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Geschrieben von Luni2701 am 06.03.2013, 14:44 Uhr

hat hier jemand Erfahrung mit Demenz?

Hallo,

meinen Opa hab ich vor 4 Jahren an Demenz verloren, bei ihm gings aber ziemlich schnell bergab und er hatte zum Glück nicht die Phasen wo er niemanden mehr erkannt hat, jedenfalls hat er mich immer erkannt.

Meine Oma erkrankte kurz nach seinem Tod auch daran. Leider gehts ihr sehr schlecht, sie ist nun seit 2 WOchen im Heim, die Pflege die der Pflegedienst und mein Onkel bei ihr zu Hause geleistet haben, reicht nicht mehr aus. Immer wieder such sie den Opa, immer wieder haut sie ab, stürzt und mittlerweile erkennt sie wohl immer öfter keinen mehr. Selbst meinen Onkel und meinen Vater (ihre Söhne) erkennt sie immer ötfer nicht mehr. Ich war schon lang nicht mehr bei Ihr, weil ich Angst habe, dass sie mich nicht erkennt, ich keine Ahnung hab wie ich reagieren soll und mir vorstellen kann, dass mir sensibelchen die Tränen in die AUgen schießen wenn ich sie seh und sie einfach nichts versteht. Ich hab aber auch angst einfach nicht hin zufahren, wer weiß wie lang sie noch lebt. :-((

ALles ziemlich blöd, hat jemand einen Rat?

LG

 
9 Antworten:

Re: hat hier jemand Erfahrung mit Demenz?

Antwort von Christine70 am 06.03.2013, 15:17 Uhr

ich selber in der familie nicht, aber meine beste freundin hatte das problem mit ihrer schwiegermutter.
die schwiegermutter wohnte mit im haus in einer eigenen wohnung über meiner freundin. meine freundin hat die pflege übernommen. mit der zeit wurde dann demenz festgestellt und die dame baute sehr schnell ab. man konnte woche für woche zusehen wie es schlechter wurde.
teilweise nannte sie ihre schwiegertochter "meine putzfrau"
Sie rief immer häufiger nach ihrem mann, der schon 20 jahre tot ist. das alles wäre noch kein problem gewesen an sich, aber sie stellte dann dinge an, die man nicht mehr verantworten konnte.
z. b hat sie das bügeleisenkabel durchgeschnitten
sie hat normales spüli in die spülmaschine und die küche war voller schaum
sie hat sich in der toilette die füße gewaschen
usw
auch wurde sie inkontinent und hat dann ihre windeln aus dem fenster geworfen aufs dach. meine freundin mußte jeden tag die leiter holen.
ihr sohn (also der mann meiner freundin) mußte dann sogar den Elektroherd abschließen, weil sie immer öfter die platten angelassen hat und essen verkohlte. das stank bestialisch.
außenstehnde können dürfen lachen, aber ich glaib, wenn man die aufsichtsperson derjenigen ist, vergeht einem das lachen.
sie fing dann auch an, essen zu verstecken. meine freundin kochte für sie mit und sie versteckte das essen, weil sie keinen appetit hatte.
teilweise hat sie das essen vom balkon geworfen, was auch nicht unbedingt ein toller anblick war

irgendwann hat dann meine freundin ihre konsequenzen draus gezogen und ging zum hausarzt. der hat dann veranlasst, daß die alte dame in ein pflegeheim kam. die gefahr, daß irgendwas passiert, war zu groß. irgendwann hätte sie wohl das haus abgefackelt :(

den platz bekamen sie recht schnell und seitdem lebt sie im pflegeheim. jetzt schon 5 jahre und erkennt niemanden mehr. wenn meine freundin sie besucht, heißt es immer: "lassen sie mich in ruhe, ich kenn sie nicht" das ist schon hart

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Re: hat hier jemand Erfahrung mit Demenz? tipp

Antwort von Christine70 am 06.03.2013, 15:27 Uhr

einen richtigen rat hab ich leider auch nicht. im jetztzustand kenn ich die schwiegermutter nicht, nur als sie noch zuhause war. und da hat sie mit immer als "Frau Peetz" angesprochen und daß sie mich von früher kennt.
meine freundin meinte dann zu mir, mit früher meint sie die zeit als sie noch eine junge frau war. und frau peetz war damals in Böhmen eine nachbarin von ihr :( ich hab sie halt reden lassen, was sollte man anderes tun.

einmal ist sie zu mir ins auto eingestiegen, und meinte, ich soll sie nach hause fahren. nach BÖHMEN.. da wußte ich auch nicht was ich tun soll. ihr sohn meinte zu mir, ich soll einfach mal eine runde um den block fahren und dann sagen, wir sind zuhause :( war ein komisches gefühl.

meine freundin sagt immer, am anfang tat es ihr auch weh sie so zu sehen, inzwischen hat sie sich dran gewöhnt, daß sie nicht mehr erkannt wird. aber gar nicht hingehen, da hätte sie ein schlechtes gewissen.

ich rate dir, geh hin, sei dir aber im klaren drüber, daß sie dich nicht erkennt. sollte es dann anders sein, dann ist das gut so. aber geh vom schlechteren aus.

du würdest dir vorwürfe machen, wenn du nicht hingehst, und sie stirbt :(
so schätze ich dich ein. also zähne zusammenbeißen und durch. hinterher fühlst du doch besser.

