wo hört "erziehung" auf und fängt "nicht-erziehung" an? viele fragen.

Es gibt keine Nichterziehung....

Antwort von LeRoHe am 16.09.2008, 10:51 Uhr

denn jedes Kind wird erzogen, egal wie.

Ihr werdet doch wohl alle euren Kindern gezeigt haben, wie sie ordentlich aufs Klo gehen, sich die Zähne putzen, sich waschen, bei Rot nicht über die Ampel zu gehen, Herdplatten nicht anzufassen, um die einfachen Dinge zu nennen.

Und all dies wird unter dem Begriff "Erziehung" geführt.

Und soziales Verhalten hat nichts mit Erziehung zu tun, sondern es wird vorgelebt. Und genau das machen die hier so verachteten Erzieher ebenso wie die hochgelobten "Nicht"-Erzieher.

Achja, Nichterziehung heisst für mich, dass man sein Kind verwahrlosen lässt und sich nicht drum kümmert, deswegen kann ich nciht verstehen, wie sich Frauen damit brüsten können, ihr Kind NICHT zu erziehen!

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Danke, LeRoHe du hast es auf den Punkt gebracht o T

Antwort von Schmusepuu am 16.09.2008, 11:21 Uhr

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womit wir wieder bei der definition von erziehung wären..

Antwort von pittiplatsch80 am 16.09.2008, 11:23 Uhr

denn die nichterzieher verstehen unter erziehung das bewußte formen!! eines menschen. wenn alles,was man jemanden zeigt,hilft oder was auf ihn einwirkt,erziehung ist,dann erziehe ich auch meine oma und meinen arbeitskollegen.... :0))

glg pitti

ps das,was lerohe unte rn ichterziheung versteht,heisst eigentlich laissez-faire,wo man das kind einfach machen läßt!! bei nichterziehung gilt auch immer:; die freiheit des einen endet da,wo die des anderen beginnt.

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Na, dann nennt euch doch gefälligst Former...

Antwort von LeRoHe am 16.09.2008, 11:32 Uhr

und nicht "Nicht"-Erzieher!

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eher "NICHTFORMER",aber das klingt doof :0)

Antwort von pittiplatsch80 am 16.09.2008, 11:33 Uhr

glg pitti

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Re: womit wir wieder bei der definition von erziehung wären..

Antwort von mama.frosch am 16.09.2008, 11:34 Uhr

ich hab den eindruck, dass viele nicht-erzieher hier "erziehung" mit "autoriäterer erziehung" gleichsetzen?

für mich hat erziehung mehr damit zu tun, einen rahmen zu setzen, innerhalb dessen sich ein kind frei entfalten kann. dieser rahmen ist teils natürlich vorgegeben, durch äußere umstände, teils wird er von den eltern vorgegeben.

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das problem, das ich mit dem begriff der NICHT-erziehung habe ist,

Antwort von mama.frosch am 16.09.2008, 11:41 Uhr

was IST sie denn??

die abwesenheit von etwas erklärt noch lange nicht, was etwas ist. ein NICHT-xyz ist nicht greifbar.

beispiel aus anderer ecke:
die hippies hatten ideale. sie waren FÜR etwas; dadurch waren sie angreifbar, letzlich ist der flowerpower den bach runtergegangen (aber nicht, ohne wirkung hinterlassen zu haben)
die punks sind prinzipiell GEGEN etwas (so ziemlich alles).
auch greenpeace hat lange GEGEN alles mögliche gekämpft, aber nicht FÜR etwas. und diese haltung, sich für oder gegen etwas einzusetzen beeinflusst das ergebnis enorm.

ich will damit nicht unterstellen, dass nichterzieher gegen alles sind, aber WOFÜR sind sie denn, und wie setzen sie es um?
und ist das dann nicht-erziehen oder einfach eine ANDERE art der erziehung, die auch ihre ziele hat?

denn ich denke, individualität, gemeinschaftssinn und ich-stärke sind allen eltern hier wichtig, bloß scheinen sich die wege zu unterscheiden auf denen das erreicht werden soll, und selten ist eine sache nur gut und eine andere nur schlecht.

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gute Fragen

Antwort von murmeldrach2 am 16.09.2008, 11:45 Uhr

Hallo mama.frosch,

das scheinen mir sehr wichtige Fragen zu sein, denn wenn ich die Diskussionen unten lese, habe ich oft den Eindruck, dass sich die Kontrahenten in ihren Einstellungen und Verhaltensweisen gar nicht so stark unterscheiden, sondern eher Worte wie "Regeln" und "Grenzen" unterschiedlich verstehen.

