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Geschrieben von famisa am 14.03.2006, 0:44 Uhr

@ Milosevic und die ganze Diskussion rundherum

Hi!

Ich schreib ja schon lange nicht mehr hier, aber heute hab ich mir mein Passwort wieder rausgesucht.

Ich verstehe diese ganze Aufregung nicht.

Milosevic ist tot - und außer seiner Familie und Freunden (?) sollten eigentlich keine Leute um ihn trauern.
Dass er von Serben in Schutz genommen wird kann eigentlich nur zwei Gründe haben:
1. Verdrängung
2. Nationalismus

zu 1.
Es ist schwer zuzugeben, dass man Angehöriger eines Volkes ist, das auf der einen Seite eine hochstehende und interessante Kultur hat und auf der anderen Seite einen Völkermord inszeniert hat in Europa, zu einer Zeit, als alle dachten, wir hätten aus der Vergangenheit gelernt.
Für Serben mag diese Aussage präpotent klingen aber ich lass es mal im Raum stehen.
Anmerkung am Rande: Ich hab nichts gegen die Serben, genauso wie ich grundsätzlich nichts gegen Moslems habe oder Amerikaner *lach*.
Ich versuche zu unterscheiden zwischen dem, was ein Einzelner iniziiert hat und dem Volk, dem dieser Einzelne vorstand.
Dieser Einzelne, Milosevic, hat mit vollem Bewusstsein die Idee eines Großserbiens vorangetrieben - ohne Rücksicht auf Verluste. Die Dokumentation des "Untergangs" von Jugoslavien heute ist im Vergleich zur Dokumentation des 2. Weltkrieges 10-15 Jahre später (also in den Jahren 19055 - 1970) nahezu lückenlos.
Umso unverständlicher ist es, dass sich heute jemand hinstellen kann, und Milosevic, den Totengräber eines Staatengefüges, das durchaus überlebensfähig gewesen wäre (in einem wirtschaftlich-demokratischen Gefüge), verteidigt.
Ich habe kein Gefühl der Genugtuung, dass er tot ist, und wünsche auch nicht, dass er in der Hölle schmoren soll.
Denn seine Taten haben mehreren Völkern und Generationen einen blutigen Stempel aufgedrückt, der weder durch seinen Tod oder durch eine gerechte Strafe wieder abgewaschen werden kann. Die Prozesse von Den Haag sollten ähnlich den Nürnberger Prozessen vor allem der Bewusstseinsbildung dienen - dass Menschen anklagen können, was an ihnen verbrochen wurde.
(Ich sage nicht, dass ich dagegen bin, dass Kriegsverbrecher bis ans Ende ihrer Tage hinter Gitter verbringen sollen... aber jede Strafe ist zu klein im Vergleich zu ihren Taten.)

Wenn ich als Serbe (und ich bin keiner) nicht anerkennen kann, dass mein Volk zwar gelitten aber gleichzeitig auch getötet hat, so habe ich das was geschehen ist, nicht verstanden und verdrängt.

2. Nationalismus:
Wenn ich als Serbe noch immer stolz darauf bin, was Milosevic geleistet hat (und in erster Linie hat er mehrere Länder in ein fürchterliches Chaos gestürzt) oder in Schutz nehme, denn er hatte ja angeblich auch sein Gutes, so schüre ich damit die neue Glut, die auch heute noch in Bosnien Moslems, Serben und Kroaten in Feindschaft leben lässt, die es noch immer erfordert, dass die UN Beobachter auf den Balkan entsendet.

Natürlich sind alle persönlichen Schicksale eines Krieges schrecklich, und ich ziehe den Hut vor denen, die im Ausland arbeiten, um die Daheimgebliebenen zu unterstützen. Die wenigsten haben es sich in einem Krieg leicht gemacht. Aber die, die es taten, Milosevic, Karacic und Co. sollten nicht eine Sekunde verteidigt werden. Sie haben es nicht verdient.

LG Famisa

 
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