinder, meistens zu zweit, unter "aufsicht" der eltern im garten oder in der wohnung spielen.es fehlt der "natürlich kindliche" entwicklungsspielraum."

Trifft bei uns nicht zu. Er (noch 5) spielt jeden Nachmittag mit einer Horde Nachbarkinder draußen auf der Gasse. Er ist der Jüngste, der älteste ist 12.


"die abkehr von der traditionellen großfamilie bzw. familienverband (oma, opa,tante...) beraubt uns der erfahrung der "alten" und nimmt uns in die pflicht, ohne weitere erfahrungssicherheit, selbst zu entscheiden und somit erstmal zu informieren."

Trifft bei uns auch nicht zu, da wir sehr viel Kontakt zu Uroma, Oma, Opa, Tante etc haben und die z.T. in die Erziehung mit eingebaut sind.


"für alles gibt es lösungen, so meinen wir das zumindest, in unserer moderne, also auch für unruhige kinder (medikamente,therapien)."

Trifft bei uns auch nicht zu, da wir ihn so lieben und akzeptieren wie er ist. Wir wollen ihn nicht verbiegen, ihm aber die Möglichkeit geben, sein kluges Köpfchen, dass er absolut hat, auch einsetzten zu können. Und da bei ihm die Botenstoffe in unzureichender Menge ausgeschüttet und / oder zu schnell abgebaut werden, helfen ihm die Medis diese Botenstoffe zu produzieren. Nichts anderes macht Methylphendat (das ist der Wirkstoff der in z.B. Ritalin drin ist). Die Unruhe lässt nach, er kann sich konzentrieren und ich denke nun hat er die besten Aussichten auf einen guten Start in die Schule.

LG
Ela

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Re: Ritalin? So viel mehr?

Antwort von polgri am 01.06.2007, 13:40 Uhr

hallo ela1073,

das ist toll, wenn es bei euch so gut läuft und deine kinder so viele erfahrungsmöglichkeiten haben!

es liegt mir fern hier jemanden persönlich anzugreifen.


ich behaupte auch nicht, dass es keine kinder gibt, bei denen das aufmerksamkeitsdefizitsyndrom von fachlicher seite diagnostiziert worden ist, und medikamentengabe unnötig ist.

mein posting erhebt nicht den anspruch der vollständigkeit und des absoluten. er bezog sich speziell auf die frage: ritalin,so viel mehr als früher? da, denke ich, gehört die gesamtgesellschaftliche entwicklung dazu.

ich wage sogar zu mutmaßen, dass diese kinder früher nicht so in der gesellschaft aufgefallen wären, weil das leben eher extern stattgefunden hat.

also nicht mißverstehen lg polgri

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