Rund um die Erziehung

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Geschrieben von cube am 21.01.2019, 10:08 Uhr

Gerade immer wieder Thema: Ich-Botschaften

Das Grundprinzip der Ich-Botschaften geht auf Thomas Gordon zurück.
Sinn der Ich-Botschaft ist eine wertungsfreie Darlegung meiner Gefühle zu einer bestimmten Situation/Verhalten und die daraus resultierenden Folgen.

Es ist eines wichtigsten Kommunikations-Modelle, wird aber immer wieder häufig vergessen und statt dessen werden die eher schuldzuweisenden Du-Botschaften verwendet (Du trödelst wieder ein mal. Jetzt komme ich zu spät und die Studenten müssen warten (= du als Person bist Schuld daran - wobei es eben eigentlich die Aktion des Trödels ist und nicht die Person in ihrer Gesamtheit, die durch das Trödeln eine Verzögerung hervorruft).

Eine Ich-Botschaft besteht aus 3 Elementen:

1. Verhalten
2. Gefühle
3. Wirkung
Dabei ist die Reihenfolge nicht zwingend einzuhalten.

Bspl.: Kind trödelt, Mama kommt zu spät zur Arbeit (Studenten müssen warten/lernen nichts)
Richtige Anwendungen der Ich-Botschaft:
Wenn du so trödelst, komme ich zu spät zur Arbeit. Das ärgert mich.
oder
Ich ärgere mich, wenn du so trödelst, weil ich dann zu spät zur Arbeit komme. (Die Studenten müssen dann auf mich warten/können in der Zeit nichts lernen.)

Man kann darüber streiten, ob man die weiterführende Folge des Verhaltens - nämlich das die Studenten nichts lernen - zusätzlich erwähnt oder es bei dem eigentlichen Punkt "ICH ärgere mich darüber, weil ICH dann zu spät komme" belässt.
Das hängt sicher auch von der Wichtigkeit dieser Folge ab oder auch vom Alter des Empfängers.
Einem KiGa-Kind ist eher egal, was die Studenten müssen bzw. man sollte sich fragen, worum es mir geht: das Kind Verständnis für den Ärger der Mutter aufbringt - oder auch schon die Verantwortung für weiter Folgen dargelegt bekommen soll und dann auch zwangsläufig Verantwortung dafür übertragen bekommt.

Die Ich-Botschaft enthält aber auf jeden Fall das Gefühl, das durch einbestimmtes Verhalten ausgelöst wird.
Ansonsten ist es keine Ich-Botschaft, sondern lediglich eine Aufzählung des Senders, was der Empfänger mit seinem Verhalten gerade alles verursacht = Schuld ist.

Jede Kommunikation - auch die Ich-Botschaft - ist Teil des/eines Sender-Empfänger-Modells.

Warum ich das schreibe (außer, um zu klugscheißen ;-):
es wurde hier jetzt häufiger über die Ich-Botschaften gesprochen bzw. geschrieben. Dabei wurden teilweise komplett falsche Beispiele für eine Ich-Botschaft genannt oder Beispiele genannt, die eben doch nicht eine Ich-Botschaft darstellen, weil eines der Elemente fehlt.
Wenn man solche Modelle erwähnt oder anderen vermitteln will, sollten sie auch wirklich korrekt verstanden bzw. erklärt werden.

 
12 Antworten:

Re: Du- und "man"-Botschaften

Antwort von cube am 21.01.2019, 10:26 Uhr

Das "Du"-Botschaften eher Schuldzuweisungen darstellen ist wohl bekannt. Sie drängen den Empfänger in die Defensive und bewirken eher eine spontane Verteidigungshaltung des Empfängers. Eine echte Kommunikation, in der Probleme gelöst werden können, entsteht so eher sollten.

Das gerne unbedacht verwendete "man (macht das nicht)" hingegen schließt den Empfänger sogar aus. Der Empfänger ist in dem Moment jemand, der nicht zur Gruppe gehört ("man" oder "wir" machen das nicht/anders etc).
Dieses verbale Ausschließen aus der Gruppe ist also das Gegenteil dessen, was Kommunikation eigentlich erreichen will - ein Miteinander herstellen.

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Bei uns sind die schon wieder out.

Antwort von emilie.d. am 21.01.2019, 16:30 Uhr

Es werden ja alle in Kommunikation geschult und es wirkt einfach unnatürlich und lächerlich, wenn man so in einem Meeting redet.

