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Geschrieben von Rucolaendivie am 22.06.2016, 11:53 Uhr

dem Tim sein Geburtstag

Das sind verschiedene Ebenen:

1.) Hochdeutsch: FALSCH! Dort gibt es diese Formulierung nicht. Ein Aushang sollte auf Hoch- bzw. Schriftdeutsch verfasst sein, also "... wir feiern Tims Geburtstag". Punkt.

2.) die vielfältige Welt der deutschen Dialekte. In diesen gibt es diverse andere Möglichkeiten. Einige Beispiele:

- brauchen ohne "zu" (schwäbisch), vor allem im verneinten Satz: "Du brauchsch koin Schirm mitnemme"

- Alternativen zum Genitiv: "dem Tim sein Geburtstag" (schwäbisch, bayrisch u.a., wie in der Diskussion erwähnt) oder auch "meim Vadder sein Garde" - dafür gibt es noch DREI andere Formulierungen: "der Garten von meinem Vater" (auch nicht hochdeutsch korrekt), "der Garten meines Vaters", "meines Vaters Garten" (sehr gepflegt)

- Abtrennung der Vorsilbe vom Verb (westfälisch?): "jetzt wollen wir mal an zu singen fangen" (Originalzitat meiner Chorleiterin aus NRW)

- Abtrennung der Vorsilbe von anderen Wörtern (norddeutsch?): "Da nich für" als Antwort auf ein "danke" (im Sinne von "gern geschehen, nicht nötig, aber nicht doch") - das habe ich so in Hamburg gehört.

- Dativ des Besitzes wie im Lateinischen (hessisch?): "Die rote Jacke ist mir" statt "Die rote Jacke ist meine" oder "Die rote Jacke gehört mir", wie es auf Hochdeutsch korrekt wäre.

- Verwendung des Perfekts statt des Präteritums (bayrisch, schwäbisch...): "Letztes Jahr bin ich im Urlaub auf Sylt gewesen"

- doppeltes Perfekt (aus Perfekt + Perfekt) statt Plusquamperfekt (Präteritum + Perfekt): "Davor habe ich 5 Jahre gar keinen Urlaub gemacht gehabt" statt "Letztes Jahr war ich im Urlaub auf Sylt. Davor hatte ich 5 Jahre gar keinen Urlaub gemacht.".

- doppeltes Plusquamperfekt (auch im Rheinland/Ruhrpott?): "Als Kind hatte ich jeden Tag meine Oma besucht gehabt, später hatte ich sie nur noch selten gesehen."

Ich bin bekennende Dialektsprecherin und liebe die Vielfältigkeit der deutschen Dialekte. Im Idealfall ist das aber eine "kleine Zweisprachigkeit", d.h. man sollte genau wissen, wann der Dialekt angebracht ist (mündlich, eher informell, schriftlich dagegen nur, wenn er ausdrücklich gewollt und erwünscht ist, z.B. in privaten Nachrichten, Mundartstücken etc.) und wann das Hochdeutsche (bei allen offiziellen Anlässen, auch einem Aushang im Kindergarten, im Austausch mit Nicht-Dialekt-Sprechern u.a.).

Aber: nicht nur Hochdeutsch ist "korrektes Deutsch", es gibt noch viel mehr Möglichkeiten - nur passen nicht alle zu jeder Sprachebene.

Nichts für Ungut. Noch schlimmer finde ich die fehlerhaften Übersetzungen aus dem Englischen: "text book" heißt Lehrbuch, nicht Textbuch. "That makes sense" übersetzt man mit "Das hat Sinn, das ergibt Sinn", aber NICHT mit "das macht Sinn".

 
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