Rund um die Erziehung

Rund um die Erziehung

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von Laetitia am 26.07.2019, 14:12 Uhr

Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Ich habe gerade gelesen, dass der bekannte Familientherapeut Jesper Juul gestorben ist. ich habe seine Antworten auf Fragen von Eltern im Gesellschaftsteil der Süddeutschen Zeitung immer gerne gelesen, aber ich habe noch keines seiner Bücher gelesen. Er war ja der Überzeugung, dass Kinder keine Grenzen, sondern Beziehung brauchen. Eltern müssten nicht konsequent, sondern glaubwürdig sein. Habt Ihr schon mal ein Buch von Herrn Juul gelesen? Wenn ja welches? Und wie fandet Ihr es? Hat es Euch etwas Neues erschlossen?

 
9 Antworten:

Re: Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Antwort von Windpferdchen am 26.07.2019, 16:14 Uhr

Hallo,

er war schon länger sehr krank, es tut mir aber trotzdem leid, das zu hören.

Also, am besten finde ich sein Buch „Mein kompetentes Kind“ für Eltern von kleinen Kindern im „Trotzalter“. Das hat bei uns wirklich etwas verändert, als meine Kinder in diesem Alter waren.

Ich habe auch noch ein, zwei weitere seiner Bücher gelesen, unter anderem das Pubertätsbuch „Pubertät - wenn Erziehen nicht mehr geht“ oder so ähnlich. Das fand ich nicht gut. Da wurde (etwas vereinfacht gesagt) verlangt, dass Eltern nichts von ihrem Teen erwarten dürfen, umgekehrt aber total auf ihn eingehen müssen.

Es wurden außerdem Schuldgefühle gemacht, weil jedes Pubertätsproblem angeblich Schuld der Eltern sei. Obwohl Entwicklungspsychologen längst sagen, dass ein Kind nicht das Produkt seiner Eltern ist, sondern seine eigene Persönlichkeit mitbringt, und damit auch hier und da anlagebedingte Schwierigkeiten.

Jedenfalls sollte man einfach nehmen, was man gut gebrauchen kann im Erziehungsalltag, und weglassen, was nicht zur eigenen Familie passt. Insgesamt bekommt man einige wertvolle Anstöße von ihm, finde ich.

LG

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Antwort von Perspektiven am 26.07.2019, 21:52 Uhr

Hallo Laetitia,

Ich habe das Buch „Grenzen, Nähe, Respekt“ gelesen. Es sind einige grundsätzliche Aussagen über den Umgang mit Kindern vorhanden. In Ähnlicher Form habe ich sie auch wo anders gefunden. Es ist ein Ratgeber.

Ich bekomme die Mails vom familylab-team.

Selbst habe ich die Familienkonferenz von Thomas Gordon und einige andere Methoden kennen gelernt, die ich seit über 20 Jahren mit Erfolg anwende. Sie sind auf alle Probleme und Konflikte anwendbar. Ich habe den eindruck dass Jesper Juul auch darauf aufbaut.

Ein Teil davon ist in den Gruppen hier bei RuB vorhanden:
https://www.rund-ums-baby.de/gruppen/einfuehlsames-beobachten
zum generellen kennen lernen
https://www.rund-ums-baby.de/gruppen/die-ich-botschaft
um die Wirkung des Verhaltens ohne Bewertung mitzuteilen.

Ich habe weitere Infos, die ich per E-Mail schicken kann. Dabei halte ich mich an den Datenschutz.

Viel Erfolg und viele Grüße
Perspektiven
(Teil des Namens meiner Initiative)

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Antwort von niccolleen am 26.07.2019, 22:41 Uhr

Zufaellig heute im Erich Kaestner-Buch beim Vorlesen gefunden: (Emil und die Drei Zwillinge zitieren Goethes Wanderjahre)
"Goethe meint, dass wir von Natur aus, sozusagen noch verborgen, schon alles besitzen, was wir fuers Leben brauchen. Es kann sich, meint Goethe, ganz von selber entwickeln. E muss nicht dauernd jemand an uns herumdoktern. Mit Vorschriften und Aufsicht und Zensurverteilen." ...

Da hat also Jesper Juul eigentlich schon alte Huete aufgegriffen.
Schade um ihn jedenfalls.
lg
niki

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Antwort von Mutti69 am 27.07.2019, 9:06 Uhr

Ich habe gelesen „Aggression, warum sie für uns und unsere Kinder...“, aber ich bin damit nicht warm geworden.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Antwort von DK-Ursel am 27.07.2019, 10:03 Uhr

Hej!