'Die Performance ist unterirdisch, wie lösen wir das.' ist einfach natürlicher als 'Wenn die Performance so bleibt, kann ich nicht meine Arbeit vernünftig erledigen. Das frustriert mich.'

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Re: Bei uns sind die schon wieder out.

Antwort von cube am 21.01.2019, 17:16 Uhr

Mir ging es auch mehr darum, dass hier gerade gerne von Ich-Botschaften (und Gordon) im Zusammenhang mit Kommunikation mit den lieben Sprößlingen gesprochen wird - dann aber falsche Beispiele dazu gebracht werden, nicht richtig erklärt oder mit irgendetwas vermischt, was nicht dazu gehört.

Ob man diese anwendet, wann sie sinnvoll sind und wann nicht, mag ein jeder für sich selbst entscheiden :-) Ich selbst rede garantiert auch nicht ständig Kommunikations-Theorie-konform - wäre irgendwie albern und sicher auch nicht wirklich authentisch.

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Re: Bei uns sind die schon wieder out.

Antwort von Johanna3 am 21.01.2019, 20:21 Uhr

Volle Zustimmung! Lustig ist es auch immer wieder, wenn Kinder die neue Praktikantin fragen, warum sie so komisch spreche. Dabei hat sie doch nur Ich-Botschaften gesendet und aktiv zugehört....

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Re: Schöne Theorie, bei Trödel-Kids aber wenig wirkungsvoll...

Antwort von Bela66 am 22.01.2019, 10:20 Uhr

Hallo,

ich glaube, wir wissen alle, was Ich-Botschaften sind. Aber das Beispiel mit dem trödelnden Kind funktioniert leider kaum. Denn kleine Kinder haben so gut wie kein Zeitgefühl. Und schon gar nicht verstehen sie die unglaubliche Wichtigkeit, die wir sogar einzelnen Minuten zuweisen. Pünktlichkeit, Eile, schnell machen, nicht trödeln - all diese Dinge kommen im genetischen Verstehens-Repertoire eines kleinen Kindes nicht vor. Denn wir Menschen haben diese Wörter hunderttausende von Jahren weder gekannt noch gebraucht. Dass jeder Mensch eine Uhr besitzt, ist ein Phänomen, das nicht einmal 100 Jahre alt ist. Im Vergleich zu den Äonen der Evolution ist das nichts.

Man kann einem kleinen Kind daher die wundervollste Vorlesung - bestehend aus lauter Ich-Botschaften - dazu halten, wie un-wahr-schein-lich wichtig Beeilung und minutengenaue Pünktlichkeit ist. Oder gar hoffen, dass es auch noch erkennt, wie arm der Chef oder die Studenten dran sind, wenn Mama zu spät kommt (lustige Vorstellung, dass dies ein Kind interessieren könnte). Es wird weiterhin nur glasig gucken, wegschauen und innerlich ratlos sein. Und es wird sogar zusätzlich Sand ins Getriebe streuen, weil ihm Mamas Hektik nämlich auf den Senkel geht.

Bei meinen Kindern funktionierte eigentlich nur Eines: früher aufstehen. Wenn der Morgen zu sehr durchgetaktet ist, geht's schief, weil Kinder das hassen. Wenn man aber etwas Luft hat, dann kann das Kind erstmal im Tag ankommen. Eins nach dem anderen kann dann einigermaßen in Ruhe erledigt werden. Auch als Eltern ist man dann weniger gestresst, weil es nicht auf Minuten ankommt.

LG

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Re: Gerade immer wieder Thema: Ich-Botschaften

Antwort von Sille74 am 22.01.2019, 15:58 Uhr

Ich finde ja, dass es mit dieser Ich-Botschaften-Sache so ist wie mit allen/vielen dieser Theorien: da stecken auf jeden Fall ganz viele richtige und wichtige Überlegungen dahinter. Aber wenn man es zum Dogma erhebt, ist es auch nichts. Ich glaube, man kann das nicht ohne Authentitätsverlust durchgehend durchziehen und ich glaube zudem, dass es nicht immer und bei jedem Gegenüber die richtige Methode ist und dass sie wohl dosiert eingesetzt werden sollte.

