Mein Mann meint,

Hi Beliro,

ich schreibe hier nur sehr, sehr selten, da ich das Glück hatte, nach der 4. ICSI (und acht Jahren Kinderwunsch mit unterschiedlichen Behandlungen) mit Zwillingen gesegnet zu sein. Dennoch fühle ich noch immer mit und weiß genau, was ihr alle hier duchmacht. Been there, done that.

Ich versuche aber mal vorsichtig meinen Senf dazuzugeben.

Ich glaube bzw. meine persönliche Erfahrung ist, dass es sehr hilfreich ist, offen mit dem Thema Kinderwunschbehandlung umzugehen. Ich war es z. B. total leid, als karrieregeile Emanze verschrien zu sein, weil ich mit 39 noch immer keine Kinder hatte und "ja offensichtlich auch nicht wollte". Irgendwann ist mir zum ersten Mal der Kragen geplatzt und ich habe ziemlich krass gekontert. Und Du glaubst nicht, was passiert ist: die Dame, die mich da sehr unschön angegangen ist, fing an zu weinen und erzählte mir von ihrem unerfüllten Kinderwunsch und erfolglosen Behandlungen. Ab da ist bei mir der Knoten geplatzt und ich habe - natürlich mit "Genehmigung" meines Mannes - offen über das Thema geredet, wenn es Sinn machte und sich ergab. Im Freundeskreis ebenso wie im weiteren Bekanntenkreis.

Weißt Du was passiert ist? Drei befreundete Paare sind mit ihren eigenen Problemen regelrecht rausgeplatzt. Plötzlich war das Thema nicht mehr tabu, sondern man saß im gleichen Boot. Es war erleichternd. Zwei Paare haben dann ebenfalls mit einer Kinderwunschbehandlung begonnen. Einmal mit Erfolg - auch Zwillis.

Als ich mit den Kindern im Krankenhaus war (leider kamen sie zu früh, aber es ist alles gut), war ich ebenfalls offen und habe immer gesagt "unsere Zwillis sind Wunder Gottes - und der medizinischen Technik". Klingt krass, ist aber doch genauso, warum um den heißen Brei reden?! Ergebnis? Eine Ärztin, zwei Schwestern und die Physiotherapeutin haben mich zu meinen Erfahrungen und Erlebnissen befragt (so à la "Darf ich Sie mal was fragen - Sie müssen aber nix dazu sagen!!!!"). Warum? Gleiche Probleme.

Und natürlich kann man mit Frauen besser drüber reden! Gleicher Körper, ähnliche Gefühlslage, ähnliche Art, mit den Dingen umzugehen. Was ich aber interessant fand war, dass mein Mann gesagt hat, ihm hätte es durchaus was gebracht, mit den Männern der befreundeten Paare über das Thema zu reden... Er ist totaler Pragmatiker... Aber trotzdem ist reden manchmal hilfreich. Und natürlich gilt auch hier die Regel: Wer im geleichen Boot sitzt, rudert gemeinsam. Auch Männer untreinander verstehen sich da wahrscheinlich besser und reden dann auf ihrer Ebene darüber.

Was ich mir bei Deinem Mann vorstellen könnte (totaler Schuss ins Blaue - nicht falsch verstehen!!!!): Wenn ich Eure Geschichte richtig verfolgt habe, "liegt es an ihm" (ihr habt Fremdsamen im Einsatz, oder?). Könnte es nicht doch sein, dass er trotz allem vermeintlichen Pragmatismus mehr daran zu knacken hat, dass er nicht "funktioniert", als er zugibt? Und deshalb auch nicht nach außen möchte? Ist banal, aber Männer ticken da ja schon mal etwas anders. Und das Thema dann unter Frauen "breitzutreten", ist für manchen Mann ja dann erst recht ein rotes Tuch.

Redet ihr auch über Eure aktuelle Gefühlslage zum Thema oder ist vorwiegend der Kinderwunsch (Zyklen, der nächste Versuch, Geld etc.) bei euch das Hauptding? Nur als Denkanstoß. Wir haben immer sehr darauf achten müssen, nicht in dem ganzen Behandlungthema zu versumpfen und auch immer wieder den aktuellen Status unserer eigenen Gefühle zum Thema zu machen. Wichtig! So war z.B. auch nach langen Diskussionen schon klar, dass unser (GsD) erfolgreicher Versuch der letzte sein würde. Und wir hatten schon einen groben Plan für die Zeit danach - ohne Kinder.

Vielleicht bin ich voll am Thema vorbei, aber sei Dir sicher: Ich fühle mit Dir.

VG, Nico