1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von krummenau am 13.11.2014, 17:42 Uhr

Lehrern in den Rücken fallen?

"Was man nie, nie, nie tun sollte: der Lehrerin in den Rücken fallen, mit rollenden Augen dem Kind erklären, dass die Lehrerin einen Vollschatten hat und dass, wenn überhaupt Hausaufgaben UND Strafarbeit nach 30 Minuten selbstverständlich abgebrochen werden und Kollektivstrafarbeiten ohnehin verboten sind und die Lehrerin sich strafbar gemacht hat und nun ins Gefängnis muss."

Es ist mir schon klar, daß Du das sehr überspitzt formuliert hast, von wegen Gefängnis und strafbar gemacht, trotzdem ein paar Anmerkungen dazu, da Du den Kern ernst zu meinen scheinst.

Aus meiner Sicht sind Lehrer nur Menschen, Kinder und Eltern auch. Jeder macht mal Fehler. Über viele Dinge kann man auch einfach hinwegsehen, von Lehrerseite wie von Eltern- und Kinderseite. Ob 80 Aufgaben Kollektiv-Strafarbeit dazugehören, wage ich zu bezweifeln.

Unabhängig davon, ob Kollektivstrafen nun rein rechtlich verboten sind oder nicht (ist vielleicht auch bundeslandabhängig? bin da gerade nicht informiert), würde ich eine solche Kollektivstrafe zum Anlaß nehmen, um mit meinem Kind über Sinn und Unsinn von Kollektivstrafen ganz allgemein zu sprechen. Selbst wenn sie nicht verboten sind, verbieten sie sich meiner Meinung nach von selbst.

Interessanterweise gibt es eine Menge Lehrer, die ohne selbige auskommen und ihre Klasse voll im Griff haben und andere, die recht häufig auf Kollektivstrafeb zurückgreifen, um sich irgendwie zu behaupten. Wenn es die einen ohne schaffen, warum die anderen nicht? Wohlgemerkt bezogen auf dieselbe Klassenzusammensetzung.

Aus meiner Sicht müßten manche Lehrer (z.B. die mit den Kollektivstrafen) mal bei ihren Kollegen (nämlich denen ohne) in die Schule gehen und lernen, wie das geht.

Ich habe selber eine Menge eigener Schulerfahrungen und meine Jungs sind nun 6. und 7. Klasse, auch da haben wir also wieder eine Menge neuer Lehrer kennengelernt. Viele wirklich gute Pädagogen waren / sind darunter, denen ich ausgesprochen dankbar bin, daß sie ihre Arbeit so toll machen. Sie strahlen auch aus, daß sie gerne Lehrer sind und gerne mit Kindern arbeiten. Man sollte meinen, das sei unabdingbare Voraussetzung für den Job.

Ich habe wirklich nichts gegen Lehrer generell. Es gibt aber (zum Glück eher vereinzelte) Exemplare, die, um Deine Worte zu wählen, wirklich einen Vollschatten haben. Die hatte ich selber als Schulkind und sie nicht einfach so hingenommen, sondern durchaus Kritik geübt.

Ich sehe keinen Grund, dieser Sorte Lehrer nun in meiner Funktion als Mutter noch den Rücken zu stärken, wenn meine Jungs ein solches Exemplar abbekommen und unter deren Eskapaden zu leiden haben. Ich erzähle ihnen, wie ich mit meinen damaligen Lehrern, die sich ähnlich fraglich verhalten haben, umgegangen bin und versuche sie darin zu stärken, daß man sich auch als Schüler nicht alles gefallen lassen muß.

Dabei ist es ganz wichtig, nie emotional zu werden, sondern auf einer Sachebene zu bleiben. Bei einer Kollektivstrafe also darauf zu verweisen, daß die anderen Lehrer (derselben Klasse) die Probleme in den Griff bekommen, ohne die mit zu schädigen, die keine Verursacher sind. Oder zu fragen, wie der Lehrer es fände, wenn ein paar seiner Kollegen was ausgefressen haben und der Direktor beantwortet das zum Beispiel mit einer Gehaltskürzung für das gesamte Kollegium. Und wenn in dem jeweiligen Kontext Kollektivstrafen auch rechtlich verboten sind, darf man auch darauf gerne hinweisen - ohne mit rechtlichen Schritten zu drohen, das wäre in einem solchen Fall sicher überzogen. Manche Strafarbeiten (Deutsch Aufsatz) kann man auch sehr gut nutzen, um die Mißstände anzuprangern, das geht bei Matheaufgaben ja leider nicht. Da muß man mal ein bißchen kreativ sein.

"Lehrer mit Vollschatten" bieten eine genauso gute Diskussionsgrundlage wie Kollektivstrafen, und wenn sie nur die zweifelhafte Funktion erfüllen, die Kinder auf das "echte" spätere Leben außerhalb der Schule vorzubereiten. Da begegnet man ihnen dann in Form von Vorgesetzten, wenn man Pech hat.

Als "dem Lehrer in den Rücken fallen" interpretiere ich das nicht. Als mein Sohn seit Anfang der 5. über seinen Klassenlehrer stöhnte (und nur über den, er hatte gerade 9 neue Lehrer bekommen), habe ich den KL eine ganze zeitlang immer wieder verteidigt, da er auf dem ersten Elternabend nicht unsympathisch wirkte.

Das, was ich dann an Aufgaben sah, die er aufgibt und im Unterricht machen läßt, ließ mich allerdings schon sehr bald an seiner Didaktik zweifeln (er unterrichtet das Fach, das ich selber studiert habe, darin kenne ich mich also aus). Dann kamen so Sachen, daß er schlecht ausgefallene Tests mit den Worten "Schäm Dich" austeilt (vor versammelter Klasse).

Inzwischen kenne ich ihn nicht nur indirekt durch das Heft und die Erzählungen meines Sohnes, sondern hatte ich auch mehrfach persönliche Gespräche mit ihm und kann ihn nun beim besten Willen nicht mehr verteidigen. Wie gesagt, das ist eine unrühmliche Ausnahme. Aber nur, weil jemand ein Lehrer ist, muß ich als Mutter nicht per Definition zu ihm halten, nur weil wir beide auf der Erwachsenenebene agieren und Erwachsene gegenüber Kindern per Definition immer Recht haben. Da muß man schon differenzieren.

LG von Silke

 
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