Mein Mann ist z.B. überhaupt icht angetan von der Methode. Seine Mutter, von Berufs wegen sehr interessiert und durchaus versiert in pädagogischen Fragen, hat gerne solche Ich-Botschaften benutzt. Mein Mann sagt, er habe sich dadurch (emotional) extrem unter Druck gesetzt gefühlt und es wurden bei ihm Schuldgefühle geweckt. Er habe sich immer "schuldig" an Mamas Gemütszustand gefühlt und immer bei allem gedacht "o je, ist Mama jetzt dann wieder traurig oder ärgert sich wegen mir?". Er meint, ihm wäre eine richtige authentische "Wutexplosion" oder eine saftige Du-Botschaft oft lieber gewesen als dieses "wenn ..., dann bin ich traurig!" Irgendwann habe er dann auch da auf Durchzug geschaltet (also letztloch auch nix anderes als bei den pösen Du-Botschaften ...).

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Re: Gerade immer wieder Thema: Ich-Botschaften

Antwort von cube am 23.01.2019, 9:49 Uhr

Ja, das ist ja einer der Kritik-Punkte an den Ich-Botschaften. Bei permanenter Verwendung stellt sich der Sender eben über den Empfänger.

Es gibt ja nun auch andere Modelle und alle haben eins gemeinsam: es sind Vorschläge/Anregungen, die eigene Kommunikation zu überdenken, wenn es immer wieder Probleme gibt. Stur 1 Modell als DAS ultimativ richtige zu sehen zeigt ja eher, dass derjenige den Sinn von Modellen, Theorien etc nicht wirklich verstanden hat.
Und man muss auch immer sehen, wann - also unter welcher Beeinflussung - wurde das Modell entwickelt.
Gordon zB ist ein Kind des Krieges - er kennt die autoritäre Erziehung - aber auch die darauf folgende Bewegung der laissez faire-Erziehung. Selbst ist er von ersterer geprägt. Also den bloßen "Kommandos" ans Kind, das zu gehorchen hatte (Kinder zu Kriegszeiten hatten zu gehorchen, weil es überlebenswichtig war). Mit Kindern hat man keine Emotionen diskutiert oder etwas erklärt - das waren Kinder, die hatten zu parieren. Die Eltern waren gegenüber keine Rechenschaft schuldig für irgendetwas.
Im Gegensatz zu laissez faire - alles gut heißen, nichts kommentieren, Kinder machen lassen. Auch eine Form der Vernachlässigung, da die Kinder ebenfalls aus der emotionalen Welt der Eltern ausgeschlossen werden.

Das wollte er ändern. Er wollte mit seinem Modell verdeutlichen, wie viel besser Kinder gedeihen, wenn man sie auch emotional teilhaben lässt. Weder als reine Befehlempfänger sieht, noch als bereits Erwachsene im Kinderkörper, die ausschließlich eigene Erfahrungen ohne Einwirkung von außen machen sollen.

Nun leben wir heute weder im Krieg, noch haben wir eine Zeit, in der man sich mit Hilfe des laissez faire-Erziehungsstils von Machtmißbrauch befreien wollte. Der allgemeine Konsens ist bereits dort angekommen, wo Gordon ihn haben wollte. Kinder als Menschen, Persönlichkeiten zu sehen und sie auch entsprechend zu behandeln, zu erziehen/einzubeziehen.

Heute geht es eben mehr darum, sich sowas immer wieder mal einfach ins Gedächtnis zu rufen. Habe ich Kommunikations-Probleme mit meinem Kind, kann es eben durchaus helfen, auf gezielte Ich-Botschaften zurück zu greifen.
DAS Wundermittel für alles sind sie aber nicht (mehr).


Aber mir ging es wie im Eingangs-Post gesagt nicht darum, Ich-Botschaften als das non-plus-ultra darzustellen.
Mich hat geärgert, dass sie gerade von einigen (oder einem) Foristen so hochgejubelt werden - dann aber eben gar nicht richtig verstanden/erklärt oder mit richtigen Beispielen belegt wurden. Deshalb der Versuch, denjenigen, die das Modell eben nicht kennen, es wenigstens ein mal richtig darzulegen ;-)