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Re: hat hier jemand Erfahrung mit Demenz?

Antwort von Luni2701 am 06.03.2013, 15:28 Uhr

ja ungefähr so wars bei meiner Oma auch, mein Onkel und meine Tante haben die Pflege zuerst übernommen (sie wohnen garten an garten und meine Cousine über ihr in der wohnung) aber man konnte sie keine sekunde mehr allein lassen, vor allem hat sie zuletzt auch so richtige aussetzer bekommen, dann ist sie ienfach gefallen und kann sich an nichts mehr erinnern. Haut einfach ab weil sie nach hause will,
zur erklärung: wir wohnen in einem Neubaugebiet, der alte Ort musste für die Rheinbraun (Braunkohle) weichen und dort ist nur Loch, der Ort ist ca. 5 km entfernt gewesen, in 3km ist schon Loch.

Dann stand sie vor dem Loch. Dann rief sie die Polizei an und wollte meinen Opa als vermisst melden weil er vom Feld nicht zurück kam, Sie hatten Landwirtschaft, mal ganz abgesehen davon was sie noch noch zu hause gemacht hat. Das ist wirklich alles andere als lustig und tut echt weh, vor allem weil man so machtlos ist. Meine Kinder hab ich schon seit 1,5 Jahren nicht mehr mit hingenommen, nur den Großen, weil sie nicht mehr wusste wer sie sind, sie wusste nicht mehr, dass ich 3 Kinder hab sondern 1. Dauernd sagte sie, sie wäre den ganzen Tag allein udn niemand kommt sie besuchen, stimmt natürlich nicht, jeden Tag war jemand bei Ihr. Ist echt nicht einfach damit umzugehen.

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Re: hat hier jemand Erfahrung mit Demenz? tipp

Antwort von Luni2701 am 06.03.2013, 15:33 Uhr

ja das stimmt, ich würde mir Vorwürfe machen und ja es kann ganz schnell gehen und sie ist nicht mehr :-(

Bei meinem Opa war ich 2 Tage bevor er gestorben ist, da war er aber schon nicht mehr bei Bewusstsein, ich hätte ihr gern noch einmal wach gesehen, aber ich hatte kein Auto, war schwanger und musste warten bis mein Vater Zeit hatte mit mir hinzufahren, war kein schöner anblick :-(

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Re: hat hier jemand Erfahrung mit Demenz?

Antwort von Christine70 am 06.03.2013, 15:43 Uhr

ohja.. das kenn ich auch. ich war mal bei meiner freundin und da kam die schwiegermutter nach unten in ihre wohnung. sie hat mich gesehen und brüllte mich an: "wieso läßt du dich nicht blicken? du bist doch meine tochter?" sie sprach mich öfter mal mit Madleen an, so heißt ihre tochter, die aber 600 km weit weg wohnt und selten kommt :(

manchmal lacht man drüber, aber hinterher denkt man dann: eigentlich ist sowas traurig.

ganz schlimm für alle war halt, dass sie immer öfter ihren mann suchte. sie verstand nicht, daß er tot ist. sie stellte sich auf den balkon und wartete daß er nach hause kommt und hatte auch für zwei gedeckt :(

aber sie wurde auch aggressiv meiner freundin gegenüber. nix konnte sie ihr recht machen. einmal hat meine freundin ein telefonat mitbekommen, da hatte ihre tochter angerufen und da meinte die schwiegermutter: "Meine putzfrau bräuchte mal eine aufs maul" boah.. das hat gesessen. vor allem kümmert sich die tochter gar nicht um ihre mutter, mußte alles meine freundin machen. ihr mann arbeitete den ganzen tag und woltle abends seine ruhe haben. und dann hört man sowas :(
und die schwägerin ruft dann meine freundin an und macht sie rund, weil sie sich angeblich nicht gut um die mutter kümmert. da gabs böse streits.
sie hat es einfach vergessen, was alles für sie getan wurde.

ihr sohn hat mal einen satz gesagt, wir mußten alle lachen. aber hinterher wurden wir nachdenklich, denn so abwegig ist das gar nicht.

"Ein Demenzkranker ist ein mensch, der jeden tag neue leute kennenlernt"

und ja, hingefallen ist sie am ende auch immer öfter. mal kam meine freundin morgens nach oben und brachte frühstück, da saß die dame auf dem küchenstuhl und blutete aus einer kopfwunde. sie wußte nicht mehr was passiert war. und mit jedem sturz wurde die demenz schlechter. ich denk, das waren vielleicht kleine schlaganfälle :( bin aber kein arzt, wäre aber naheliegend.

