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von Leena  am 10.08.2020, 15:44 Uhr

Palliativstation

Meine Mutter kam kurz vor Weihnachten 2018 auf die Palliativstation und ist dort Anfang Januar auch gestorben.

Rein optisch war die Station nicht so sehr anders als andere Stationen dort im Krankenhaus. Okay, es waren alles Einzelzimmer, es gab einen Tisch und ein Brett an der Wand, wo wir ihr dann private Sache, vor allem Fotos, aufgebaut hatten... Farben weiß ich gar nicht mal mehr. Ich würde sagen - Gesamteindruck freundlich, aber neutral.

Was mich aber absolut nachhaltig beeindruckt hat, war der Umgang dort mit den Patienten und den Angehörigen. Die Mitarbeiter hatten die Zeit, auch mal am Bett sitzen zu bleiben und einfach die Hand zu halten und miteinander zu schweigen, man hatte nie das Gefühl von "Abfertigung", sondern wirklich jeder Handgriff war hingewandt und respektvoll, das war einfach nur toll. Und sie haben sich auch für uns als Angehörige Zeit genommen, haben immer mit uns geredet, wenn wir meine Mutter besucht haben, oft über gemeinsame Erlebnisse mit meiner Mutter, über ihre Vorlieben, Eigenheiten, ... es ging wirklich um den Menschen, nicht um Patient XY.

Ich fand es auch toll, wie die Mitarbeiter sich um uns gekümmert haben, auch mit Anregungen kamen, auf die wir in dem Moment einfach nicht von alleine gekommen wären. Sie haben uns ausdrücklich auch noch mal gefragt, ob wir mit den Kindern noch einmal zum Abschiednehmen kommen wollen, Vor- und Nachteile und alles völlig unaufgeregt. Und auch, als meine Mutter gestorben war, haben sie noch mal gefragt, ob wir noch jemandem Bescheid sagen wollen, damit er sich am Sterbebett verabschieden kann... ich war in dem Moment nur auf "Sachen packen, Abtransport, Bestatter kontaktieren" programmiert, so weit hätte ich da von alleine nicht gedacht. Aber so konnte noch die beste Freundin meiner Mutter sich verabschieden und die Pfarrerin kam auch noch mal für ein letztes Gebet, was meiner Mutter wichtig gewesen wäre... Wir hatten ihr extra ihr Gesangbuch mitgebracht und ihre ausgewählten Texte in den letzten Tagen immer wieder vorgelesen, ob sie es noch gehört hat, keine Ahnung. Irgendwie wäre ich mit dem Thema durch gewesen, aber meiner Mutter wäre das bestimmt wichtig gewesen.

Und was ich ganz großartig fand, war auch die ärztliche Begleitung. Als meine Mutter eingeliefert wurde, war sie noch bei "ich will spätestens morgen wieder hier raus und nach Hause, ich will wieder gesund werden!", und in ein paar Tagen war irgendwie dieser Druck weg und sie konnte realisieren, dass es "wieder gesund" nicht geben wird. Sie konnte sich dann entscheiden, keine weitere Behandlung mehr zu wollen, so dass es dann letztlich schnell ging.

Ich bin allen Beschäftigen dieser Station auf jeden Fall unglaublich dankbar.

Die optische Gestaltung der Station (in einem typischen 80er Jahren Krankenhaus) fand ich dabei absolut nebensächlich (es war halt zweckmäßig, praktisch und nicht irgendwie "schäbig"), toll war aber wirklich diese Ruhe und das respektvolle Miteinander dort.

 
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