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Re: Die Mischung machts

Antwort von cube am 23.01.2019, 11:57 Uhr

Eigentlich pflegen wir heute einen recht gesunden Mix aus den verschiedenen Erziehungsstilen. Zum größten Teil wollen wir unsere Kindern fördern, ihnen Entfaltungsfreiraum lassen, aber ihnen auch hilfreich zur Seite stehen und an der richtigen Stelle Grenzen setzen.
Es gibt eigentlich keine dogmatische "Die richtige Erziehung" - SO und nicht anders muss es immer sein.
Wenn ich bereits 2 Wochen lang morgens immer wieder erklärt habe, warum wir jetzt los müssen, Kind sich anziehen soll etc (ich-Botschaften eingeschlossen :-) - dann sage ich am 15 Tag eben auch mal "zieh dich jetzt an" und antworte auf die Frage "warum?" mit "weil ich es sage". Autoritär - aber in dem Fall eben angemessen.
Genau so sehe ich mein Kind beim Versuch, ein Problem mit dem Bauklotzturm zu lösen. Ich sehe, dass es so nicht funktionieren kann und weiß, gleich gibt´s Gebrüll. Dennoch sage ich nichts - es soll seine eigene Erfahrung machen und daraus lernen, bin aber da, wenn es Trost braucht und auch bereit, beim nächsten Versuch zu helfen. Antiautoritär.
Ich sehe mein Kind zum x-ten Male den Ball ins Nachbars Garten schießen. Sage aber nichts, weil es jetzt mal vom Nachbarn hören soll, wie nervig er das findet. Auf die Beschwerde meines Kindes über den bösen Nachbarn reagiere ich nur mit einem Schulterzucken. ICH hab´s ja oft genug gesagt und bediene mich kurzfristig einer Laissez faire-Erziehung, indem ich es weder davon abgehalten habe, noch mich um die Empörung des Nachwuchses schere.
Es gibt nicht das eine Allheilmittel-Modell. Kommunikations-Modelle zeigen uns auf, wie etwas grundsätzlich funktioniert (Sender-Empfänger-Modell) und/oder verdeutlichen bestimmte Mechanismen. Sie erheben aber eigentlich nicht den Anspruch, dass es nur so und nicht anders gemacht werden muss, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen.

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Gefällt mir - stimme vollkommen zu :-) owt

Antwort von Mauki2007 am 23.01.2019, 12:37 Uhr

LG Mauki

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Re: Gerade immer wieder Thema: Ich-Botschaften

Antwort von chrpan am 23.01.2019, 13:21 Uhr

Verstehe deinen Mann.
Allerdings gibt es solche und solche Ich-Botschaften. Dieses "..sonst bin ich traurig" beinhaltet für mich beinahe schon eine emotionale Erpressung - wenn du verstehst, was ich meine.
Ein "...denn das möchte ich nicht", finde ich da angebracht und finde das auch nicht gekünstelt.

Oder "Ich möchte nicht, dass du mit Sand wirfst" statt "Mit Sand wirft man nicht".

Du-Botschaften sind ja an sich nicht verwerflich, nur sollten Zuschreibungen vermieden werden und besser das hier und jetzt wertfrei beschrieben werden.
ZB "Du hast deine Jacke auf dem Boden liegen lassen, bitte häng sie an ihren Platz"
anstelle von zB "du bist (schon wieder) schlampig/achtlos etc."

Liebe Grüße

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Re: Gerade immer wieder Thema: Ich-Botschaften

Antwort von niccolleen am 24.01.2019, 8:44 Uhr

Ich hab jetzt nicht alle Beitraege gelesen.
Ich finde das meist eine sehr verkopfte Haarspalterei.

Ich sage schon immer wieder mal "*Man* macht das nicht", z.B. Weil es ein paar Dinge gibt, die einfach hoeflich sind, z.b. die Tuer nicht jemandem vor der Nase drauffallen lassen, jemanden zu gruessen (jedenfalls mit 9 fast 10 Jahren), sich zu bedanken, zu verabschieden, und ein paar andere Regeln fuers angenehme Zusammenleben. Klar kann ich mir da den Mund fusselig reden, wozu das alles gut ist, und im Prinzip mache ich das ja auch. Aber gerade da finde ich das "man macht das nicht" eigentlich am selbsterklaerendsten. Ich finde nicht, dass das irgendwen "ausschliesst" oder irgendeine ich-du-er-sie-es-Botschaft untergraebt, sondern es sagt einfach, wasSache ist. Dass es keinen besonderen Grund gibt, keine Gefahr in sich birgt oder vermeidet, keine seelische Verletzung eines Beteiligten ansteht, sondern dass es einfach eine Umgangsform ist, um das Zusammenleben schoen zu gestalten.

lg
niki

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Re: Gerade immer wieder Thema: Ich-Botschaften

Antwort von Brummelmama am 25.01.2019, 9:35 Uhr

das Problem ist, man ist sich dessen bewußt, wenn man es liest aber die Umsetzung ist in den Momenten absolut schwierig denn man ist ja selbst erzogen worden und mache Sprüche die man dann verwendet, sind die Sprüche, die man selbst erhalten hat.

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