Entwicklung im 1. Lebensjahr

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Geschrieben von Nancy_Spain am 06.12.2004, 20:35 Uhr

Worte vom Profi...

ganz wertungsfrei zum durchlesen!!

Aus dem Forum "Rund um Geburt und Nachsorge" oder so *ggg*.

Hallo,

1. ich bin nicht prinzipiell gegen Wunschkaiserschnitte.

2. ein Kaiserschnitt ist und bleibt eine große Bauchoperation. Vor der hier manchmal praktizierten Verharmlosung eines solchen Eingriffes kann ich nur warnen. So ist die Sterblichkeitsrate nach geplantem Kaiserschnitt immer noch 4 x höher als nach vaginaler Geburt, auch wenn sie insgesamt niedrig ist. Fieberhafte Verläufe im Wochenbett sind 5x häufiger als nach vaginaler Geburt, der Blutverlust ist ebenfalls wesentlich größer als nach vaginaler Geburt. Eine Blasenverletzung gibt es bei vaginalen Geburten nicht, wohl aber bei Kaiserschnitten. Nach der Operation können sich Verwachsungen und hierdurch verursachte Schmerzen bilden. Für Folgeschwangerschaften ist es auch nicht unerheblich, ob ein Kaiserschnitt vorausgegangen ist oder nicht. So besteht das Risiko einer Narbenruptur, eine vorausgegangene Sectio ist außerdem ein Risikofaktor für eine Palzenta prävia oder eine eingewachsene Plazenta (Plazenta accreta). Die Rate an Totgeburten steigt, wahrscheinlich bedingt durch eine durch Narbengewebe verminderte Gebärmutterdurchblutung. Das sind nur einige mögliche Komplikationen. Man sollte desweiteren auch nicht das Kind vergessen. So ist das Risiko für die Entwicklung eines Atemnotsyndroms nach Sectio 2-4x größer als nach vaginaler Geburt. Es besteht außerdem das Risiko, daß das Kind bei dem Eingriff verletzt wird (Schnittverletzung). Desweiteren muß man auch die Möglichkeit einer Fehleischätzung des Schwangerschaftsalters bedenken. Durch eine zu frühe Terminierung des Kaiserschnittes kann man ungewollt eine Frühgeburt produzieren.

Wohlgemerkt, normalerweise verläuft ein Kaiserschnitt natürlich unkompliziert, die Rate an Komplikationen ist niedrig. Wenn man aber einen Kaiserschnitt ohne Grund durchführt, muß man wissen daß man die von mir genannten Risiken und noch mehr ohne Grund in Kauf nimmt. Das ist vielen nicht bewußt. Deshalb kann ich nur noch einmal vor einem unkritischen Umgang mit dem Kaiserschnitt warnen. Diese Warnung möchte ich auch an alle Kollegen richten, die Ihren Patientinnen erzählen ein Kaiserschnitt sei sicherer als autofahren.

Dr. S. Kniesburges, St. Anna Hospital

 
5 Antworten:

Re: Worte vom Profi...

Antwort von zeitungsente am 06.12.2004, 21:46 Uhr

Huhu!

Ist dir das auch schon mal so gegangen, dass du krank warst, von Arzt zu Arzt gerannt bist, und jeder hat dir was anderes erzählt? So ist das halt in der Medizin. Auch hier hängt vieles von der Einstellung der jeweiligen Ärzte ab. Wer sich ein einigermaßen objektives Bild verschaffen möchte, muss schon selbst recherchieren. Wenn man das tut (zum Thema Kaiserschnitt) wird man im Internet meist zu lesen bekommen, dass die genannten Komplikationen (v.a. Todesfälle) in aller Regel bei Not-Kaiserschnitten auftreten. Und was niemand so richtig berücksichtigt: Für das Kind ist ein KS wesentlich risikoärmer. Wenn das mit den Atemproblemen auch stimmt, soweit ich weiss (das ist aber eine Bagatelle). Aber bei spontaner Geburt geht´s da fürs Kind viiiel haariger ab. Nur erzählt einem das keiner! (Beispiel: Wenn die Mutter an Streptokokkenbefall leidet, stehen die Chancen, dass das Kind infiziert wird, und das ist lebensgefährlich, 1:500!! Beim KS ist das Risiko gleich null) Bei mir war´s so, dass ich mehrere medizinische Gründe für einen KS hatte, mir die Ärzte aber trotzdem quasi freie Wahl gelassen haben (hatte einen tollen Frauenarzt, der nie meinte, mir reinreden zu müssen). Weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, habe ich mich an meine beste Freundin und an meine Schwägerin gehalten - beide Ärztinnen. Beide haben KS und spontane Geburten selbst erlebt (haben selbst je 3 Kinder) und haben mir beide zum KS geraten! Und die wollten mich sicher nicht umbringen und das Kind auch nicht... ;)
Was ich sagen wollte: Wie man Zahlen auslegt und was man an seine Patienten weitergibt - da spiegelt sich auch oft die eigene Philosophie. Und das St. Anna Team ist voll auf der natürlichen-Geburtsschiene. Ist halt so... ist doch auch okay... hier gehören dann eben Frauen hin, die "normal" gebären wollen.