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Re: hat hier jemand Erfahrung mit Demenz? tipp

Antwort von Merry am 06.03.2013, 16:26 Uhr

Hallo
es ist nicht einfach, jemanden, den man sehr geliebt hatte als Demenzkranken zu erleben. Ich bin Altenpflegerin habe viel mit Demenzkranken zu tun gehabt, aber die waren ja nicht verwandt mit mir. Ist nochmals ein anderes Thema. Mein Schwieva hat auch Demenz, ich war jetzt nicht mit in den Faschingsferien, aber auch er muss arg abgebaut haben. Bei vielen muss man diese Leute einfach darin bestärken und sagen, ja es ist so. Oder irgendwelche Ausreden finden. Sie damit zu konfrontieren, dass Ihr Partner schon nicht mehr lebt, verstehen sie nicht. Sie leben ja in der Vergangenheit. Was heute ist, nehmen sie gar nicht mehr wahr. Aber ich würde doch hinfahren an Deiner Stelle, wenn es dir wichtig ist. Klar ist es nicht einfach. Mein Mann sagte mir auch, dass es für ihn komisch war, dass sein Vater in der 3. Person über ihn gesprochen hatte. Aber er hatte Dinge erfahren, die er bis dahin nicht gewusst hatte, von daher kann so ein Besuch auch interessant sein.

Ich wünsche Dir die Kraft zu Deiner Oma zu fahren und sie, falls sie es zulässt einfach mal zu drücken. Wie das Gespräch verläuft, das kann man nicht im Voraus sagen.
Alles Gute für Dich.

LG Merry

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Lesetipp...

Antwort von Hase67 am 06.03.2013, 19:39 Uhr

...habe ich zu Weihnachten geschenkt bekommen, weil mein Vater an Demenz erkrankt ist:

"Der alte König in seinem Exil" von Arno Geiger.

Das Buch beschreibt sehr liebe-, aber auch humorvoll, wie der Vater des Autors zunehmend in seiner eigenen Welt verschwindet und wie die Familie damit umgeht. Das eigentlich Tolle an dem Buch ist, dass es nicht nur den Verlust in den Vordergrund stellt, sondern auch die verbleibende gelebte Zeit als wertvoll ansieht. Es ist sehr schwer, mit Demenzkranken umzugehen, weil sie einen phasenweise nicht erkennen, sich ganz anders verhalten, als man es von ihnen gewohnt war und manchmal binnen Minuten die gleichen Fragen 10mal wiederholen. Es braucht Kraft, damit umzugehen, und man muss sich sehr schnell davon verabschieden, was mal gewesen ist - die Person, die man einmal kannte, ist nur noch phasenweise da, und diese Phasen werden kürzer und seltener. Es ist auch okay, da die Fassung zu verlieren und "nah am Wasser gebaut zu haben". Auch den Kranken bringt die Demenz ja an den Rand der Verzweiflung, zumindest anfangs.

Kannst du jemanden mitnehmen, mit dem du dich hinterher über den Besuch unterhalten/austauschen kannst? Vermeiden oder zu lange hinausschieben solltest du den Besuch nicht, das würde dir sicher im Nachhinein wehtun...

LG

Nicole

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Re: hat hier jemand Erfahrung mit Demenz?

Antwort von Winterkind09 am 06.03.2013, 20:10 Uhr

Mein Opa ist leider auch so ein Fall. Er freut sich aber über Besuch und Geschichten, auch wenn er selbst nicht mehr antworten kann und schon lange keine Personen mehr erkennt.
Wenn du es ertragen kannst, dann fahr doch mal hin- ich fand seinen Zustand zwar auch schlimm, aber fieser fand ich den Uringeruch aus den Windeln der alten Leutchen.
Lg Winterkind

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Re: hat hier jemand Erfahrung mit Demenz?

Antwort von Luni2701 am 06.03.2013, 20:31 Uhr

ich danke euch

Ich werd mal schauen, ich werde auf jeden Fall in den nächsten Tagen mal hinfahren, ich glaub die haben dort im Heim verschiedene Zeiten wo sie die Besuche gerne hätten. Leider ist sie nicht hier im Heim, die hatten so schnell keinen Platz für sie frei :-( Ich hoffe das ich es irgendwie hinbekomme, ich neige leider mit leichten Panikattacken auf SItuationen in denen ich mich arg unwohl fühle, aber ich muss hin, auf jeden Fall das steht fest und ich hoffe einfach das beste.

Ja wenns Fremde Leute sind, find ich es einfacher, da kann man vieles mit nem Schmunzeln überstehen, da sind die Emotionen einfach nicht so dabei wie bei Verwanden oder aehr nahestehenden Personen. Mir fällt es einfach super schwer, vor allem auch, weil Sie und auch der Opa immer meine ANsprechpartner waren und mehr Bezugspersonen für mich wie meine Eltern, vor allem während und nach der Scheidung meiner Eltern, hatten sie immer ein offenes Ohr für mich (meine ELtern tragen leider viel auf dem Rücken Ihrer Kinder aus, was sie selbst angeht, auch heute noch :-/) ich konnte mit allem hinkommen und über alles offen sprechen, das kann ich mit meiner Muter heut noch nicht. Ist alles nicht einfach, wobei ich ja froh sein kann das sie noch recht jung waren und ich wirklich viel von Ihnen hatte, aber trotzdem ists nicht so einfach.

Das Buch werd ich mir mal besorgen.

LG

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