Ich habe schon im RUB daz geantwortet.
ich habe früher - noch recht neu in DK - etliche Bücher von ihm gelesen, udn auch ich finde "das kompetente Kind" am aussagestärksten, vor allem weil es mir damals doch Grundzüge der dän. Pädagogik und des Umgang miteinander in der dän .Gesellschaft generell miteinander nähergebracht oder "erklärt" hat.
Letztendlich kenne ich etliche Pädagogen,die ihm durchauch kritisch gegenüber stehen . Aber auch Papst Franziskus wird kritisiert - wieso also nicht ein Erzieherpapst?

Nicoleen, braut nicht jede Erziehung (heute) darauf auf?
es heißt immerhin ErZIEHung und nicht "Reindrückung" oder "Aufdrückung" oder so.
Wir versuchen herauszuziehen, welche Talente im Kind schlummern, indem wir ihm Anregung und Vorbild geben. Und tunlichst nichit, indemwir ihm unsere Vorstellungen,wie es zu sein habe, aufdrücken.
Was oft schwer genug ist.
Wäre es anders, wären wir ja in der Tat auch alle gleich.
Da wir aber alle verschiedene Gaben mit uns bringen, entwickeln sichalle auch verschieden - das hängt eben nicht nur von den äußeren Gegebenheiten ab.

Trotzdem danke fürs Zitat - zeigt, daß Goethe nicht zu Unrecht als kluger Mann bezeichnet wird (auch wenn auch er manchen Unsinn verzapft hat, aber damit sind wir wieder beim Papst )

Trotzdem schade, daß er schon gehen mußte. Auch aus kritischen Statements kann man ja lernen.

Gruß Ursel, DK

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Antwort von niccolleen am 27.07.2019, 15:56 Uhr

"braut nicht jede Erziehung (heute) darauf auf?"

Das ueberrascht mich jetzt. Nein, ich finde, dass leider noch fast gar keine Erziehung darauf aufbaut. Jesper Juul war da wirklich ein Vorreiter und ich fand es sehr interessant, dass es doch aus der "guten alten Zeit" mit den damals doch noch ganz schlimmen Erziehungsmethoden doch schon dieselben Gedanken gegeben hat. Ich hab das sogar sehr erstaunlich gefunden, denn ich kenne auch heutzutage noch kaum wen, der nicht die Augen aufreisst, wenn ich meine, dass man Essen, Schlafen, Trockenwerden, Gehen etc. nicht erst angelernt und anerzogen bekommen muss, sondern dass das von selbst im Rahmen der normalen Entwicklung passiert.
Auch in diesem Forum sind doch 9 von 10 Posts: Was kann ich noch tun, damit mein Kind endlich das Klo und nicht die Windel benutzt und wie mache ich aus meinem schlechten Esser einen guten und wie muss ich am besten an den Armen zerren, damit er endlich aufsteht und geht, und wieviel muss ich noch am Nachmittag und Abend nach der Shcule mit dem Kind rechnen ueben, bis es endlich ein besseres Zahlenverstaendnis bekommt und ueberhaupt bis mein Kind endlich statistisch nirgends aus der Gausschen Kurve faellt und NORMAL wird, muss ich meinen Kind nicht klarmachen, dass ein Instrument Arbeit und langes taegliches Ueben wird damit es darauf vorbereitet ist, was Musik bedeutet,... und und und.
Mir persoenlich ist es viel zu viel Erziehung und zuwenig Entwicklungsförderung. Worte wie "brav" und "schlimm" passen für mich nicht zum Bild des kompetenten Kindes, auch wenn ich Grenzen für wichtig und unerlaesslich erachte, Trockentraining und Prinzipienreiterei dagegen nicht.

lg
niki

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Antwort von DK-Ursel am 27.07.2019, 20:17 Uhr

Nicolleen, vielleicht hast Du Recht, und vielleicht habe ich eben auch eher die Theorie als diePraxis gesehen.
Wenn meine absolut überzeugte Waldorftante von deren Pädagogik erzählt, finde ich durchaus, daß viel davn inzwischen auch an "normalen" Schule n
praktiziert wird oder zumindest so geplant ist.
Das gleiche übrigens in meiner Schwiegerfamilie, auch ein Zweig Waldorf, ein Zwei "normale Schule, viele Lehrer auf beiden Seiten, aber auch da vertreten inzwischen die "normalen" Lehrer die Meinung, daß doch vieles gar nicht mehr so weit weg von Rudolf Steiner ist.
Und mag sein, daß die Praxis im Alltagsgefecht eben doch noch viel darauf ausgeht, daß man auch mal funktionieren muß - trotzdem ist ja vieles schon anders .

