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Geschrieben von fiammetta am 10.04.2014, 15:17 Uhr

Wie sollen die Kinder noch gutes Deutsch lernen?

Liebe Ursel,

DU musst MIR nicht erklären, wie Spracherwerb läuft. Im Gegensatz zu Dir bin ich immer noch studierte Romanistin, studierte Übersetzerin und studierte Pädagogin.

Damit wäre auch das geklärt.

Kinder sind durchaus dazu in der Lage, zwischen Sprachformen zu unterscheiden, d.h. Dialekt von Hochsprache z.B. Ob sie das auch umsetzen können, ist dann die andere Frage, zumal sie ja imitieren, was ihr Umfeld darbietet. Das Problem ist nicht wirklich der Dialekt oder der übersichtliche Wortschatz der Erzieherin. Das Problem ist, womit die Kinder den ganzen Tag über (!) konfrontiert werden. Sprechen auch die Eltern ohne die Zähne auseinander zu bekommen, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch die Kinder das übernehmen werden. Ich halte den Einfluss der paar Stunden Kindergärtnerin für vergleichsweise übersichtlich. Bedeutender ist es, ob man sich grundsätzlich mit dem Kind befasst und mit ihm kommuniziert, ob man ihm vorliest etc.

Kinder, die Deutsch hier als Zweitsprache erlernen, erreichen sehr oft einen wesentlich höheres Sprachlevel im Deutschen als in ihrer eigentlichen Muttersprache. Ich war selbst sehr verblüfft darüber, wie groß der Unterschied tatsächlich sein kann. Ob das Kind nun von einer eventl. nuschelnden oder Dialekt sprechenden Erzieherin betreut wird, hat weniger Einfluss auf dessen Sprachentwicklung im Deutschen als auch hier der Einfluss der Eltern. Erkennen diese, dass Deutsch ein wichtiger Teil der Integration ist und fördern dies selbst wenn sie der Sprache nicht extrem gut mächtig sind, dann wird diese Zweisprachigkeit sehr wohl eintreten und zwar so, dass ein großer und differenzierter Wortschatz mit einer elaborierten Grammatik einhergehen, die oft das übersteigen, was der Muttersprachler anbietet. Das Bildungsniveau bzw. der Bildungswille der Eltern spielt also eine wesentlich wichtigere Rolle.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Einfluss der Kinder, mit dem das eigene Kind spielt. Sprache wird durch eine Reihe von Faktoren und Einflüsse aufgenommen. Das ist nicht nur die Erzieherin.

Was ich nur immer wieder beobachte und keinesfalls gutheiße, ist, dass gerade GS-Lehrerinnen offenbar nicht immer in der Lage sind einzuordnen, dass der Erwerb einer sog. Zweitsprache im Kindesalter oftmals mit einer zeitweiligen Scheu einhergeht, sich in der neuen Sprache auch zu äußern. Menschen sind verschieden. Das gilt auch für kleine Menschen. Der eine textet unentwegt und ohne Gnade, der andere erst dann, wenn er ein gewisses Maß an Sicherheit erlangt hat.
Das Kind versteht weitgehend bzw. alles, schreibt sehr gut, spricht aber wenig. Statt dies aber mit der Umstellungssituation in Verbindung zu bringen, wird das Kind lieber als weniger intelligent eingestuft. Das ist einfacher. Das Kind erbringt aber eine Leistung, zu der die Lehrerin selbst nicht fähig ist. Leider bleibt der Stempel dem Kind aber hängen und genau das ärgert mich.

LG

Fiammetta

 
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