Ich selber bin Juul-Anhängerin, würde mich aber nicht als "Nicht-Erzieherin" bezeichnen, denn für mich ist Vorbild sein auch Erziehung. Und insofern erziehe ich auch nicht nur meine Kinder, sondern auch das Team, dass ich beruflich "führe" (auch wieder ein blödes Wort), in gewissem Sinne meinen Mann und sogar meine Eltern. Indem ich mich anderen gegenüber so verhalte, wie ich auch behandelt werden möchte. Und wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

Meine Kinder sagen Danke und Bitte, weil ich mich auch bei ihnen bedanke. Wenn ich z.B. was gekocht habe, sagen sie "Danke für das leckre Essen", weil ich das auch zu meinem Mann sage, wenn er für mich kocht. Von außen bekomme ich oft das Feedback, sie seien sehr artig. Obwohl sie im Bus wahrscheinlich nicht für Omas aufstehen würden, denn mit ihren 4 bzw. 2 Jahren fehlt da noch die Einsicht, dass das nötig ist.

Bei uns gibt es ein "Du musst" eigentlich nur aus Versehen, wenn wir in die Sprache zurückrutschen, mit der wir selber erzogen wurden. Es heißt "Bitte mach" mit einer Begründung. Statt "Du darfst nicht" heißt es "Ich möchte nicht, weil". Die beiden halten sich an das, was man im Kindergarten als "Regeln" bezeichnet. Bei uns gibt es da keinen wirklichen Namen für. Wir machen das halt so, und die Kinder machen mit, weil sie sehen, dass es gut funktioniert.

Die Art Erziehung, die ich leben möchte, besteht darin, eine Orientierungshilfe für meine Kinder zu sein. Ich lebe vor, was ich für richtig halte, und ich erkläre ihnen, was ich warum für richtig halte. Wenn sie sich nicht daran halten wollen, zwinge ich sie nicht, aber deswegen lasse ich längst nicht alles über mich ergehen. Wenn sie mit ihrem Verhalten meine Grenzen überschreiten, sage ich ihnen, dass sie mich verärgern/verletzen/traurig machen und ziehe mich dann aus der Situation zurück.

Das sieht dann so aus, dass ich ihnen sage, sie sind mir zu laut, und ich gehe wo hin, wo es ruhiger ist. Oder ich sage ihnen, dass ich keine Lust mehr habe, ihnen hinterherzurennen, um sie anzuziehen. Sie sollen entweder kommen, damit ich sie anziehen kann, oder es selber machen. Und das tun sie dann auch.

Insofern behandle ich sie eher so, wie ich Freunde behandeln würde. Nicht mit "Du Schwein, wie isst Du denn?", sondern mit "Oh, du hast gekleckert. Soll ich Dir ein Tuch zum Wegwischen geben?"

Bei uns funktioniert das super. Ich will aber nicht behaupten, dass das bei allen Kindern funktionieren würde oder dass das die einzige Methode ist, die fuktionieren kann. Sie entspricht eben meinen Werten und zielt darauf ab, dass die Kinder lernen, die Empfindungen anderer wahrzunehmen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten darauf Rücksicht zu nehmen. Ich bin aber völlig überzeugt, dass auch eher autoritäre Erzieher diese Ziele verfolgen. Nur ist es für mich einfach logischer, dass Kinder (aber auch meine Mann und mein Team und eigentlich alle Menschen) lernen, freiwillig das richtige zu tun, wenn meine Anleitung darin besteht, ihnen meine Wünsche mit Begründung zu kommunizieren, aber sie eben nicht dazu zu zwingen, sich auch danach zu richten. Sondern darauf zu vertrauen, dass sie es aus Einsicht, zum Teil aber auch mier zu liebe, tun werden.

Insofern hat BiggiMael Recht. Ich bin "cooler" und traue meinen Kindern mehr zu.

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wofür?

Antwort von pittiplatsch80 am 16.09.2008, 11:52 Uhr

keine ahnung,wofür andere sind,ich bin für den respektvollen,gleichWÜRDIGEN umgang mit kindern.

das wort erziehen beinhaltet auch ziehen,an jemandem herumnziehen,in eine bestimmte richtung ziehen,das will ich persönlich vermeiden,aber die umsetzung ist oft schwer....


glg pitti

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@pitti

Antwort von Mama Heike am 16.09.2008, 12:03 Uhr

***das wort erziehen beinhaltet auch ziehen,an jemandem herumnziehen,in eine bestimmte richtung ziehen,das will ich persönlich vermeiden,aber die umsetzung ist oft schwer.... ***

Zug entsteht ja nur, wenn an der anderen Seite einer dranhängt und der andere festhält. Kinder sind nun mal zappelig. :-)

Wenn du das Seil loslässt, würdest du erfahren, was wirklich passiert. Wir denken ja nur, dass dann das Chaos losbricht, aber wir wissen es gar nicht genau. Also halten wir sicherheitshalber die Seile fest in der Hand. Ich kann das keinem verdenken. Es braucht viel mehr als Überzeugungskraft, die Seile Stück für Stück fallenlassen zu können und nicht darauf zu warten, dass das Kind sich eines Tages selber losreißt, was mit viel Leid auf beiden Seiten verbunden ist.

