IKEA Werbefilm Ghosts

"gleichzeitig zu wissen, dass ein guter Teil des eigenen Umsatzes ja von gewalttätigen Leuten kommt."

Natürlich ist das so. Das gilt doch für jeden Laden, sogar für Babyfachmärkte. Gerade narzisstisch-psychopathisch gestörte Ehemänner oder Partner leben oft Zuckerbrot-/Peitsche-Beziehungen in ihren Familien. Also einerseits überschütten mit (materieller) Zuwendung und andererseits völlig unberechenbare cholerische und gewalttätige Ausbrüche. Das ist also kein Argument, das gegen IKEA speziell sprechen würde und kein Grund, den Spot nur deshalb unglaubwürdig zu finden. Dagegen hat IKEA ja keine Handhabe.

Ich finde, man muss unterscheiden zwischen der eigenen, teilweise schon fragwürdigen Firmenethik von IKEA (aufgrund der Billigpreise, der massenhaften Nutzung von osteuropäischem Holz und der generellen "Wegwerfmentalität", die diese Möbel erzeugen) und dem gesellschaftlichen Engagement, mit dem so ein Unternehmen ein Zeichen setzen und etwas an die Gesellschaft zurückgeben kann, weil es a) die Kosten für die Produktion von so einem Werbespot und dessen Ausstrahlung problemlos finanzieren kann und b) einfach die Reichweite hat, dass viele diesen Spot sehen und außerdem die finanziellen Möglichkeiten, konkrete Hilfe zu leisten.

Ich finde den Spot beklemmend gut gemacht. Gerade dadurch, dass man am Anfang niemanden sieht, der diese Vorfälle verursacht, kann man nachfühlen, wie allein betroffene Frauen mit ihrer Notlage sind, wie unberechenbar diese Situationen erlebt werden und was für ein schreckliches Gefühl von permanenter Angst und Bedrohung dadurch entsteht. Mir ist nicht aufgefallen, dass da "IKEA-Möbel" im Vordergrund stehen würden.

Man kann den Spot natürlich auch als "werbeträchtiges Storytelling" abtun, weil man IKEA generell sch***e findet, aber das wird speziell diesem Spot nicht gerecht, finde ich.