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Re: Worte vom Profi...

Antwort von cosma am 06.12.2004, 22:09 Uhr

Hallo !

Da hat Zeitungsente aber wirklich recht, die Argumente sind denen der von der Ärztin dieser Klinik genannten wirklich gegenüberzustellen.
Letztlich ist es nämlich faktisch schwierig eine solche Risiko-Statistik realistisch zu betreiben, weil viele Spontangeburten in einer Not-Sectio enden, was die einst so unkomplizierte Spontangeburt aufeinmal relativiert und im Gegenzug bei den Sectiones allein durch diese Sekundärbedingung zu einer erhöhten Komplikationsrate der KS- Fraktion führt.

Viele Ärzte, viele Meinungen.

LG
Cosma

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Re: Worte vom Profi...

Antwort von Michi mit Luise am 07.12.2004, 10:13 Uhr

Fakt ist doch aber: KS ist eine Bauch-OP. (Bei Herzkranken verbunden mit Endokarditisprophylaxe)
D.h., wenn die Risiken einer Spontangeburt zu groß sind (auch panische Angst zähle ich dazu), ist gegen einen KS nichts einzuwenden.
ABER es gibt Frauen, die sind fälschlicherweise der Meinung, wenn sie per KS entbinden, bleibt "unten" alles so wie vorher. Was ja einerseits auch stimmt, nur vergessen diese die Narbe und damit verbundene andere Risiken und wissen nicht, daß nach einer Spontangeburt normalerweise am Ende alles so ist wie es war.
Und diese Unwissenheit kotzt mich an.
Diskutieren gern, KS-wers braucht...aber bitte immer nur mit Hintergrundwissen.
(Ist jetzt nicht gegen eine von Euch, denn ihr scheint gut informiert und werdet Eure Entscheidung gut abwägen)

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@Cosma!

Antwort von Frosch am 07.12.2004, 12:42 Uhr

Hallo!

Bist Du Ärztin? Für welchen Bereich denn? Würde mich interessieren - äh, ich geh mal davon aus, daß Du eine bist, wg. "viele Ärzte, viele Meinungen".

LG Antje

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@Michi...

Antwort von steffi1972 am 07.12.2004, 13:19 Uhr

Hi !

Ich habe es unten schon erwähnt, du lieferst wieder ein Klischee, nämlich das Frauen die einen KS wählen sich überhaupt nicht vorher aufklären lassen.

Sicher kann ich nur von den Frauen reden die ich kenne und die einen KS hatten, aber die sind 100 prozentig aufgeklärt gewesen.

Ich habe zwei Stunden beim Arzt drin gehockt und habe den Löcher in den Bauch gefragt....hinterher fragte er mich ob ich mich selbst operieren wolle *gg*...bzw. mein Mann !

Gehe mal davon aus das diese Frauen aufgeklärt sind... wie gesagt...das ist wieder eines der Klischees das Frauen nur denken Augen zu und durch ...

Sicherlich mag es Frauen geben die so denken wie du es oben schilderst, aber es ist nicht das gängige...

Wie gesagt, ich behaupte das Frauen mit einem WKS aufgeklärter an ihre Geburt rangehen als manch eine andere Frau an eine Spontangeburt.

Viele hier wissen gar nicht wie ein WKS bzw. wie die Vorgespräche ablaufen, behaupten aber das Frauen unaufgeklärt sind.

Jeder hier hat doch bestimmt schon eine OP über sich ergehen lassen müssen und wurde vorher auch aufgeklärt und hat was unterschrieben...und anders läuft es bei einem KS doch auch nicht ab.

LG steffi *g*

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