Liebe Grüße
Heike

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das ist auch mein Problem mit dem Wort

Antwort von murmeldrach2 am 16.09.2008, 12:54 Uhr

...und es klingt so, als seien Nicht-Erzieher nicht nur gegen Erziehung, sondern auch gegen Erzieher. Und das führt natürlich dazu, dass Erzieher sich angegriffen fühlen.

Die positive Formulierung für mich wäre "Erziehung durch Vorbild" oder "Einsichtvermittler". Aber auch das ist schwierig, denn das ist auch ein Teil der "traditionellen" Erziehung, und soll nicht so verstanden werden, als würde ich das den traditionellen Erziehern absprechen.

Ich glaube aber, dass gerade Dein Vergleich mit den Hippies in Wahrheit ganz gut passt. Nicht-Erzieher sind für "leben und leben lassen". Für "ich bin okay, du bist okay", auch wenn du ein Kind bist oder andere Ziele hast als ich.

Umso erstaunlicher finde ich es, wenn hier Nicht-Erzieher auf Erzieher losgehen, weil die eben nicht einsichtig sind. Da werden die Prinzipien zwar auf die eigenen Kinder angewandt, aber nicht auf die Forumsfragerinnen.

Für mich ist es immer noch die beste Erklärung, diese Form der Erziehung mit dem Verhalten Freunden gegenüber zu beschreiben. Der Eltern-Freund hat eben auf einem bestimmten Gebiet mehr Erfahrung, und weil ihm am Wohlergehen des Kind-Freundes liegt, vermittelt er sein Wissen. Da er aber den Kind-Freund um seiner selbst willen schätzt, ist er nicht beleidigt und setzt auch keine Strafen ein, wenn dieser den Rat nicht annimmt. Sondern er hilft ihm, die eigene Entscheidung zu reflektieren und trotz einiger aus Elternsicht falschen Entscheidungen glücklich zu werden. Und wie in einer reifen Erwachsenenfreundschaft verlässt sich der Eltern-Freund darauf, dass der Kind-Freund eben freundlich ist, weil er sich gut behandelt fühlt.

Im Umkreis der Juul-Anhänger heißt das "Eltern wie Leuchttürme". Und auch ein Leuchtturm beherrscht ja nicht das Verhalten des Schiffes, sondern er gibt ihm Orientierung. (Wobei natürlich abweichend vom Leuchtturm das sofortige Eingreifen der Eltern auch bei Juulanhängern selbstverständlich ist, wenn sich das Kind in unmittelbare Gefahr begibt, also z.B. auf die Straße läuft.)

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Re: wo hört "erziehung" auf und fängt "nicht-erziehung" an? viele fragen.

Antwort von Musica am 16.09.2008, 14:19 Uhr

Ich finde den Begriff Nicht-Erziehung sehr unglücklich gewählt, denn was wir wöchentlich bei der Super-Nanny sehen oder das Geschehen an der Rütli-Schule, jugendliche Amokläufer, Jugendliche, die einen Rentner in der U-Bahn halbtot schlagen ... das sind für mich alles Folgen von schlechter Erziehung, Vernachlässigung oder eben Nicht-Erziehung.

Für mich ist das, was die Verfechterinnen der sogenannten "Nicht-Erziehung" verfolgen, vielleicht eher mit Montessoripädagogik zu benennen.

Nennt Euch doch "freie Erzieher" oder "Gestalter", "Ausbilder" oder was auch immer.

LG
Musica

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@murmeldrach2

Antwort von Potter am 16.09.2008, 18:57 Uhr

Danke für diesen wundervollen Beitrag!
Das sagt so ziemlich alles, was ich auch gesagt hätte.
Danke, danke, danke! Sehr schön geschrieben! Ganz deiner Meinung!

LG,
Potter

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wie wärs mit "RE-Former" ? :-) o.T.

Antwort von wassermann63 am 18.09.2008, 16:54 Uhr

LG
JAcky

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