Wir hatten heute Familientreffen und ich saß in einer sehr internationalen Familienecke, wo wir franz., dt., schweizerische,. niederländ., engl. und dän. Erziehung verglichen, da gab es in der Tat noch Unterschiede - und ich nenne da ja durchaus auch mich als bestesy Beispiel:
Auch wenn ich die dän. Theorie gut finde, ist es ein langer Weg weg von der dt. Mutter dorthin in der Praxuis. Da magst Du also Recht haben - aber ich denke, ein Jesper Juul nimmt sich nicht viel mit einem Jens-Uwe Rogge o.ä. im Vergleich.

Wie es umgesetzt wird, steht auf einem anderen Blatt - und wenn ich, die ich dän. Pädagogik ja lange erlebt habe und gut finde, noch erhebliche Probleme damit hatte,als es Spitz auf Knopf stand, dann mag es sein, daß derWeg in Dtld. dorthin noch ein bißchen länger ist.
In der Praxis, den ndieTheorie ist doch da!
Gruß Ursel, DK

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Antwort von Sille74 am 27.07.2019, 21:54 Uhr

Ich habe seine Bücher nicht gelesen (ich habe überhaupt gar keine sog. Erziehungsratgeber gelesen, von keinem), weiß also nur das, was man über ihn so liest und hört aus verschiedenen Quellen. Das fand ich aber interessant und sehr nachdenkenswert und durchaus auch pragmatisch.

Seine Tips in der Süddeutschen habe ich immer gern gelesen (die der anderen auch, aber seine besonders), auch wenn ich es vielleicht doch amders ge,acht hätte, da sie immer einfühlsam und warmherzig und gleichzeitig ungemein pragmatisch und nachvollziehbar waren. Er wird mir vei meiner Zeitungslektüre fehlen!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Familientherapeut Jesper Juul gestorben

Antwort von Perspektiven am 31.07.2019, 21:24 Uhr

Hallo Laetitia,

Soeben habe ich den Nachruf auf Jesper Juul "Der Beobachter" im Internet gelesen:
Daraus entnehme ich:

"Persönliche Sprache", "Selbstgefühl", "autonome Kinder" und vor allem "Gleichwürdigkeit", sein großer Begriff, der Augenhöhe jenseits von Macht einfängt und die Grundbedingung darstellt, sich ernstgenommen und gemeint zu fühlen.
Kinder brauchen keine Grenzen - sondern Beziehungen zu Menschen, die Grenzen haben. Eltern müssen nicht konsequent sein - sondern glaubwürdig."

Um glaubwürdig zu sein, muss man in Allem stimmig sein. Eltern erziehen durch ihr Verhalten mehr als durch Worte.

Das ist mir in den letzen 2 Wochen wieder bewusst geworden, als wir zwei Mädchen im Alter von 9 und 8 Jahren bei uns hatten, die nicht unsere Enkelkinder sind.

HG

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Ähnliche Fragen

Ähnliche Beiträge im Forum Rund um die Erziehung:

Uroma Gestorben wie den Kindern erkläre

Hallo Meine beiden Mädels sind 6 und 5 Jahre alt. Jetzt ist die Uroma gestorben und beide sind total traurig und weinen oft vorallem abends. Wie soll ich ihnen das erklären mit der Uroma und sie erkläre ich es Ihnen das die Uroma verbrannt wird. Ich bin etwas hilflos weil die ...

von NeJu 24.09.2012

Frage und Antworten lesen

Stichwort: gestorben

Uropa gestorben: Wie erkläre ich es meinem Kind (2J 4M)?

Hallo, brächte mal eure Hilfe! Mein Opa ist vorgestern nach langer Krankheit & Krankenhausaufenthalt gestorben, am Fr. ist die Beerdigung. Nun bin ich etwas ratlos, wie ich es meinem 28 Monate alten Sohn erzähle, ohne ihm unnötig Angst zu machen?! Er soll/muss am Fr. auch mit ...

von rabarbera 01.02.2012

Frage und Antworten lesen

Stichwort: gestorben

Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.